Eurofolk und Rock bei der zweiten Runde von „Melanchtöne“ Von Klezmer bis Kracher

Als es bei der Band Komodenlack Luftballons regnet, entdecken die Erwachsenen ihre kindliche Seite und toben sich aus. Bild: sh

Fechenheim (sh) – Musikalische Leckerbissen direkt vor der Haustür zu haben – das wissen die Fechenheimer zu schätzen. Wenn es dann auch noch zwei Musikgruppen mit ganz unterschiedlichen Stilrichtungen zu erleben gibt, ist das umso reizvoller. Im zweiten Konzert der neuen Fechenheimer Konzertreihe „Melanchtöne“, das im Kirchgarten der evangelischen Melanchthonkirche stattfand, gab es zunächst Eurofolk von Fechoffs Five und im Anschluss fetzigen Rock von Komodenlack. Passt das zusammen? Ja, denn was die Künstler des Abends eint, sind die Liebe zur Musik und pure Lebensfreude.

Die Gruppe Fechoffs Five verbindet schon in sich gekonnt und harmonisch zwei Gegenpole, nämlich Frankfurt und Offenbach: Aus diesen beiden Städten stammen die Bandmitglieder, die sich regelmäßig zum Proben in Fechenheim bei Brigitte Friebertshäuser und Günter Krause-Friebertshäuser treffen. Im Repertoire sind Klezmer-Melodien sowie Klänge aus Bulgarien, Slowenien, der Ukraine und Mazedonien. Darunter mischte sich aber auch schon mal ein Reggae oder auch „Paint it Black“ von den Rolling Stones. Es wurde mal wehmütig und sehnsuchtsvoll und mal wollte man einfach nur herumhüpfen. Die Klangfarben von Violine, Akkordeon, Posaune, Saxofon und Cajon sowie Bass streichelten die Seele. Zum Ende des Konzerts stimmte der Kirchturm sogar ein Vollgeläut an – was für ein Schlusspunkt. Oder vielmehr: Das Einläuten der zweiten Runde, denn Komodenlack mit Frontfrau Daniela Schulze-Biermann, auch als Fechenheims Kinderbeauftragte im Stadtteil unterwegs, rockte ohne größere Umschweife los.

Lesen Sie weiter auf Seite 2

Pop-Songs wie „Big in Japan“ und „Papa don’t Preach“ wurden in kernigen Versionen präsentiert, Klassiker wie „I Love Rock’n’Roll“ animierten zum Mitgrölen. Einen starken Auftritt hatte ein ganz junger, als Spider-Man geschminkter Fan, der nicht nur die Bewegungen des Schlagzeugers perfekt nachahmte, sondern bei „Du wirst alt“ von Elfmorgen auch mit gesanglicher Unterstützung eine tolle Performance ablieferte.

Für ihren Neffen zauberte Schulze-Biermann eine kleine Video-Überraschung: Da sie aufgrund ihres Auftritts nicht bei seinem siebten Geburtstag dabei sein konnte, ließ sie ihren Mann den nächsten Song per Smartphone aufnehmen. Es erklang der Titelsong von „Ghostbusters“ – ein generationenübergreifender Ohrwurm, bei dem das Publikum nur allzu gerne mitsang. Und als bei Nenas „99 Luftballons“ eifrige Kinderhände rote Ballons von der Terrasse des Gemeindezentrums in den Garten segeln ließen, entdeckten fast alle Erwachsenen ihr inneres Kind und tobten sich im Luftballonregen tüchtig aus.

Die Konzertreihe „Melanchtöne“ entstand nach einem Friedenskonzert für die Ukraine in der Melanchthonkirche, bei dem lokale Musikern auftraten. Aus dieser Veranstaltung hat sich ein regelmäßig stattfindendes Musiker-Treffen entwickelt, bei dem die Idee zu „Melanchtöne“ geboren wurde.