Von alten Zöpfen und einem großen Wurf Ortsbeirat diskutiert über die „neue" Heinrich-Kraft-Schule

Die Heinrich-Kraft-Schule soll von einer IGS in eine KGS mit Mittelstufenschule umgewandelt werden. Das sorgte beim Ortsbeirat für reichlich Diskussionsstoff. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Die Umwandlung der Heinrich-Kraft-Schule von einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in eine Kooperative Gesamtschule (KGS) mit Mittelstufenschule soll die Einrichtung attraktiver machen. Auch einen neuen Namen soll sie erhalten. Beim Ortsbeirats 11 rief das Vorhaben ein geteiltes Echo hervor.

Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2013 kämpft Schulleiterin Christine Georg um das Ansehen der Heinrich-Kraft-Schule. In einer detailliert ausgearbeiteten Präsentation verdeutlichte die Schulleiterin die Problematik, mit der die Heinrich-Kraft-Schule zu kämpfen habe: Die Schülerzahlen seien katastrophal, so Georg. Derzeit besuchen 485 Schüler die Kraftschule, die Prognose für August liege bei 450 Schülern. Bevor die Heinrich-Kraft-Schule 2009 in eine IGS umgewandelt wurde, war sie schon einmal eine KGS. „Da waren es mehr als 600 Schüler“, so Georg. Als einen der Gründe für die sinkenden Schülerzahlen nennt die Schulleiterin den schlechten Ruf, den die Schule und der Stadtteil hätten. Eltern von Kindern, welche die benachbarte Freiligrath-Grundschule besuchen, würden bemängeln, dass es an der Heinrich-Kraft-Schule ihrer Ansicht nach keine gymnasialen Angebote gibt.

Schulleiterin Christine Georg will den gymnasialen Zweig an der Heinrich-Kraft-Schule erhalten

Als IGS bietet die Heinrich-Kraft-Schule einen gemeinsamen Unterricht für Schüler mit Förder-, Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung von der fünften bis zur zehnten Klasse. In der neuen Schulform – einer KGS mit Mittelstufenschule – würden die Schüler bereits ab der sechsten Klasse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auf drei unterschiedlichen Leistungsniveaus unterrichtet. Ab der achten Klasse sollen ihnen dann der berufsorientierte Bildungsgang (Hauptschule), der mittlere Bildungsgang (Realschule) und der gymnasiale Bildungsgang zur Verfügung stehen. Ziel ist es, den gymnasialen Bildungsgang in Fechenheim-Süd zu erhalten. „Bleiben die Schülerzahlen weiter so schlecht, erfüllen wir die Kriterien einer IGS nicht und müssten dann als Haupt- und Realschule weitermachen“, erklärte Georg. Bereits jetzt gebe es an der Heinrich-Kraft-Schule Angebote, die nicht IGS-konform seien, wie den Schulgarten mit eigenen Bienenvölkern und Honigernte.

KGS mit Mittelstufenschule ist auch für Frankfurt eine neue Schulform

Da die KGS mit Mittelstufenschule eine auch für die Stadt Frankfurt neue Schulform sei, wäre diese zunächst eine Versuchsschule, die dann über zehn Jahre einen Bestandsschutz genießen würde. Mit diesem Neustart soll auch ein neuer Name für die Heinrich-Kraft-Schule einhergehen, der nicht mit einer politischen Figur besetzt sein soll. „Wir könnten uns den Namen eines Wissenschaftlers vorstellen, beispielsweise wurde Marie Curie genannt“, sagte Georg.

Mit der Namensänderung war vor allem die SPD-Fraktion nicht einverstanden. „Bedenken Sie, wie viele Auszeichnungen die Schule unter dem Namen Heinrich-Kraft-Schule gewonnen hat. Das würde mit einer Namensänderung weggewischt. Außerdem lassen sich die Menschen durch eine Namensänderung nicht für dumm verkaufen“, mahnte Magdalene Grana.

Stephan Zilcher plädiert für ein neues Schul-Gesamtkonzept für Fechenheim

Größte Bedenken an der geplanten Umstrukturierung zeigte Stephan Zilcher (SPD): „Ich habe das Gefühl, dass die IGS verkauft wird.“ Zilcher wünschte sich für Fechenheim „den großen Wurf“ in Sachen Schule denn: „Die schwächsten Stadtteile brauchen die stärksten Schulen“, plädierte der Sozialdemokrat. Eine KGS mit Mittelstufenschule sei da zu wenig. „Die Kinder sollen alle Abschlüsse im Stadtteil machen können“, sagte er. Stehe ein neues Gesamtkonzept, bei dem Zilcher auch die Zusammenlegung mit der Freiligrath-Grundschule sieht, könne auch über einen neuen Namen nachgedacht werden. Stephan Klee (Die Linke) gab zu bedenken, dass die Stadt Frankfurt den von Zilcher gewünschten „großen Wurf“ nicht leisten könne, dies müsse auf Landesebene diskutiert werden.

Sebastian Schugar befürwortet einen neuen Namen für die Heinrich-Kraft-Schule

Verständnis für eine neue Schulform und Namensgebung zeigte Ricarda Grünberg (Die Linke): „Die Heinrich-Kraft-Schule aus der Vergangenheit hat nichts mit dem zu tun, was diese Schule jetzt leistet.“ Dem pflichtete auch Sebastian Schugar (CDU) bei: „Heinrich Kraft in allen Ehren, aber die Schule hatte schon zu meiner Schulzeit einen schlechten Ruf. Es ist an der Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden. Das Kind braucht einen neuen Namen.“ Zu Wort meldete sich auch Wilfried Volkmann vom Verein Eltern für Schule, der die Vorstellung der neuen Schulform dafür lobte, dass sie vom Schüler her gedacht sei. Er ergänzte, dass die Schulkonferenz – bestehend aus Eltern, Lehrern und Schülern – die Umwandlung befürwortet hat. „Die müssten es am besten wissen“, so Volkmann.