Mit der App „Useeum“ auf den Frankfurter Jakobsweg Alle sollen pilgern können

David Heun, Anke Haub und Christiane van den Borg könnten mit ihren Apps von der Pilgerstatue vor der Leonhardskirche aus direkt losstarten. Foto: A. Zegelman /Bistum Limburg/p

Frankfurt (red) – Barrierefrei über den Jakobsweg pilgern – das geht neuerdings zumindest auf den 15 Kilometern, die durch Frankfurt führen. Und zwar mit einer App, die Informationen und Wegbeschreibungen so liefert, sodass sie für alle verfügbar sind. Stadträtin Daniela Birkenfeld, Thomas Feda von der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt (TCF) sowie Vertreter des Bistums Limburg und der Stadt haben die App vorgestellt.

Christiane van den Borg hält ihr Handy neben die eiserne Hand der Pilgerstatue, die ein Buch umfasst. „Das war noch die alte Version“, scherzt die Mitarbeiterin der städtischen Stabsstelle Inklusion und zeigt auf die Skulptur, „so ging Pilgern früher.“ Die App namens „Useeum“ auf ihrem Display dagegen ist die Zukunft.

Beziehungsweise die Gegenwart, denn nun funktioniert Pilgern in Frankfurt digital und barrierearm. Dafür wurde das 15 Kilometer lange Teilstück des weltbekannten Jakobswegs, das durch die Mainmetropole führt, so umgestaltet, dass es auch für Menschen, die geh-, seh- und höreingeschränkt sind oder Lernschwierigkeiten haben, zugänglich ist. Konkret bedeutet das: „Wir haben ein kleines Stück des Weges verlagert, haben Beschilderungen geändert, Sitzbänke aufgestellt, eine barrierefreie Toilette neu erschlossen und einen neuen, gut sichtbaren Kontraststreifen zwischen Fahrrad- und Fußgängerweg angebracht“, zählt David Heun, Referent der Stabstelle Inklusion im Bistum, auf. Für Menschen mit Hörbeeinträchtigung sollen zukünftig vermehrt Pilgertage mit Gebärdensprachübersetzung angeboten werden.

Nun ist der Weg so gut wie barrierefrei. Gibt es doch einmal eine Brücke, die für Rollstuhlfahrer zu steil ist, so wie die „Seufzerbrücke“ über die Nidda, kommt die neue, GPS-basierte App ins Spiel. Sie warnt vor möglichen Barrieren und hilft dabei, eine barrierefreie Möglichkeit zu finden. Die Inhalte der App sind verfügbar in Deutsch, Englisch, Leichter Sprache, als Gebärdensprachen-Videos (in Vorbereitung) und Sprachausgabe. Auch soll es bald ein analoges Pilgerbuch in Leichter Sprache geben, das die Informationen zum Pilgerweg leicht verständlich erklärt.

Drei Jahre lang haben die Stabstellen Inklusion des Bistums Limburg und der Stadt Frankfurt, die TCF, Vertreter von städtischen Dezernaten und die Hessische Jakobusgesellschaft Frankfurt an dem Projekt gearbeitet, das übrigens auch Menschen ohne Einschränkungen ansprechen möchte. 41.000 Euro hat die Realisierung gekostet, davon 17.600 Euro aus Fördergeldern des hessischen Sozialministeriums. 21.000 Euro stammen aus Mitteln der städtischen Stabsstelle für Inklusion, das Bistum steuerte 2600 Euro bei.

Bei einem kleinen Empfang im Innenhof der Caritas präsentierten die Akteure stolz ihre App. Ursprünglich habe man sich zum Ziel gesetzt, die App bis zum Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) im Mai online zu bringen, um möglichst viele Besucher von außerhalb fürs barrierefreie Pilgern zu begeistern, berichtete David Heun. Doch dann kam alles anders, bekanntermaßen wurde der ÖKT pandemiebedingt ins Digitale verlagert. Doch auch zur aktuellen Lage passe das App-gesteuerte Pilgern ganz wunderbar, immerhin kann man den Weg auch allein, als Familie oder mit Abstand gehen, wo das noch nötig ist.

Sozialdezernentin und Stadträtin Daniela Birkenfeld lud bei der Präsentation der App alle Menschen dazu ein, das kostenlose Angebot zu nutzen, auch die Frankfurter selbst, die so ihre Stadt noch einmal ganz neu kennenlernen können. „Auch ich freue mich schon darauf, loszupilgern“, sagte Birkenfeld. Thomas Feda, Geschäftsführer der TCF, und seine Mitarbeiterin Anke Haub berichteten, dass die App bereits zur Zertifizierung für die Bundesrichtlinie „Reisen für alle“ angemeldet sei, die barrierefreie Reiserouten auflistet. Die App „Useeum“ ist als kostenfreie Android- und IOS-App verfügbar.