Riesige Nachfrage bei den Hilfenetzen in Frankfurt Anderen helfen als Chance

Stefica Crnjac und Horst Dallwitz arbeiten als Vermittler beim Ökumenischen Hilfenetz Frankfurt Nord-Ost.

Frankfurt (red) – Horst Dallwitz hat einen Termin. Und zwar im Stadtteil Dornbusch, bei einem älteren Herrn, der Hilfe bei der Erledigung von Haushaltsdingen braucht. Dafür hat Dallwitz sich mit einer jungen Frau verabredet, die im Hilfenetz arbeitet. Gemeinsam klingeln beide an der Tür. „Solche Kennenlern-Gespräche sind wichtig, denn bevor wir jemanden in einen Haushalt vermitteln, besuchen wir gemeinsam den neuen Kunden oder die neue Kundin, um sicherzustellen, dass dort grundsätzlich alles okay ist“, erklärt Dallwitz, Vermittler aus der Pfarrei St. Franziskus beim Ökumenischen Hilfenetz Frankfurt Nord-Ost. Da wird auch schon geöffnet, der ältere Herr lächelt freundlich, der erste Eindruck der Wohnung ist gut. Entsprechend sagt auch die Helferin nach dem Erstgespräch gerne zu. Dallwitz ist erleichtert: „Denn wir haben sehr viel mehr Kunden als Helfer – und wir würden gerne jedem, der sich an uns wendet, Hilfe vermitteln.“

Seit mehr als 20 Jahren gibt es Hilfenetze in evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt; seit 2012 werden sie von der Caritas getragen. Aktuell sind es elf Hilfenetze in Frankfurt. Eine Karte ist auf der Internetseite der Caritas zu finden. Gemeinsam betreuen sie mit 500 Helfern 900 Kunden. Allein im Ökumenischen Hilfenetz Frankfurt Nord-Ost, für das Dallwitz gemeinsam mit seiner Kollegin Stefica Crnjac in der Anlaufstelle im Dornbusch arbeitet, sind es 80 Kunden, die von 25 Helfern unterstützt werden.

Das Prinzip ist einfach: Wer auf Hilfe beim Einkauf, im Haushalt oder Garten, bei Botengängen oder Begleitung zum Arzt angewiesen ist, kann sich im für seinen Stadtteil zuständigen Hilfenetzbüro melden. Die dortigen Mitarbeiter haben einen Pool an Helfern, denen sie die Arbeit anbieten können. Diese werden bezahlt, die Hilfe kostet für die Kunden gegenwärtig 16,70 Euro pro Stunde. Die Abrechnung erfolgt monatlich über den Caritasverband Frankfurt. Wer sich die Hilfe nicht leisten kann, kann sich an das zuständige Sozialrathaus wenden; in einigen Fällen übernehmen die Sozialrathäuser die Kosten. Wichtig zu wissen: Die Helfer erledigen gerne anfallende Arbeiten, doch medizinische Hilfe und Pflegeleistungen können und dürfen sie nicht erbringen. Zum Beispiel kochen sie gerne das Mittagessen und stellen den Teller auf den Tisch, doch füttern dürfen sie aus Versicherungsgründen nicht.

Die Nachfrage ist groß, deshalb werden auch aktuell wieder Helfer gesucht, die Lust haben, mitzuarbeiten. „In Frage kommen zum Beispiel Studierende, junge Mütter, die einen Job suchen, oder rüstige Rentner“, zählt Michael Vetter von der stadtweiten Steuerungsgruppe auf. Auch Langzeit-Arbeitslose sind eingeladen, sich zu bewerben. Wichtig ist, dass Helfer gut Deutsch sprechen, damit sie sich mit ihren Kunden verständigen können, und einen geklärten Aufenthaltsstatus besitzen.

Für die Helfer hat es gleich mehrere Vorteile, bei der Caritas anzuheuern. Wer gerne arbeiten möchte, für den können die Hilfenetze eine Chance sein, ins Berufsleben zu finden. „Und es fühlt sich einfach gut an, dem Nachbarn zu helfen und neben Anerkennung auch einen festen Stundenlohn zu bekommen“, schildert Vetter. Wer neu dazu kommt, wird sorgfältig angeleitet und ist während der Einsätze versichert. Die Helfer verdienen zurzeit 11,10 Euro pro Stunde, die dank einer Pauschale steuerfrei ausgezahlt werden können. Sie dürfen höchstens 250 Euro pro Monat oder 3000 Euro im Jahr über die Hilfenetze verdienen.

„Wir haben eigentlich aus fast allen Glaubensfamilien jemanden dabei“, sagt Crnjac. Diese Vielfalt ist für sie ein großer Pluspunkt der Hilfenetze. Wichtig ist den beiden Vermittlern aus dem Hilfenetz Nord-Ost, dass das Helfen kein Job wie jeder andere ist. „Man muss den Menschen mit Würde und Respekt begegnen, dann können sogar richtige Freundschaften zu den Kundinnen und Kunden entstehen“, sagt Crnjac.