Von der Furt am Main bis bis zur Metropole mit mehr als 760.000 Einwohnern Basiswissen über Frankfurt in zwei Bänden

Frank Wolff spielte seine Stadtgeschichte auf dem Cello. Bild: Faure

Altstadt (jf) – Frankfurts „Stadtstreicher“ Frank Wolff eröffnete mit einer Eigenkomposition auf dem Cello den Abend im Kreuzgang des Karmeliterklosters. Ein gelungener Auftakt für die Präsentation eines in jeder Hinsicht gewichtigen Werkes. „Tradition und Wandel: Frankfurt am Main“. Die fast 1230-jährige Geschichte der Stadt ist nun auf knapp 1000 Seiten in zwei Bänden nachlesbar. Herausgegeben wurde das Kompendium der Frankfurter Historischen Kommission von Marie-Luise Recker. „Es ist ein neues historisches Standardwerk“, urteilte Stadtrat Bernd Heidenreich, der zudem stellvertretender Vorsitzender der Frankfurter Historischen Kommission ist. „Die Entstehung war ein Langstreckenlauf“, äußerte Heidenreich. Der Titel „Tradition und Wandel“ treffe auf kaum eine andere Stadt so zu wie auf die Mainmetropole. „Die seltene Verbindung von Geist und Geld war in Frankfurt zuhause“, unterstrich er.

Er wies auch darauf hin, dass sich dieses neue Basiswerk auf dem gegenwärtigen Wissensstand befinde. Doch: „Gesicherte Gewissheit ist nicht möglich, da sich Perspektiven ständig verändern, Forschungen weitergeführt werden.“ Der Stadtrat würdigte die „fundierten und gut lesbaren Beiträge“ der Bücher. Drei Traditionslinien seien für Frankfurt bedeutsam: die geografische Lage, die politische Rolle und der weltoffene, liberale Geist mit einer ausgeprägten Stifterkultur.

Herausgeberin Recker erläuterte: „In sechs Hauptkapiteln und 38 Vertiefungskapiteln erzählen 28 Autorinnen und Autoren unter Einbeziehung neuester Fragestellungen die Geschichte der Stadt von der Zeit Karls des Großen bis in die Gegenwart.“ Mit den Karolingern habe der Aufstieg begonnen. Allerdings habe die Geschichte der Stadt Brüche, gerade in der Nazizeit sei viel von dem zerstört worden, was Bürger in Jahrhunderten aufgebaut hatten. „Außerdem muss man feststellen, dass sich die Stadtbevölkerung nach 1933 erstaunlich schnell an die neuen Machtverhältnisse anpasste.“

Michael Fleiter las anschließend aus dem von ihm verfassten Kapitel „Frankfurt seit 1945. Ein historischer Streifzug“ über den kulturellen Neuanfang. Im September 1945 gelang es, den großen Börsensaal für Theateraufführungen zu nutzen. Carl Zuckmayers Drama „Des Teufels General“ eröffnete die erste Nachkriegsspielzeit. Bei Opernabenden lauschten nicht nur die Zuschauer im Saal, sondern auch die draußen auf den Trümmern konnten gut zuhören; die Fenster des Saals waren zerstört.

Im Juli und August 1945 gab es wieder die ersten Kinos. 1958 zählte man 80 Lichtspielstätten in Frankfurt. Der Zoo war zu einer Unterhaltungsstätte geworden, Bernhard Grzimek versuchte so, Mittel für den Wiederaufbau des Tierparks zu gewinnen. 1948 begann die Erfolgsgeschichte des „Althoffbaus“ am Ort der heutigen Bärenanlage. Zeitweilig war das sogar eine Hochburg der Catcher, bis 1953 andere Räumlichkeiten zur Verfügung standen.

Noch einmal betrat Wolff die Bühne: „Ich kenne die Frankfurter Schule und die Neue Frankfurter Schule und bin so etwas wie ein Missing Link zwischen beiden.“ Dann begeisterte er erneut mit seinem unverwechselbaren Cellospiel. Die zweibändige Frankfurt-Geschichte des Wallstein Verlags ist im Buchhandel für 49 Euro erhältlich.