Haus am Dom: „Gesicht zeigen gegen Rassismus und Antisemitismus, für mehr Miteinander“ Die bitterbunte Seele des Friedens

Rafael Herlich stellt im Haus am Dom aus.

Altstadt (red) – Die Intensität der Geschichten, mit denen Rafael Herlichs neue Ausstellung im vierten Stock des Hauses am Dom beginnt, ist kaum auszuhalten. Ein Holocaust-Überlebender, beim Gebet in der Synagoge fotografiert. Ein aus der Ukraine geflüchtetes Mädchen, das sich blau-gelbe Wolle in die Haare geflochten hat und voller Stolz in die Kamera lächelt, obwohl es fast alles verloren hat. Ein Überlebender von Hanau, der sich 2020 während der Attentate unter einem Tisch versteckte und deshalb überlebte. Und ein Leichtathlet, der 1972 die Geiselnahme von München während der Olympischen Spiele überstand – nachdem er bereits den Holocaust überlebt hatte. „Shaul Ladany ist ein guter Bekannter von mir. In München hat er mir erzählt, dass er diesen Anzug mit dem breiten Revers nur einmal getragen habe – damals, 1972. Und seitdem nie wieder“, sagt Rafael Herlich. Der Frankfurter Fotograf zeigt seine neue Ausstellung im Haus am Dom kostenfrei bis 13. November: Unter dem Titel „Gesicht zeigen gegen Rassismus und Antisemitismus, für mehr Miteinander“ sind 38 Fotografien im Format 60 mal 90 Zentimeter zu sehen. Dabei gibt Herlich durch die Linse seiner Kamera Einblicke in Lebenswelten, die wie nebenbei die großen Verursacher von Diskriminierung einfangen.

Denn viele der Menschen, die sich in der Ausstellung klar gegen Hass positionieren, haben Ausgrenzung selbst erfahren: Wegen ihres Geschlechts, ihrer Religion, Herkunft, Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung. Es sind wunderbar ausdrucksstarke Porträts ganz unterschiedlicher Menschen.

„Durch meine Arbeit möchte ich zeigen, dass Juden, Christen, Muslime sich gleichermaßen gegen den Hass stellen und zeigen: Gemeinsam sind wir stark“, sagt Herlich, der hofft, damit eine Botschaft des Friedens senden zu können. Der Fotograf, der zum vierten Mal im Haus am Dom ausstellt, zeigt einen Rabbi neben einer evangelischen Pfarrerin, eine afghanische Braut und einen afrikanischen Verkäufer, Tik-Tok-Gruppen und einen Travestiekünstler, Polizisten und Sportler des jüdischen Turn- und Sportverbandes Makkabi, Promis und Menschen, die nicht weiter bekannt sind. Die Ausstellung zieht sich vom vierten bis in den ersten Stock. In der Lichtgalerie sind vier Fotos von Kindern zu sehen. „Alle Kinder möchten ein Leben in Frieden haben“, sagt Herlich: „Dafür, dass das gelingt, sollten wir uns als Gesellschaft einsetzen.“

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, neun bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, elf bis 17 Uhr.