650 Jahre Stadtwald: Grund zum Feiern und Anlass zur Sorge um die Zukunft „Der größte Schatz der Stadt“

Die Kostümgruppe „Sachsehäuser Berjersleut“ an der Vitrine mit dem Privileg Nummer 189 im Institut für Stadtgeschichte.

Sachsenhausen (jf) - Wäre Kaiser Karl IV. nicht notorisch klamm gewesen, hätte Frankfurt heute nicht die größte zusammenhängende kommunale Waldfläche Deutschlands in Besitz. Doch im Privileg Nummer 189 vom 2. Juni 1372 ist besiegelt, dass Karl IV. „den Reichsforst in der Dreieich“ und das Schultheißenamt für 8800 Gulden der Stadt Frankfurt überlässt. Mit Rückkaufsrecht, das jedoch nie in Anspruch genommen wurde.

„Das war ein Glückstag für Frankfurt“, bemerkte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig auf dem Festakt zum Jubiläum, „der Stadtwald ist der größte Schatz der Stadt.“ Das Waldstadion sei die einzige Bausünde im Areal, die sie verzeihe. Aber Nutzungskonflikte habe es immer gegeben. So müssen heute Radfahrer, Jogger, Spaziergänger und Hundebesitzer auf den insgesamt 250 Kilometern Wegen auf dem 5000 Hektar umfassenden Stadtwald miteinander auskommen. Was funktioniert – meist zumindest.

„Doch der Wald steht unter Stress“, fügte Heilig hinzu. Buchen, Kiefern und Eichen seien stark beschädigt. Das bestätigt auch die Leiterin des Stadtforstamts Tina Baumann, die sich mit ihren Kollegen um den geschädigten Wald kümmert. Übrigens hat Karl VI. dafür den Grundpfahl gesetzt, er erteilte die Anweisung, dass sich ausgebildetes Personal um den Stadtwald kümmere.

Michael Matthäus vom Institut für Stadtgeschichte verwies auf die Rolle von Siegfried von Marburg zum Paradies, Patrizier, Politiker, nahe am Hof Karls IV. und schließlich Schöffe – nicht gerade nach dem Geschmack des Frankfurter Rates. Zuvor hatte der Kaiser den Reichsforst Dreieich an eben diesen Siegfried verpfändet, doch schließlich erhielt die Stadt den Wald.

„Dem Stadtwald geht es aber alles andere als gut“, äußerte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Er war per Video zugeschaltet und wies auch auf die bevorstehende Novellierung des Bundeswaldgesetzes hin.

Gerade rechtzeitig zum Jubiläum fertig geworden war ein 25-minütiger Film über den Stadtwald von Thomas Claus. „Die Interviews im Wald mussten mehrfach aufgrund von Fluglärm unterbrochen werden“, sagte er. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass die Stadtwaldvögel lauter als anderswo singen; sie versuchen, den Fluglärm zu übertönen.

Der Film enthält viel Wissenswertes über das Areal. Auch Tina Baumann kommt zu Wort: Vielleicht können ja Winterlinden und Esskastanien den Wald in Zukunft bereichern – entsprechende Versuche befinden sich bereits in der Umsetzung.

1995 wurde das Stadtwaldhaus eröffnet. Seitdem ist der Biologe Rainer Berg dort Ansprechpartner in vielen die Natur betreffenden Fragen. Dort fand nun auch ein großes Bürgerfest zum Jubiläum statt. Eine hübsche Idee ist auch das Jubiläumsplakat, gestaltet von „Greser & Lenz“, den „Sonderschülern der Neuen Frankfurter Schule“, wie sie sich selbst nennen. Zum Schluss des Festakts gab es eine Vorstellung von Michael Quast, der eine Szene am Marktschiff vorspielte, die sich in jenen Junitagen des Jahres 1372 zugetragen haben soll.