Saul Friedländer mit Ludwig-Landmann-Preis für Mut und Haltung ausgezeichnet Klare Kante gegen Judenhass

Joschka Fischer, Museumsdirektorin Mirjam Wenzel, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Andreas von Schoeler, Peter Feldmann und Michal Friedländer bei der Verleihung des Ludwig-Landmann Preis für Mut und Haltung an Saul Friedländer. Foto: Stadt Frankfurt/Frank Rumpenhorst/p

Innenstadt (red) – Die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums hat erstmals den „Ludwig-Landmann-Preis für Mut und Haltung“ an Saul Friedländer verliehen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde anlässlich der Wiedereröffnung des Jüdischen Museums gestiftet.

Mit ihm werden fortan alle zwei Jahre herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für eine offene und moderne Gesellschaft, für die Vermittlung von jüdischer Geschichte und Kultur, gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit, für transkulturelle Verständigung und interreligiösen Dialog, für respekt- und wirkungsvolle Formen der Erinnerung an den Holocaust und die Verteidigung des Existenzrechts des Staates Israel einsetzen.

Friedländer wurde 1932 in Prag als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er überlebte die nationalsozialistische Verfolgung unter falschem Namen in französischen Kinderheimen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte Friedländer nach Israel ein und wurde zu einem der renommiertesten Historiker insbesondere für die Erforschung der Schoah.

1984 erschien sein kritischer Essay „Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus“. 1987 begann seine briefliche Auseinandersetzung mit dem Historiker Martin Broszat, in der er entschieden für eine Geschichtsschreibung eintrat, die persönliche Zeugnisse integriert. Für sein epochales zweibändiges Werk „Das Dritte Reich und die Juden“ (Band 1: Die Jahre der Verfolgung 1933 bis 1939. München 1998; Band 2: Die Jahre der Vernichtung 1939 bis 1945. München 2006) wurde Friedlander mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Den ersten Ludwig-Landmann-Preis erhält er nun für sein Lebenswerk als Historiker und Zeitzeuge.

Die feierliche Preisverleihung fand im Schauspielhaus Frankfurt statt, wurde live auf dem Youtube-Kanal des Jüdischen Museums gestreamt und kann unter youtube.com/watch?v=rOQjLZ0PlqQ weiterhin angesehen werden. Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer hielt die Laudatio auf Friedländer.

Zu Beginn der Matinee hob der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums, Andreas von Schoeler, hervor, dass der Namensgeber des Preises, Oberbürgermeister Ludwig Landmann, als Visionär das moderne Frankfurt entscheidend geprägt habe und betonte, dass in Zeiten, in denen „Jude“ als Schimpfwort verwendet wird, nicht nur der Staat gefragt ist, sondern auch die Zivilgesellschaft. Man müsse Haltung zeigen, weshalb diejenigen, die diese klare Kante gegen Judenhass und Rassismus zeigen, mit diesem Preis ausgezeichnet werden.

Anschließend sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann: „Die Politik von Oberbürgermeister Ludwig Landmann hat Frankfurt verändert, die Stadt ist ihm zu allergrößtem Dank verpflichtet. Kürzlich haben wir den Magistratssitzungssaal im Römer umbenannt: Er heißt fortan Ludwig-Landmann-Saal. Und so freut es mich auch, dass Saul Friedländer heute der erste Träger des Ludwig-Landmann-Preises ist. Herr Friedländer hat den Opfern des Holocausts eine Stimme gegeben.“

In Vertretung für ihren Vater nahm die Tochter, Michal Friedländer, den Preis vom Vorsitzenden des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums, Wilhelm Bender und Museumsdirektorin Mirjam Wenzel, entgegen.