Seckbacherin spendet einen Berg Bücher Leseleidenschaft hilft dem Bücherflohmarkt in der Not

Sie sitzt auf gepackten Kisten, die inzwischen in Bockenheim gelandet sind: Die Bücherspenderin Gabriele Stalbaum. Foto: Schneider

Seckbach/Bockenheim (zjs) – Sie ist eine eifrige Leserin und im Laufe der Jahre hat sich viel Literatur bei ihr angesammelt. Gabriele Stalbaum lebt in der Atzelbergstraße in Seckbach und der Begriff der „Leseratte“ trifft auf sie durchaus zu. Dank ihrer Liebe zum Schmökern konnte sie nun dem abgebrannten Bücherflohmarkt an der Bockenheimer Warte (wir berichteten) unter die Arme greifen.

„Ich lese alles, von Mystik über Kochbücher bin zu Romanen aller Art“, gesteht die ehemalige Bankkauffrau schmunzelnd. Ihr Favorit sind Märchenbücher aus allen Refugien der Welt. In der Zeitung hatte sie vom Brand des Bücherflohmarkts in Bockenheim gelesen und dachte sogleich, dass den Betreibern Paul und Rosa, dort nur unter den Vornamen bekannt, geholfen werden kann, denn sie nennt zahlreiche Bücher ihr eigen.

Als regelmäßige Besucherin des Bornheimer Wochenmarkts galt es schon als Ritual, die beiden nahegelegenen Buchhandlungen aufzusuchen und sich mit Lesestoff einzudecken. „Ich wurde auch immer fündig und bin nie ohne Literatur nach Hause gegangen“, erzählt sie rückblickend. „Doch wir brauchen Platz für neue Regale und deswegen haben wir alle Bücher in 25 Kartons gepackt“, berichtet Lebensgefährte Ralf Alvermann, der die Aktion quasi angeschoben hat.

Dann saßen Gabriele Stalbaum und Ralf Alvermann auf gepackten Kisten und wussten nicht, wie sie den überschaubaren Berg von Seckbach nach Bockenheim bekommen, denn sie haben weder Führerschein und somit auch kein Auto zur Verfügung. „Wir haben schon überall rumgefragt, doch es finden sich keine Freiwilligen, die die Kisten verladen und ausliefern können“, zeigte sich die 69-Jährige ehemalige Revisorin bei der Dresdner Bank zerknirscht.

Ihre Affinität zu Büchern hat sie vom Großvater mit auf den Weg bekommen, der ihr als Kind immer vorlas, mitunter immer wieder von vorne. Als ihr Vater vor einigen Jahren starb, fand Stalbaum im Nachlass ein Geschenk, wie sie es nannte: Westermanns Kinderbuch. „Das war damals für mich das tollste Werk überhaupt“, begeistert sie sich. Stalbaum liest nicht nur viel, sie schreibt auch selbst, und zwar Gedichte, wofür sie auf der Suche nach einem Verlag oder Verleger ist oder gerne auch nach einer zündenden Idee, wie man ihre Werke, in Dateien abgelegt, aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Vorher jedoch mussten die Kisten nach Bockenheim. Als sich der Verfasser des Artikels, Frankfurter WochenBlatt-Mitarbeiter Jochen Schneider, zwecks Recherche mit Bücherflohmarktbetreiber Paul in Verbindung setzte, war dort die Freude groß – und nicht nur das: Paul hatte zudem die Möglichkeit, den ganzen Bücherberg von Gabriele Stalbaum abzuholen und nach Bockenheim zu transportieren. „Paul hat sich riesig über die Spende gefreut“, berichtet Gabriele Stalbaum und ist froh, dass die Aktion für alle Beteiligten ein Happy-End hat.