Rudolf „Rubu“ Burkhardt feiert in seiner Kunst das Leben Der Quell der Möglichkeiten

Rudolf Burkhardt alias „Rubu“ inszeniert das Leben in Farben. Bild: Faure

Bonames (jf) – „Auf dem Weg habe ich einen Kohlweißling beobachtet, der für eine Weile auf einer Lavendelblüte saß. Darüber habe ich mich gefreut, obwohl es doch eigentlich ein alltäglicher Moment ist, den die meisten übersehen.“ Rudolf „Rubu“ Burkhardt lächelt. In seinem langen Leben hat er viele solche Momente gesammelt, manches aufgehoben, in Kisten gepackt, vieles künstlerisch verarbeitet.

Mit zwölf Jahren hat er angefangen zu zeichnen, erhielt Unterricht, lernte schnell. Eine Leidenschaft, die ihn nie wieder losgelassen hat. Doch der Lebensweg führte die siebenköpfige Familie 1953 weit weg vom heimischen Thüringen bis an die Schweizer Grenze. „Mit dem Fahrrad bin ich von dort quer durch Deutschland bis nach Hamburg gefahren. Auf dem Rückweg war ich beim Deutschen Wetterdienst und habe nach dem angenehmsten Klima gefragt. Man hat mir gesagt, das sei zwischen Taunus und Frankfurt“, sagt Rubu etwas schelmisch, „deshalb bin ich bis heute in diesem Gebiet geblieben.“

In Offenbach hatte er die erste Wohnung. „In der Gießerei der Gebrüder Klingspor habe ich zwei Monate an dem großen ‚S’ der Schrift Salto gezeichnet“, erinnert sich Rudolf Burkhardt. Er interessierte sich für Fotografie, fasste Fuß, machte sich selbstständig, hatte ein großes Werbestudio, bekam gute Aufträge, beschäftigte sechs Angestellte. Sein Meisterbrief als Fotograf stammt aus dem Jahr 1974.

Das Blatt wendete sich, Burkhardt musste das Studio aufgeben, war als Kunsterzieher in verschiedenen Schulen tätig, hat kunsttherapeutisch gearbeitet, studierte. „Manches durchmischt sich, ich habe Malerei in Esslingen studiert, Philosophie in Frankfurt, Kunstgießerei in Friedberg“, erzählt der Mann mit den wachen, freundlich zugewandten Augen.

1975 fand seine erste Ausstellung in Frankfurts Partnerstadt Lyon statt. Dieser Exposition folgten viele weitere, die bislang letzte 2016 im Paulinum an der Friedberger Warte in Frankfurt. In seinem Haus stapeln sich die Bilder; um die 60 Großformate, weitere gerahmte und ungerahmte Gemälde lagern im Keller. Eines heißt „Tanz der Farben“, ein anderes „Quell der Möglichkeiten“. Im letztgenannten abstrakten Ölgemälde mischen sich auf der linken Bildseite Farbnuancen von Indigo, die Spuren von Elfenbein aufnehmen, von rechts her setzen Rottöne Akzente und bilden in der Mitte ein Kraftzentrum. Aus dem Rot wellen sich sanft kräftiges Orange und leuchtendes Gelb, um sich am oberen Bildrand zu einem Lichtquell zu bündeln. Seine Lieblingsfarbe ist ein Ton zwischen Gelb, Orange und Gold.

„Die Energien der Farben bilden ein geistiges Kraftfeld“, ist Rubu überzeugt. Man spürt etwas davon, wenn man seine Bilder betrachtet, sie strahlen viel Leben aus mit ihren Farbwirbeln, ihrem flirrenden Licht, ihrer Harmonie. Wie kleine Glücksexplosionen, die guttun.

Malerei, Fotografie, Kunstgießerei, Philosophie, Lyrik, Musik – alles ist bei Rudolf Burkhardt miteinander verbunden, „alles ist in allem“, sagt er selbst. „Ich war am glücklichsten, wenn ich mich beschäftigen durfte, wie ich wollte“, fügt er hinzu. Das hat sich nie geändert, noch immer ist er jeden Tag kreativ, schreibt – eine Art Biografie ist längst noch nicht vollständig –, spielt Klavier, singt, sitzt am Computer oder holt sich ein Bild hervor, bei dem er das Gefühl hat, es fehle noch etwas. „Etwas zu verstehen, eine Technik zu erlernen ist einfach. Sie praktisch umzusetzen ist schwieriger“, weiß er aus Erfahrung. Gerne würde er seine Bilder wieder einmal ausstellen. Vielleicht ist dann auch das Gemälde „Lass es Heiterkeit und Freude regnen!“ darunter. Bislang ist das doch ein schöner Geburtstagswunsch. Alles Gute zum 90.!