Bernd Reisig und Moses Pelham servieren im dritten Jahr veganes Essen Schmankerl für Bedürftige im Ratskeller

Frisch aus der Küche auf den Tisch: Bernd Reisig (links) und Moses Pelham servierten beim veganen Essen für Bedürftige und Obdachlose im Ratskeller. Bild: Zöllner

Altstadt (iz) – Die Schlange vor dem Ratskeller ist beachtlich. Bei den Menschen handelt es sich um Obdachlose oder Bedürftige, bei denen das Geld knapp ist. In Zeiten von Inflation und steigenden Preise ist das kein Wunder. Für die Menschen dort gibt es an diesem Tag eine Entlastung: Sie dürfen sich über ein kostenloses, vegan gekochtes Essen freuen, das ihnen im Frankfurter Ratskeller serviert wird. Bereits zum dritten Mal haben das Bernd Reisig von der gleichnamigen Stiftung und der Rapper Moses Pelham auf die Beine gestellt.

Schon Tradition ist das jährliche Gänse-Essen im Winter im Ratskeller, bei dem Promis den Bedürftigen ihr Essen servieren. Dass es seit drei Jahren zusätzlich ein veganes Essen gibt, ist Pelham zu verdanken. Der lebte lange selbst als Vegetarier, bis er zum Veganer wurde. „Ich habe beim Gansessen serviert und kam mit Bernd ins Gespräch, weil es für mich nicht schön war, tote Tiere durch den Saal zu tragen“, erklärt Pelham. „Dass dadurch eine zusätzlich Veranstaltung ins Leben gerufen werden konnte, ist eine wunderbare Sache“, sagt Pelham, der vor Kurzem ein veganes Rezeptbuch veröffentlicht hat. Gekocht hat er an diesem Tag allerdings nicht.

Das Essen wird von Nir Rosenfeld vom Restaurant Kuli Alma zubereitet. An diesem Tag steht auf der Karte hausgemachter Hummus, grüner Salat mit Senfdressing, Pitabrot, Blumenkohl mit Schnittlauch und Aioli, Shawarma (pflanzlicher Fleischersatz), gebackene Kartoffel, Tahini-Soße sowie als Dessert Apfelkuchen und Schokoladenbrownie. „Ich war Testesser, es ist der Hammer“, lobt Reisig. Sein Dank an diesem Tag gilt nicht nur der Küche für das leckere Essen, sondern auch den zahlreichen Helfern, die servieren, abräumen, für Sicherheit („Ciborius Securitiy & Service“) und Sauberkeit (Wisag) sorgen.

Um zum Veranstaltungsort zu kommen, stellte die Verkehrsgesellschaft Frankfurt kostenlose Fahrscheine zur Verfügung. Die Getränke liefert Hassia, Obst kommt von der Ralf Wisser GmbH. Und die veganen Süßigkeiten sponsert Nestlé. Einlass in den Ratskeller erhalten diejenigen, die bei den verschiedenen Organisationen wie Bahnhofsmission, Frankfurter Tafel oder Diakonie Einlasskarten erhalten haben.

Die Tische im Ratskeller sind schnell besetzt, was ansatzweise deutlich macht, wie viele Menschen in Frankfurt bedürftig sind. Dann geht es relativ schnell los, die Küche gibt den Startschuss und schon laufen die Helfer zu den Tischen und verteilen die Teller. Auch Reisig und Pelham servieren routiniert. „Ich mache ja viele Veranstaltungen und Events. Bei dieser Veranstaltung würde ich mich tatsächlich freuen, wenn es zunehmend weniger Besucher werden. Wir haben für heute 400 Essen eingeplant, aktuell sind es 326. Aber es kommen erfahrungsgemäß noch mehr“, berichtet Reisig ernst. „Ich spüre das bei meiner täglichen Arbeit, dass es immer mehr Bedürftige gibt und die Kluft zunimmt. Wir wollen nicht, dass sie in Vergessenheit geraten, sondern ihnen sagen; ihr gehört zu uns.“

Bei einem Pizzaessen in Darmstadt beispielsweise seien ihnen die Pizzen ausgegangen, so groß war die Nachfrage. „Die Politik bemüht sich, aber letztlich verwaltet sie nur die Armut“, sagt er.

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