Jacob Grimm und Ludwig Uhland in der Paulskirche/Studioausstellung im Romantik-Museum „Ein Volk von Freien“

Kurator Wolfgang Bunzel öffnet die Tür zum Handschriftenstudio. F.: Faure Bild: -

Altstadt (jf) – Rückwärts gewandt und reaktionär? Diese Fehleinschätzung über die Spätphase der Romantik wurde revidiert. „Das Verhältnis von Romantik zu Parlamentarismus ist wesentlich differenzierter“, erklärt Wolfgang Bunzel, Kurator der Ausstellung „Romantik und Parlamentarismus. Jacob Grimm und Ludwig Uhland in der Frankfurter Paulskirche“ im Handschriftenstudio in der dritten Etage des Romantik-Museums. Jacob Grimm und Ludwig Uhland, beide als Gelehrte und Dichter der Romantik zuzurechnen, waren in die Nationalversammlung gewählt worden. Jakob Grimm (1785 bis 1863) gehörte zur Professoren-Gruppe der Göttinger Sieben, die 1837 gegen die Aufhebung der 1833 eingeführten liberalen Verfassung im Königreich Hannover protestierten.

Alle wurden entlassen, drei von ihnen – darunter Jacob Grimm – sogar des Landes verwiesen. Auf Solidarität stießen die Göttinger Sieben in der Bevölkerung und beim preußischen König. Grimm erhielt 1848 einen Ehrenplatz in der Paulskirche, er saß weit vorn genau gegenüber dem Parlamentspräsidenten Heinrich von Gagern. Grimm stellte am 4. Juli 1848 bei der Beratung der Verfassung einen Antrag, den Grundrechten einen weiteren neuen, ersten Artikel voranzustellen: „Alle Deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“ Außerdem forderte er: „Kein Deutscher darf einen Sklaven halten.“

Ludwig Uhland (1787 bis 1862) saß auf Platz 85. Er hielt am 19. Januar 1849 eine Rede gegen die Erbdynastie und für eine gewählte Volksvertretung. Darin heißt es: „Zum Schlusse, meine Herren: Verwerfen Sie die Erblichkeit, stoßen Sie Österreich nicht ab, retten Sie das Wahlrecht, dieses kostbare Volksrecht, dieses letzte fortwirkende Wahrzeichen volksmäßigen Ursprungs der neuen Gewalt! Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Öls gesalbt ist!“

Kurator Wolfgang Bunzel öffnete nun die Tür zum Kabinett, sie ist mit einer Zeichnung der Nationalversammlung in der Paulskirche geschmückt. Im Kabinett sind Repliken wichtiger Schriftstücke zu sehen, darunter altrosa Abstimmungskarten für die Abgeordneten. Auch eine große Sitzordnung der Nationalversammlung und eine Liste der Abgeordneten hängen an der Wand. Interessant ist der Fakt, dass den Abgeordneten auch eine Art Kulturprogramm außerhalb der Tagungen angeboten wurde. Texte von Theodor Körner, Heinrich Hoffmann und Friedrich Stolze wurden gelesen und von Männerchören vorgetragen.

„Jacob Grimm und Ludwig Uhland sind beispielhaft für die Aufrichtigkeit ihres Wirkens. Sie waren zwar keine großen Redner, keine ,Spin Doctors’ (Anmerkung der Redaktion: Ein Spin-Doctor ist ein Medien-, Kommunikations-, Image- oder Politik-Berater oder Kommunikationsverantwortlicher) im Hintergrund, aber sie engagierten sich für demokratische Ziele“, sagt Bunzel.

„Warum fand eigentlich die Nationalversammlung gerade in der Paulskirche statt?“, fragt eine Frau aus dem Publikum. Ein Herr, der ebenfalls zur Ausstellungseröffnung gekommen war, antwortet unverblümt: „Das war der größte Schuppen, der gerade zur Verfügung stand.“

Die kleine, feine Exposition ist bis zum 30. Juli im Romantik-Museum, Großer Hirschgraben 23-25, zu besuchen und Teil der rund 200 Veranstaltungen zum großen Bürgerfest zum Paulskirchenjubiläum. Weitere Infos gibt’s online auf deutsches- romantik-museum.de.