Horst Krzikalla erfüllt sich mit Kauf eines Astronautentrainers einen Traum Überschläge in der Garage

Durch Gewichtsverlagerungen lässt sich das Gerät steuern. Foto: kristina bräutigam

Maintal – Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Alter fit zu halten. Die einen setzen auf Gymnastik, anderen reicht der tägliche Marsch mit dem Rollator. Horst Krzikalla steigt in einen Astronautentrainer. Einmal pro Woche lässt sich der 85-Jährige in das rund drei Meter hohe Gerät schnallen, das ursprünglich für das Training von Kampfpiloten entwickelt wurde. „Das ist einmalig in der Umgebung“, sagt er und lacht.

Zum ersten Mal sieht Horst Krzikalla das außergewöhnliche Sportgerät auf Sylt. Es steht auf der Promenade, Touristen können gegen Geld eine Runde drehen. „Ich habe zu meiner Frau gesagt, so ein Gerät will ich auch haben“, erinnert er sich. Das Problem: Ein solches Ganzkörpergerät kostet mehr als 10 000 Euro. Doch Horst Krzikalla hat Glück. Er findet ein gebrauchtes Exemplar im Schwarzwald. „Für schlappe 1600 Euro“, sagt er. Um das riesige Gerät überhaupt transportieren zu können, muss es zunächst zerlegt werden. Ein Tieflader bringt die Teile schließlich nach Bischofsheim.

Dort beginnt die wirkliche Arbeit, denn der Rotationstrainer, der jahrelang draußen stand, ist in bemitleidenswertem Zustand. Krzikalla lässt das Gestell sandstrahlen und neu lackieren, außerdem bekommt das schwere Gerät Rollen. Die bunte Lichterkette, die über dem roten Haltegriff leuchtet, ist nicht original. „Das war meine Idee“, sagt der Bischofsheimer, der im Ort vor allem als Begründer des Mittelpunkt-Sportcenters bekannt ist. „Die Leute denken jetzt sicher, der ist verrückt. Aber ein bisschen verrückt bin ich wohl.“ Diese Woche ist es wieder so weit. Horst Krzikalla will abheben. 40 Jahre ist er geflogen, erzählt er, besitzt zeitweise drei Kleinflugzeuge. Seine letzte Piper verkauft er kurz vor Corona. „Meine Flugzeuge hatten keine Kunstflugberechtigung. Heute mache ich die Überschläge eben in meinem Aero-Trainer“, sagt Krzikalla, als er vor dem großen Garagentor steht. Hier, ein paar Meter von seinem Haus entfernt, steht der Rotationstrainer zurzeit.

Ein Bekannter ist gekommen, er hilft dem 85-Jährigen beim Einsteigen. Zunächst wird der Haltebügel um den Bauch verschlossen, anschließend beide Füße angeschnallt. Dann geht’s los. Einen externen Antrieb gibt es nicht, Krzikalla steuert das Gerät allein durch Verlagerung seines Gewichts. Mal kopfüber, dann wieder horizontal hängt er in der Luft, dreht sich zurück, bewegt sich dreidimensional im Raum. Ziemlichen Muskelkater habe er nach den ersten Runden gehabt, erzählt er. Doch er ist überzeugt: Was Kampfpiloten und Raumfahrer fit macht, kann auch ihm nur nützen.

Ob es dafür reicht, irgendwann auf den Mond zu fliegen, wisse er natürlich nicht. „Aber die Nasa darf mich anrufen“, sagt er und lacht. Das passende Outfit hat er bereits: einen weißen Raumfahrtanzug aus dem Kostümbedarf samt passendem Helm. „Wenn ich oben auf dem Mond bin, baue ich ein Hotel“, sagt Krzikalla mit einem Augenzwinkern.
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