Verein Heimatliebe unterstützt Landwirte bei Tierrettung vor der Mahd Drohnenrettung für Rehkitze

Insgesamt 22 Rehkitze wie diese auf dem Bild: pm

Ronneburg – Seit dieser Saison unterstützt der noch junge Verein Heimatliebe Ronneburg e.V., der im Jahr 2021 gegründet wurde, Ronneburger Landwirte und Wiesenbewirtschafter bei der Suche nach Rehkitzen.

Der Wecker klingelt, es ist 3 Uhr früh. Zeit für die Mitglieder der Heimatliebe Ronneburg aufzustehen. Im Morgengrauen wird die vereinseigene Drohne in den Himmel geschickt. Das Ziel: Rehkitze finden, damit diese vor der Wiesenmahd in Sicherheit gebracht werden können.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unsere heimischen Kitze zu schützen. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Ronneburger Landwirten, Jägern und Wiesenbewirtschaftern zusammen“, erläutert Alexander Lorenz, zweiter Vorsitzender des Vereins und seines Zeichens Drohnenpilot.

Doch warum ist das nötig? Rehkitze werden von ihren Müttern bevorzugt in hohen Wiesen abgelegt. Sie haben erst ab einem Lebensalter von circa drei Wochen einen Fluchtinstinkt. Sind sie jünger, bleiben sie an Ort und Stelle und schützen sich bei Gefahr durch Andrücken an den Boden. Dieser sogenannte Andrückreflex wird ihnen leider bei der Heuernte zum Verhängnis. Nähert sich das Mähwerk, geraten sie in größte Lebensgefahr. Durch den zum Teil sehr dichten Bewuchs ist es den Landwirten zudem kaum möglich, die Rehkitze in der Wiese während der Mahd zu erkennen.

„In der Vergangenheit haben wir auf reine Vergrämung gesetzt, zum Beispiel durch Schallkanonen oder Flatterbänder. Das hilft aber nicht immer. Gerät ein Rehkitz ins Mähwerk, ist das sehr grausam. Keiner möchte das erleben“, so ein Ronneburger Landwirt im Gespräch.

Hilfe kommt nun aus der Luft. Mittels Wärmebild-Drohne werden die Ronneburger Wiesen vor der Mahd beflogen. Landwirte, Jäger oder Wiesenbewirtschafter melden dem Verein den Tag der Mahd. Alles Weitere übernimmt das Heimatliebe-Kitzrettungsteam im Ehrenamt.

Da der Temperaturunterschied zwischen Wiese und Kitz in den Morgenstunden am größten ist, wird bei Tagesanbruch gestartet. Mit den ersten Sonnenstrahlen hebt die Drohne ab. Im Vier-Augen-Prinzip beobachten die Drohnenpiloten das Wärmebild. Ausgestattet mit Walkie-Talkies, Handschuhen und Sicherungsboxen wartet der Bodentrupp auf Kommandos. Erkennen die Piloten ein Kitz auf dem Wärmebild, wird per Funk der Standort durchgegeben. Sobald es gefunden wurde, wird es in einem Transportkorb am Rand der Wiese gesichert. Der Landwirt wird informiert und priorisiert diese Wiese, damit das Rehkitz nicht zu lange eingesperrt bleiben muss. Nach Abschluss der Mahd werden die Kitze befreit, die wiederum kurz danach von ihren Müttern abgeholt werden.

Insgesamt konnte der Verein so 22 Rehkitze vor dem Mähtod bewahren. Ein voller Erfolg, der im nächsten Jahr noch weiter ausgebaut werden soll.

Möglich war das Ganze mithilfe von Spenden und Fördergeldern. Die Anschaffungskosten von rund 6000 Euro konnte der junge Verein mithilfe einer Förderung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung stemmen. „Wir freuen uns, dass wir solch großartige Unterstützung seitens der Menschen in und um Ronneburg erfahren haben. Das zeigt, dass vielen der Naturschutz am Herzen liegt“, so Stefan Herhold, ebenfalls Vorsitzender des Vereins.

Im nächsten Jahr soll eine weitere Drohne erworben werden, um größere Flächen befliegen und eine Ausfallsicherheit gewährleisten zu können.