Ukrainerin Natalia Mevovshchykova bepflanzt den Pfarrhausgarten neu Freude über jede kleine Gurke

Pfarrer Rainer Seitz hat für Natalia Mevovshchykova einen Gartenschlauch besorgt, damit sie nicht mehr die schweren Gießkannen tragen muss.

Langenselbold – Es war fast wie in jedem Jahr im Februar und März, wenn der Winter sich dem Ende neigt und die Temperaturen steigen. Die Obstbäume mussten geschnitten werden und die Beete im Garten wurden umgegraben. So auch im Garten der Rentnerin Natalia Mevovshchykova aus dem kleinen Dorf Zastavnoje in der Region Lviv (Lemberg) in der Ukraine.

Doch in diesem Jahr war alles anders. War zunächst die Westukraine nicht Ziel der Angriffe von Russland, so sah dies nach wenigen Tagen bereits ganz anders aus und die 76-jährige Frau floh mit ihrer Tochter und den Enkelkindern aus Angst vor dem Krieg. So kamen sie dann Anfang April nach Langenselbold in die Erstaufnahmestelle des Main-Kinzig-Kreises in die Turnhalle der Käthe-Kollwitz-Schule. Nach einigen Wochen Aufenthalt dort konnte die Familie eine Wohnung im evangelischen Pfarrhaus am Marktplatz beziehen. Ein Helferkreis mehrerer Ehrenamtlicher unterstützt seitdem die Familie von Natalia Mevovshchykova und zwei weitere Familien, die dort ebenfalls untergebracht sind.

Mit einer kleinen Bitte ist die Rentnerin dann an die Kirche herangetreten. Da es rund um das Pfarrhaus nur Hof und Rasen gab, fragte sie, ob sie denn einen kleinen Gemüsegarten anlegen dürfe, was ihr auch sofort gewährt wurde. Auch wenn Gerätschaften wie Spaten und Hacke noch heute fehlen, so schaffte sie es, ein kleines Beet mit Mais, Tomaten, Gurken und Paprika anzulegen. Einige Tomatenpflanzen hat sie selbst gezogen aus Samenkörner von Tomaten aus dem Supermarkt. Aber auch die Gärtnerei Böckler hat ihr viele Pflanzen gespendet, die nun die ersten Früchte tragen. Mühsam für Natalia Mevovshchykova war es jedoch, die jungen Pflanzen mit Wasser zu versorgen, da kein Wasseranschluss im Garten zur Verfügung steht und sie jede Gießkanne mit Wasser aus dem Haus holen musste. Pfarrer Rainer Seitz bekam dies mit und besorgte ihr sofort einen Gartenschlauch.

Natalia Mevovshchykova ist glücklich, wenn sie den Pflanzen beim Wachsen zusehen und ein paar Tomaten oder Gurken ernten kann. Es ist jedoch kein Vergleich zu ihrem Garten in der Ukraine, der 3000 Quadratmeter groß ist. Dort hatte sie viele Apfel- und Pflaumenbäume stehen. Stolz war sie auch auf ihre Kiwis, die sie bereits vor einigen Jahren angepflanzt hatte und die viele Früchte trugen. Genauso ertragreich waren ihre Gurkenpflanzen. Um die 30 große Gläser hat sie bei jeder Ernte mehrfach im Jahr eingemacht.

In ihrem Langenselbolder Garten freut sie sich nun über jede kleine Gurke, die heranwächst. So hat sie ein Stück Erinnerung an ihre Heimat und die Hoffnung, bald wieder in ihrem Garten in der Ukraine zu stehen. has