Lärmschutzwand bringt keine Ruhe / Stadt sieht Vorgaben erfüllt Anwohner beklagen Planungsfehler

Planungsfehler? Nicht nur am Kleinspielfeld, auch zwischen den Hauptspielfeldern klaffen in Richtung Wohnbebauung im Lärmschutzwall des Sportzentrums Dicke Buche in Dörnigheim mehrere Meter breite Lücken. Bild: thomas seifert

Maintal – Seit dem 2019 erfolgten Umbau der Sportanlage Dicke Buche in Dörnigheim zum gemeinsamen Sportzentrum für den 1. FC Germania Dörnigheim, den Dörnigheimer SV und die Tennisabteilung der TG Dörnigheim reißt die Klage von Anwohnern über unzumutbare Lärmbelästigung nicht ab. Seit dem Sommer steht nun endlich die von vornherein versprochene Lärmschutzwand. Doch nach Ansicht einiger Anwohner wurden zwei eklatante Planungsfehler begangen. „Die Fußballplätze, insgesamt drei an der Zahl, sind nach dem Umbau deutlich näher an die Wohnbebauung gerückt. Damit ist der Geräuschpegel höher geworden. Und es trainieren zwei Vereine auf dem Gelände, wobei bei der neu hinzugekommenen Germania bedeutend mehr Mannschaften aktiv sind“, sagt Anwohner Frank Belk.

Den Anwohnern sei schon vor Baubeginn zugesagt worden, dass erstens ein Lärmschutzgutachten erstellt und zweitens eine Lärmschutzwand gebaut würden. Zur weiteren Lärmminderung sollten anstelle von Ballfanggittern aus Metall zumindest in Richtung Bebauung hinter den Toren Ballfangnetze aus Kunststoff verhindern, dass verschossene Bälle in den Gärten der Nachbarn landen.

Auf den Bau der Lärmschutzwand mussten die Anwohner von Erlenweg, Weidenweg und teilweise der Königsberger Straße dann bis zum Sommer 2023 warten, nachdem eine Anrainerin bereits 2019 eine Klage zur Stilllegung des Kleinsportfeld angestrengt hatte. Doch der Lärmschutzwall, einst mit 350 000 Euro angesetzt, letztlich 660 000 Euro teuer, ist laut Frank Belk, einem der Anwohner, der sich seit Jahren für den Bau einsetzt, eine Fehlplanung. Beim Besuch unserer Zeitung vor Ort wies der Hauseigentümer aus dem Erlenweg auf die Mängel hin: An zwei Stellen ist die Lärmschutzwand nicht durchgehend und die Emissionen von den Spielfeldern können sich ungehindert in Richtung Bebauung ausbreiten. „Die Lücken sind in beiden Fällen mehrere Meter breit, sodass ein durchgängiger Lärmschutz gar nicht möglich ist. Mir ist unbegreiflich, wie man so etwas planen und bauen kann“, schüttelte Frank Belk bei der Besichtigung den Kopf. Er ist fest davon überzeugt, das ein Lückenschluss den Lärm, der weiterhin durch Trainingsbetrieb und Punktspiele auf den Fußballfeldern entsteht, deutlich mindern und erträglich machen würde.

Bleibt noch das Problem des Ballfangzauns, der entgegen einer Zusage des damaligen Baustadtrats eben nicht als Ballfangnetz ausgeführt worden ist, sondern als Ballfanggitter, das auch erheblichen Lärm verursacht, vor allem dann, wenn die Schellen, die die Gitter zusammenhalten, mit der Zeit lose und nicht angezogen werden, stellte Belk fest. Das wäre aber eine Sache der Vereine, weil es auf dem Gelände keinen Platzwart der Stadt gibt, von dieser Seite sei aber auch nichts passiert, um diese Lärmquelle abzumildern.

Immerhin habe die Stadt auf ein Problem prompt reagiert. Hinter dem Kleinspielfeld wurde eine Versickerungskuhle angelegt, deren Grund im Sommer aber so verdichtet worden sei, das das Wasser nicht wie geplant in die Erde eindringt, sondern ein kleiner See entstanden ist. Einerseits sei das im Sommer ein ideales Brutgebiet für Stechmücken, aber noch viel gefährlicher für Kleinkinder, die im schlimmsten Fall dort ertrinken könnten. Kurz nachdem Frank Belk diesen Sachverhalt der Stadt mitgeteilt hatte, wurden in der Lücke der Lärmschutzwand zwischen Kleinspielfeld und Sickerfläche Sperrgitter aufgestellt.

Auf Anfrage bei der Stadt, weshalb die Lärmschutzwand nicht durchgängig gebaut wurde, sondern im Bereich des Kleinspielfelds und zwischen den beiden Hauptspielfeldern in Richtung Wohnbebauung jeweils meterbreite Lücken aufweise, heißt es: „Die Lärmschutzwand besteht aus mehreren Elementen, die ausgehend von Berechnungen zur Schallausbreitung durch ein Ingenieurbüro für Bauphysik geplant und auf dieser Grundlage erstellt wurden.“ Auf die weitere Frage, weshalb die Ballfangzäune Richtung Wohnbebauung mit Metallgittern versehen wurden und nicht wie zugesagt mit Netzen, antwortet die Stadtverwaltung: „Spiel- und Sportstätten, Schulen, Bolzplätze, Fußballplätze und Tennisanlagen erfordern gemäß DIN-Vorgabe einen Ballfangzaun, wie er an der „Dicken Buche“ ausgeführt wurde. Der Ballfangzaun in dieser Ausführung war Teil der Bauauflage.“
 tse