Brüder-Grimm-Festspiele: OB Kaminsky im Interview Etat wird verdoppelt

Einen Goldesel wie im Jahr 2005 auf der Festspiel-Bühne gibt es im Hanauer Rathaus nicht. Dennoch schießt die Stadt künftig 650 000 statt 375 000 Euro zu. Archivfoto: FESTSPIELE Bild: -

Hanau – Die Stadt Hanau verdoppelt wie berichtet den Etat für die Brüder-Grimm-Festspiele von 375 000 Euro auf 650 000 Euro. Wir haben Claus Kaminsky, Oberbürgermeister und Finanzdezernent, zu den Hintergründen befragt.

Warum fällt die Erhöhung so drastisch aus?

Vor dem Hintergrund der allgemeinen Kosten- und Preisentwicklung war es unumgänglich, auch den Festspieletat anzuheben. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Eine Sperrholzplatte in 9 mm kostete vor der Pandemie 5,56 Euro. Heute müssen dafür 10,58 Euro gezahlt werden. Eine enorme Teuerungsrate gab es auch bei den Personalkosten. Konkret sind die Gehälter der Tontechniker um 150 Prozent gestiegen.

Ein zweiter Punkt, der sich im Etat niederschlagen wird, sind die Gagen. Wir planen, die eher niedrige Entlohnung der Schauspielerinnen und Schauspieler analog zu den Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst anzuheben. Es wäre meiner Meinung nach höchst ungerecht, wenn wir die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht auch teilhaben ließen an der finanziellen Entlastung, die der TVöD-Abschluss (z. B. Inflationsausgleich) vorsieht.

Die Stadt hat mitgeteilt, dass das städtische Klinikum mit 13 Millionen Euro unterstützt werden muss, um seine Zukunft zu sichern. Jetzt die Festspiele. Woher kommt das Geld dafür?

Im Doppelhaushalt 2024/25 werden wir wieder neue Schwerpunkte setzen. Die notwendigen Mittel werden aus Umschichtungen und aus allgemeinen Deckungsmitteln bereitgestellt.

Wofür wird das Mehr an Etat eingesetzt? Ist eine Erweiterung des Spielplans angedacht? Oder sind infrastrukturelle Maßnahmen geplant?

Das „Mehr“ ist ja keine wirkliche Aufstockung, sondern wir fangen damit im Wesentlichen lediglich bereits vorhandene Preissteigerungen auf. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass in diesem Jahr das Ursprungsbudget nicht zu halten ist und der Zuschussbedarf rund 552 000 Euro betragen wird statt der bisher veranschlagten 375 000 Euro. Insofern ist die Anhebung des Zuschusses ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung und verschafft ein wenig „Beinfreiheit“, um zusätzliche Akzente zu setzen.

Eine Frage, die sich sicher viele Zuschauerinnen und Zuschauer stellen: Werden 2024 die Eintrittspreise erneut erhöht, um den gestiegenen Etat gegenzufinanzieren?

Nein. Wir halten an unserem Anspruch fest, in Hanau Kultur für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar zu halten. Nachdem wir erst in der vorletzten Saison eine beachtliche Preiserhöhung vorgenommen haben, werden wir an dieser Schraube nicht schon wieder drehen.

Der Bund hat eine Förderung der Festspiele im vergangenen Jahr erneut abgelehnt. Bad Hersfeld wird gefördert. Bemüht sich die Stadt Hanau hier dennoch weiter um Fördergelder?

Selbstverständlich bemühen wir uns weiter um Fördergelder. Fakt ist leider aber auch, dass Bund und Land die Festspiele von jeher eher stiefmütterlich behandeln und nicht so, wie es ihrer Bedeutung in der Rhein-Main-Region und betreffend der Brüder Grimm angemessen wäre. Zuletzt haben wir einen neuerlich enttäuschenden Bescheid des Landes erhalten, mit dem uns statt der beantragten 120 000 Euro nur 70 000 Euro bewilligt wurden (siehe unten stehender Artikel, Anm. d. Red.). Vielleicht haben wir mit einem neuen Ansinnen mehr Erfolg. Mit einem wiederverwendbaren Bühnensystem wollen sich die Festspiele nachhaltig und kostensparend aufstellen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und so die hohe künstlerische Qualität zu gewährleisten. In der kommenden Spielzeit soll der Grundaufbau der Bühne statt mit Holz mit wiederverwendbaren Alu-Bühnenelemente errichtet werden. Dafür haben wir einen Förderantrag bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gestellt. Daneben laufen auch Gespräche der Intendanz mit den Bundestagsabgeordneten der Stadt.

Die Fragen stellte

Yvonne Backhaus-Arnold

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