Bau für neues Kraftwerk auf dem Gelände der Großauheim-Kaserne startet Fernwärme für halb Hanau

Diese technische Darstellung gibt einen Eindruck, wie das neue Kraftwerk einmal aussehen wird. VISUALISIERUNG: ENGIE Bild: -

Hanau – „Sie haben heute die Chance, in die Zukunft dieser Stadt zu blicken“: Mit diesen markigen Worten begrüßte Oberbürgermeister Claus Kaminsky gestern die Medienvertreter auf der Baustelle für das neue Gemeinschaftskraftwerk der Stadtwerke Hanau (SWH) und des Frankfurter Energieversorgers Mainova.

Das Blockheizkraftwerk soll Hanau ab der Winterperiode 2024/25 mit Strom und Wärme versorgen. Zunächst wird es mit Erdgas betrieben. In einem nächsten Schritt soll auch die Abwärme des in der Nachbarschaft geplanten Großrechenzentrums genutzt werden.

Bislang kam ein großer Teil von Hanaus Fernwärme vom in Sichtweite befindlichen Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg. Dort geht nach und nach der Kohleausstieg voran. Im Oktober 2024 sollte der Versorgungsvertrag zwischen Staudinger-Betreiber Uniper und der Stadt Hanau mit Blick auf das geplante neue, eigene Kraftwerk aber ohnehin auslaufen. Deckungslücken wurden bereits in den vergangenen Jahren immer wieder in unterschiedlichem Ausmaß von den SWH über eigene Heizwerke geschlossen.

Die Außenhülle des Kraftwerks, das eine Grundfläche von 60 mal 30 Metern haben wird, soll bis Anfang kommenden Jahres stehen. Es wird etwa 22 Meter hoch sein. Auf dem Baufeld am Ende der Adalbert-Eisenhuth-Straße laufen gerade die Vorbereitungsarbeiten.

Die Kosten belaufen sich nach Angaben der Beteiligten auf etwa 90 Millionen Euro, davon sind 60 Millionen Euro gefördert. Die Kosten werden komplett auf Gesellschaftsebene getragen – über die Gemeinschaftskraftwerk Hanau GmbH & Co. KG (GKH). Die Stadtwerke Hanau halten daran 49,9 Prozent der Anteile, Mainova 50,1 Prozent.

Ob und wie sich die Preise für Fernwärmekunden in Hanau künftig ändern werden, ist indes unklar. Von unserer Zeitung zur künftigen Preisgestaltung befragt, sagte Kaminsky, Hanau werde „keinen Vergleich mit anderen Städten scheuen brauchen“.

Aus Sicht des Hanauer Rathauschefs zeigt das Projekt, wie Hanau auf der einen Seite Wohlstand und Wohlfahrt sichere, auf der anderen Seite Klimaschutz anfasse. Das neue Kraftwerk sei eine zukunftsweisende Lösung für die umweltschonende Versorgung von mehr als 19  000 Haushalten und Unternehmen mit Wärme. Durch weitere Ausbaumaßnahmen solle das Kraftwerk künftig sogar in der Lage sein, Fernwärme für halb Hanau zu liefern.

Im Vergleich zur bisherigen Quelle, dem Steinkohlekraftwerk Staudinger, könnten rund 40 Prozent Kohlendioxid im Jahr eingespart werden – was ein entscheidender Beitrag dafür sei, das Ziel von Hanaus Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 zu erreichen, so der OB. Das Vertragsende habe Hanau „die Chance zur Neuausrichtung der Fernwärmeversorgung“ gegeben, sagte Martina Butz, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau.

Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, rief die bereits 20 Jahre währende Partnerschaft mit den SWH in Erinnerung. Der Bau des Gemeinschaftskraftwerks sei ein weiterer Meilenstein. Fernwärme komme bei der Energiewende eine zentrale Bedeutung zu, insbesondere in großstädtischen Ballungsräumen. Ein großer Vorteil sei, dass jede Art von Primärenergie eingesetzt werden könne.

Die Gasmotoren des Kraftwerks seien in der Lage, bis zu 100 Prozent Wasserstoff einzusetzen, fügte Mainova-Vorstand Martin Giehl hinzu.

Von Christian Dauber