Rückblick auf Schellhoß-Rede beim Neujahrsempfang HGV auf Kandidatensuche

Arne Schellhoß fand auch kritische Worte bei seiner letzten Rede als HGV-Repräsentant im Rahmen eines Selbolder Neujahrsempfangs.

Langenselbold – Fast zwei Jahrzehnte lang leitete Arne Schellhoß als erster Vorsitzender die Geschicke des Handel- und Gewerbevereins (HGV). Bereits im Sommer vergangenen Jahres erklärte er, dass es nun Zeit sei, das Amt in jüngere, unverbrauchte Hände zu geben. Bei der Mitgliederversammlung im folgenden Herbst wurden dann auch Stefan Rohling zu seinem Nachfolger und Alexandra Schroth zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Ämter von Kassenwart und Schriftführer blieben jedoch unbesetzt.

Beim städtischen Neujahrsempfang hielt Schellhoß zum letzten Mal die obligatorische Rede des HGV-Repräsentanten. Dabei sparte er auch nicht mit Kritik an der Stadt, die seiner Meinung nach mehr für den heimischen Einzelhandel tun könne, dessen schwierige Lage sich durch Corona-Pandemie und Energiekrise noch verschärft habe. Vor allem kritisierte Schellhoß den Mangel an Parkplätzen in der Innenstadt und das rigide Vorgehen der Stadtpolizei, die Kunden des Einzelhandels sofort aufschreibe, wenn sie nur zum Abholen von bestellter Ware kurz im Parkverbot stünden.

Schellhoß erinnerte daran, dass die Stadt schon im Jahr 2021 eine Summe von 105 000 Euro aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ erhalten habe. Das Geld sei auch für ein Gutachten gedacht gewesen, in dem es um den Parkraum in der Innenstadt beziehungsweise eine autofreie Innenstadt gehen sollte. „Nur sind dazu bis heute leider keine Ergebnisse publik gemacht worden“, wunderte sich der scheidende HGV-Vorsitzende.

Seit Ausbruch der Pandemie, so Schellhoß, hätten weitere Geschäfte geschlossen. Dabei habe es verschiedene Gründe gegeben. „Es lässt sich nicht jede Schließung auf den Online-Handel schieben“, stellte er in seiner Rede fest. Aber hinter jedem aufgegebenen Geschäft stünden persönliche Schicksale. Und diese Schließungen hätten auch weitergehende Auswirkungen für die Stadtgesellschaft, die auf den ersten Blick gar nicht sichtbar seien. Sie würden nämlich auch zum Verlust von Arbeitsstellen, dem Wegfall von Praktikumsplätzen und von Vereinsförderung, dem Verlust von Gewerbesteuereinnahmen sowie zur Minderung der Lebensqualität führen.

Bei allen kritischen Anmerkungen vergaß der langjährige HGV-Vorsitzende aber ebenso nicht, auf die positiven Dinge in der Gründaustadt hinzuweisen. Denn Langenselbold gehöre zu den Städten, in denen „Vieles gut läuft“. So gebe es hier gleich zwei Buchhändler, die mit Veranstaltungen Hunderte von Besuchern in die Klosterberghalle lockten, dabei mit Comedy-Abenden oder Lesungen begeisterten. Erfreulicherweise hätten zudem die Vereine nach der Corona-Zwangspause das gesellschaftliche Miteinander beispielsweise mit Highland Games, Chorkonzerten oder Fastnachtssitzungen wieder aufleben lassen. Sehr aktiv seien städtische Jugendförderung und Seniorenbeirat, die viele neue Ideen auf den Weg brächten. Selbold habe zudem zahlreiche erfolgreiche Sportler. Und nicht zuletzt gebe es hier Feste wie den Erdbeersonntag oder das Weinfest, die viele Besucher auch aus dem Umland in die Gründaustadt lockten.

Das Erdbeerfest ist nach Ansicht von Schellhoß der größte Erfolg in der Geschichte des HGV. Zugleich machte er bei seiner letzten Rede bei einem städtischen Neujahrsempfang deutlich, dass der HGV diese Großveranstaltung zukünftig nicht ohne Unterstützung werde organisieren können. Fest etabliert in der Bevölkerung sei zudem der vom HGV initiierte „Selbolder Gutschein“.

Der scheidende Vorsitzende des Handel- und Gewerbevereins nutzte den Neujahrsempfang auch zu einem Appell an die HGV-Mitglieder, für die weiterhin vakanten Vorstandsposten von Kassenwart und Schriftführer zu kandidieren. Denn nur wenn der Vorstand komplettiert werden könne, sei das Fortbestehen des HGV gesichert. leg