Hahn schlägt eine bewegliche Brücke als Alternative zur Fähre vor – aus Kostengründen allerdings nur für den Fußgänger- und Fahrradverkehr. Es sei zwar möglich, die Brücke auch für Pkw und Kleintransporter auszulegen, dies aber nur zu höheren Baukosten. Nach Hahns Idee kann eine bewegliche Brücke die Bodeninfrastruktur der ehemaligen Mainfähre nutzen und zwischen den Hochwasserrampen der ehemaligen Mainfähre geführt werden. Sie besteht aus einer vorne und hinten offenen überdachten Plattform, die auf dem Weg von einem zum anderen Ufer über den Main schwebt.
Auf die Idee gekommen sei er während eines Spanienurlaubs, als er bei Bilbao die Biskaya-Brücke gesehen habe, erzählt Hahn. Seinen Entwurf hat er für eine Nutzlast von circa 2750 Kilo ausgelegt. Das, so rechnet er vor, entspreche einer Nutzung durch 15 Radfahrer und zusätzlich fünf Fußgänger, 18 Radfahrern oder 27 Fußgängern. Platz finden die Nutzer auf einer Plattform, die an einer Gitterkonstruktion über den Fluss schwebt.
Unter Berücksichtigung einer in Leichtbauweise konstruierten Plattform, einer Antriebseinheit und einer Sicherheitslast kommt Hahn in seinen Berechnungen zu einer Gesamtlast von rund 6300 Kilo, die über den Main zu bewegen wären.
Das Traggestell schlägt er als Gitterkonstruktion vor, die den Main überspannt. Die Bewegung solle per Radarmessung oder Sensoren gesteuert werden, sodass die Brücke automatisch anhält, wenn Schiffe vorbeifahren.
Die Vorteile in seiner solchen beweglichen Brücke sieht Hahn im geringen Energieverbrauch, da sie keinen Wasserwiderstand überwinden müsse. „Da sie im Prinzip wie ein Aufzug gefahren wird, ist auch kein geschultes Personal nötig“, erklärt Hahn – ein Thema, das als eine der größten Hürden für eine Wiederaufnahme des Fährbetriebs gilt. Sogar ein Selbstfahrbetrieb sei möglich. Die fahrbare Konstruktion sei außerdem umweltfreundlich und leise.
Die geringen Betriebskosten würden die Baukosten schnell amortisieren. Außerdem wäre eine solche Schwebefähre einmalig und damit eine Touristenattraktion am Main.
„Eine Verbindung über den Main zwischen den Städten Mühlheim und Maintal ist wichtig, besonders auch im Hinblick auf eine Förderung der Nahmobilität und den Umweltschutz“, erklärt er seine Motivation. Beide Kommunen würden von der direkten Verbindung profitieren, ist er sich sicher, auch weil sich das Versorgungsangebot beider Städte ergänze. Ohne Fähre müssten Radfahrer einen Umweg von mindestens sechs Kilometer auf sich nehmen.
„Die Fähre ist ein wichtiger Teil der Nahverkehrsverbindung, und deshalb gehört sie auch in den Bereich der Mobilitätsplanung der öffentlichen Verkehrsmittel der Städte Maintal und Mühlheim“, schreibt Hahn in seiner Ausarbeitung, in der er darlegt, wie eine bewegliche Brücke aussehen könnte.
In seinem Papier beschreibt der gelernte Maschinenbauer und Architekt, der in Schottland lange als Stadtentwickler gearbeitet hat, außerdem die seit Stilllegung der Fähre veränderten Mobilitätsgewohnheiten zu beiden Seiten des Mains. Seitdem habe beispielsweise der Radverkehr auf dem Radweg R3 und dem Mainradweg entlang des Mainufers stark zugenommen. Auch die zunehmende Alterung der Gesellschaft fließt in seine Überlegungen ein.
„Die Bedeutung der Nahmobilität wird zunehmen“, ist Hahn sich sicher. Und das nicht nur, weil der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung zunimmt. Auch die seit der Pandemie verbreitete Arbeit im Homeoffice verstärke den Bedarf an Nahversorgung und Nahmobilität.
Der aufgewertete Fischerpunkt könne sich als Eingang zum Mainufer zum Verkehrsknotenpunkt für Freizeitgestaltung und Nahmobilität entwickeln, Gastronomie und Wirtschaft würden zu beiden Seiten des Mains profitieren, malt Hahn seine Vision weiter aus.
Vertreter der Kommunalpolitik unterschiedlicher Couleur hätten seine Pläne zwar zur Kenntnis genommen, aber, wie Hahns selbst bedauert, kein ernsthaftes Interesse daran gezeigt.
Von Bettina Merkelbach