Architektur- und Raumkonzept bei Bürgerversammlung vorgestellt Neue Möglichkeiten im sanierten Rathaus

Der Lichthof im ersten Obergeschoss soll bepflanzt und als Ruhefläche genutzt werden. Bild: detlef sundermann

Erlensee – Manch einer in der letzten Bürgerversammlung hätte beim Thema Sanierung und Umbau des Rathauses gerne noch einmal ein Fass aufgemacht. Was sich einige Anwesende vermutlich bei der Präsentation des Vorhabens dachten, sprach einer laut aus: „Was ist teurer, neu bauen oder sanieren? Eine ehrliche Antwort!“

Architekt Hans Pätzold vom Büro Pätzold & Kremer (Offenbach) erklärte etwas vage, dass alle infrage kommenden Optionen für das Rathaus untersucht worden seien. Auch die Bausubstanz sei auf die Machbarkeit der Sanierung hin begutachtet worden. Eine Garantie vor Überraschungen sei dies jedoch nicht, bemerkte Pätzold. Bürgermeister Stefan Erb sandte die Botschaft aus, die Sanierung sei nicht nur günstiger, sondern werde obendrein von Bund und Land wegen der energetischen Verbesserung sogar noch mit mehr als fünf Millionen Euro gefördert – zumindest kann dieser Betrag erwartet werden. Für einen Neubau hätte die Stadt hingegen kein Geld erhalten. Mit der Kernsanierung bleibe zudem die tragende Konstruktion bestehen, die einen Gegenwert von immerhin einer Million Euro besitze und: „Der Beton hält noch einige Jahrzehnte.“

Die Verteuerung des Verwaltungsbaus um neun auf 29 Millionen Euro war jedoch nicht der eigentliche Grund der Versammlung in der Erlenhalle. Es ging um die Vorstellung der Architektur und des Raumkonzeptes, das für Beschäftigte und Besucher eine Verbesserung darstellen soll. Zur markanten Außengestaltung aus grünen, vertikalen Lamellen und schmalen, aber hoch wirkenden Fenstern, nahm Wolfgang Rittershauß, Leiter Bauwesen und Stadtservice, gleich einer möglichen Debatte den Wind aus den Segeln. „Es ist nur ein Vorentwurf. Die Gestaltung der Fassade ist noch offen“, sagte er. Das künftige Rathaus wird mit 5590 Quadratmetern Innenfläche um rund 800 Quadratmeter größer sein und für die rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 66 Büros, fünf Besprechungsräume, 170 Quadratmeter für die Polizeistation, ein 45 Quadratmeter großes Trauzimmer und einen 200 Quadratmeter messenden Sitzungssaal bieten.

Die beiden letztgenannten Räume entstehen auf dem heutigen Plenarsaal-Trakt. Der Sitzungssaal mit großer Fensterfront zum Rathausplatz hin findet sich dann im ersten Obergeschoss. Wenn das Stadtparlament oder ein anderes politisches Gremium gerade nicht tagt, soll der Raum für Abendveranstaltungen etwa der Vereine gebucht werden können. Ein separater Eingang samt Treppe und Aufzug machen dies möglich.

Erb betonte auf Nachfrage, dass es einen Bedarf an Sälen in der Stadt gebe. Wegen der multifunktionalen Nutzung wird die bisherige, festmontierte Parlamentsbestuhlung in Halbkreisen für den kommunikationsfördernden Blickkontakt der Mandatsträger der Geschichte angehören. Nicht ganz verloren geht der Innengarten, die kleine Ruheoase mit reichlich Grün. Sie soll eine Etage höher neu entstehen, auf 109 Quadratmetern Fläche. Damit im zweiten Quartal nächsten Jahres mit der über Monate dauernden Entkernung des Gebäudes begonnen werden kann, heißt es in dieses Tagen für die Verwaltungsbeschäftigten: Kistenpacken für den Umzug in das Interimsrathaus auf dem Fliegerhorst. Das ehemalige Militärgebäude hat sich als Verwaltungsstelle bewährt. Die Stadt Bruchköbel nutzte es, als ihr neues Rathaus beziehungsweise dann Stadthaus an selber Stelle des alten gebaut wurde.

Verwaltungsbereiche mit hoher Besucherfrequenz werden in der Stadt bleiben, hieß es. Hierzu zählen der Bürgerservice, das Standesamt und die Polizeistation. Das vorübergehende Domizil wird die ehemalige Sauna im auf unbestimmte Zeit geschlossenen Hallenbad sein. Das Schwitzbad ist für die neue Aufgabe umgebaut, sagte Rittershauß auf Anfrage. Wer sein Anliegen nur mit einem Besuch im Interimsrathaus erledigen kann und kein Auto besitzt, kann es mit zwei Buslinien erreichen, hieß es.

Während der Entkernungs- und Bauarbeiten wird der Verwaltungssitz aus Gründen der Sicherheit weiträumig von einem Zaum umstellt und damit der Marktplatz halbiert. Die Neuöffnung des Rathauses soll im zweiten Quartal 2027 gefeiert werden, wenn die Planung nicht von der Realität eingeholt wird. Das schlossen Bürgermeister Erb und Architekt Pätzold auch bei den Kosten nicht aus. „Ein bis zwei Millionen Euro können noch draufkommen“, hieß es, als ein Bürger danach fragte. sun