Kino und das wahre Leben

Regisseur Torsten Stoll mit drei seiner Schauspieler nach der Premierenvorstellung von „Zuhause in Globalien“ auf der Kinopolis-Bühne. Jan, Mouad und Wassim mussten vor Terror und Bomben flüchten. Sie schilderten ihre Erlebnisse dem Publikum im Kinosaal. Foto: Petra Behr

„Gebt den Kriegskindern Namen, dann kommen sie euch näher“, diese Botschaft gab Regisseur Torsten  Stoll am Ende der Vorstellung seines Films „Zuhause in Globalien - Verkehrte Welt“ den Zuschauern mit auf den Heimweg.

Die Premiere wurde im Rahmen der Interkulturellen Wochen im Main-Kinzig-Kreis am Mittwoch im Hanauer Kinopolis zusammen mit rund 300 Besuchern gefeiert. Viele Familien kamen wegen ihrer engagierten mitwirkenden Kinder aus Erlensee zur Premiere ins Kino.  Auch  Bürgermeister Stefan Erb und Stadtverordnetenvorsteher Uwe Laskowski, Susanne Simmler (Erste Kreisbeigeordnete des MKK) sowie einige Aschaffenburger Freunde des Regisseurs  sahen sich die Vorstellung an. Besonders berührt waren einige von ihnen von den persönlichen Geschichten der Schauspieler. Viele von den Mitwirkenden sind Flüchtlingskinder.

GBS-Schüler und Kameramann Jan schilderte beispielsweise, wie er als Zehnjähriger mit seiner Familie nach einem Bombenangriff auf das Krankenhaus in seinem Wohnviertel in Aleppo (Syrien) sein Zuhause verlassen musste. Sie flüchteten, suchten Sicherheit.  „Diese Geschichten der Protagonisten nach dem Film sind wichtig“,  sagt Bürgermeister Stefan Erb.  

Im Film selbst spielen die Jugendlichen deutsche Familien, die miterleben müssen, wie die nationalsozialistische deutsche Ekel-Polit. Partei-, kurz DEPP, die Macht ergreift und die Bevölkerung schikaniert. Es geht um Terror, Macht und Flucht.  „Die Kinder und Jugendlichen  bieten uns einen Perspektivwechsel  an und zeigen auf, dass es überall auf der Welt passieren kann, dass man zur Flucht gezwungen werden kann. Man flieht nicht einfach mal so …. Das Stück sensibilisiert, spricht an und rüttelt auf“, so Anita Losch, Vorsitzende des Erlenseer Bürgervereins.

Seit 2016 wurde der Aschaffenburger Regisseur Torsten  beauftragt, zusammen mit 18 Jugendlichen aus sechs Nationen das Theater- und Filmprojekt zu realisieren. Gedreht wurde auch in der Georg-Büchner-Schule und im Bürgerhaus Erlensee. Insgesamt 60 Schüler und Lehrer/innen der Georg-Büchner-Schule haben  in ihrer Freizeit in dem Film mitgewirkt. Auch Tänzer und die internationale Musikschule von Geflüchteten haben mitgearbeitet, so dass  eine Zahl von über 100 Mitwirkenden in dem Film mitspielen. 

Bei einer ersten Vorstellung in Berlin, waren einige Bundestagsabgeordnete so begeistert, dass daraus dieser Film wurde, der mit 90.000 Euro gefördert wurde.  Das Theaterstück gilt mittlerweile sogar als pädagogisches Lehrstück.   Er dient als Aufruf zu Toleranz und Verständnis für Menschen in Not.

Wie Anita Losch vom federführenden Bürgerverein „Soziales Erlensee“ mitteilt, soll es am Donnerstag, 26. September, ab  19 Uhr eine weitere Vorstellung in der Aula der Georg-Büchner-Schule in Erlensee geben.   Eintritt frei.

 

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