Thema Sucht

Austausch, Rat und Information: Dagmar Merx und Nadine Schüßler von der Fachambulanz für Suchtkranke leiten gemeinsam die neue Gruppe für Angehörige von Suchtkranken. Foto: privat

Alkohol, Glückspiel, Medikamente oder illegale Drogen: Eine Suchterkrankung bedeutet für den Betroffenen massive Einschränkungen. Doch nicht nur der Erkrankte selbst leidet unter den Folgen seiner Sucht.

Auch für seine Angehörigen ist diese oft mit gravierende Auswirkungen verbunden. Mit einem neuen Gruppenangebot möchte die Fachambulanz für Suchtkranke des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis betroffenen Angehörigen künftig eine Möglichkeit bieten, sich über ihre Erfahrungen und Sorgen auszutauschen und fachliche Unterstützung von den beiden ausgebildeten Diplom-Sozialarbeiterinnen Dagmar Merx und Nadine Schüßler zu bekommen. Das erste Treffen der offenen Gruppe findet am 14. Oktober statt.

„Es ist das Gefühl einer großen Ohnmacht, miterleben zu müssen, wie das Leben eines nahestehenden Menschen von der Sucht bestimmt wird“, stellt Diplom-Sozialarbeiterin Dagmar Merx von der Fachambulanz für Suchtkranke des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis fest. Viele stehen dieser Situation hilflos gegenüber und wissen nicht, was sie hier tun können. Oft werden sie dabei noch einbezogen und übernehmen Aufgaben, die durch den Ausfall des Abhängigen entstehen, wie beispielsweise den Anruf beim Arbeitgeber, wenn der Betroffene auf Grund seiner Sucht nicht zur Arbeit gehen kann. Aber auch im Alltag sind die Folgen der Sucht für die Angehörigen oft deutlich spürbar: Sie übernehmen Aufgaben, die der Erkrankte nicht mehr zuverlässig übernehmen kann, kümmern sich allein um Haushalt und Kinder, bezahlen Rechnungen oder bearbeiten die Post. Eine Liste, die sehr lang werden kann und letztendlich zu einer Überlastung führen kann. Zudem können Themen wie häusliche Gewalt oder Existenzängste hinzukommen.

Das Gruppenangebot richtet sich aber nicht nur an Angehörige von Abhängigen, in denen die Sucht bereits ein besonders schweres Stadium erreicht hat. „Auch wer nur die Vermutung hat, dass es in Richtung einer Sucht geht und denkt, dass es sich einfach nicht mehr gut anfühlt, ist gerne willkommen“, stellt Suchttherapeutin Nadine Schüßler fest. Gemeinsam mit Dagmar Merx wird sie die offene Gruppe, die sich 14-tägig in der Beratungsstelle in der Gelnhäuser Holzgasse treffen soll, leiten. Beide verfügen über langjährige Erfahrung in der Suchthilfe und wissen um die Sorgen und Nöte betroffener Angehöriger. „Es geht um Austausch, Entlastung und Unterstützung für die Angehörigen“, erklärt Merx das Ziel des Gruppenangebotes, dass so erstmals von einer Beratungsstelle im Main-Kinzig-Kreis angeboten wird. Die Einzelberatung betroffener Angehöriger gehört zwar schon lange zum Angebot der Fachambulanz für Suchtkranke, Schüßler und Merx wissen aber, wie wertvoll der Austausch mit anderen Betroffenen sein kann: „Es ist einfach ein gutes Gefühl zu sehen, dass es einem nicht alleine so geht sondern dass es ganz viele Betroffene gibt.“ Der Austausch mit anderen Betroffenen hat einfach noch einmal eine ganz andere Wirkung als die Fachberatung mit den Sozialarbeiterinnen.

Möglich ist das neue Angebot dank kommunalisierter Mittel des Landes Hessen und der guten Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises. Auch wenn das Angebot dabei komplett neu ist, der Bedarf sei schon lange da, ist Schüßler überzeugt. Dabei stellt sie fest, dass nicht nur Ehepartner oder Lebensgefährten zu den Angehörigen zählen sondern auch Eltern, Geschwister oder Freunde. Das Angebot richtet sich an alle Erwachsenen, die einem Suchterkrankten nahestehen, egal um welche Abhängigkeit es sich hierbei handelt. Dabei wissen die beiden Expertinnen, dass auch die Kinder von Suchtkranken sehr unter der Situation leiden. Sie benötigen jedoch andere Angebote und Formen, um ihre Erfahrungen und Probleme altersgerecht verarbeiten zu können.

So unterschiedlich wie die verschiedenen Suchtformen dabei sein können, so individuell sind dabei auch die Probleme und Herausforderungen für die Angehörigen. Eine allgemeingültige Lösung hierfür gibt es nicht. Dafür muss jeder Einzelfall separat betrachtet werden. Aber einen Rat haben die beiden Fachfrauen für die Betroffenen doch schon einmal: „Was man auf jeden Fall tun kann, ist dass man gut für sich selbst sorgt und hinterfragt, was man mitmachen möchte und was nicht.“ Weitere Tipps und wertvolle Informationen zum Umgang mit dem Thema Sucht und die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, gibt es ab dem 14. Oktober vierzehntägig, von 16:30 Uhr bis 18:00 in der Beratungsstelle der Fachambulanz für Suchtkranke in der Holzgasse 17 Gelnhausen. Das Angebot ist offen, eine vorherige Anmeldung nicht erforderlich. Jeder betroffene Angehörige ist herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Weitere Informationen und Termine zum Gruppenangebot für Angehörige finden Sie auch auf der Homepage des Caritas-Verbandes www.caritas-mkk.de in der Rubrik Beratungsdienste unter „Fachambulanz für Suchtkranke“.