Crazy Cats – Von Obertshausen in die ganze Welt Nach 30 intensiven Jahren ist Schluss

Das langjährige Traumpaar Tom und Christin’, alias Crazy Cats, gibt es so nicht mehr auf der Bühne zu erleben. Nach einer halben Ewigkeit macht Tom Jet alleine weiter. Foto: m

Obertshausen (m) – Sie sind nicht Ike und Tina Turner, weder Al Bano und Romina Power noch Cindy und Bert oder Silbereisen und Fischer. Sie sind die Crazy Cats und gehen jetzt ebenfalls getrennte Wege.

Zwischen Thomas Jeutter und Christine Kehrein gab’s im Gegensatz zu den anderen Duos keine Unstimmigkeiten. Allein gesundheitliche Gründe zwangen die Sängerin dazu, den rockigsten Export der liebenswerten Kleinstadt aufzugeben.

Dabei stammt Christin’ aus Hanau-Steinheim. Schon im zarten Alter von acht Jahren ging sie mit ihrem Akkordeon und einer Instrumentalgruppe auf Tournee: Mit 60 Jungs des Hermann-Gesser-Knabenchors besuchte sie die Regensburger Domspatzen. Bei Muddy Ditch hat sie „heimlich mitgesungen“, irisch-keltischen Folk-Rock, hat eigene Texte geschrieben und eine Gesangsausbildung genossen. Sie war die weibliche Stimme der in der Region gefragten Band Sound Track.

Ende 1989 begann sie mit Tom zu proben. Der Maschinenbautechniker bei der Ymos AG spielte damals noch mit der Colorado Showband bei Maskenbällen und Vereinsfesten. Zu zweit hatten sie sich dem guten alten Rock’n’Roll verschrieben. Auch der Name Crazy Cats war schnell gefunden – die Ozelot-Kostüme wurden zum Markenzeichen der „Cats“. Diese erste Bühnengarderobe haben sie in London in Ted’s Corner gefunden, zu dessen Kunden auch Bill Haley und Elvis Presley zählten.

Den ersten Auftritt vermittelte ein Arbeitskollege von Tom. Ein Autohaus präsentierte den neuen Renault Clio „made in Paradise“ und suchte „Adam und Eva“. Tom meinte, nur lächeln ist langweilig und gewann die Gastgeber für eine flotte Show mit Live-Musik aus dem Rock’n’Roll-Paradies.

Die Nummer sprach sich rum, bald erhielten die Crazy Cats Anfragen von anderen Autohäusern, Banken und Versicherungen, nach der Wende auch aus dem Osten. „Wichtig sind authentische Auftritte, vom Musik-Mix bis zu den Kostümen“, lautet Toms Credo. „Trotzdem muss das Programm jedermann ansprechen.“ Das tat es.

1991 wurden die Zwei für sechs Wochen in den deutschen Club nach Los Angeles eingeladen, wo sie zu Roulade und Rotkohl rockten, in einer Brauerei und vor Fernsehkameras.

Und weil die „Cats from Germany“ offiziell nicht arbeiten durften, bekamen sie neben freien Flügen, Kost und Logis ein dickes Mietauto und Taschengeld, begegneten backstage Siegfried und Roy. Und jeden Tag saßen mehr Obertshausener am Frühstückstisch, bemerkte Tom, „so startet eine Weltkarriere!“

Ende der 90er entschieden sich die beiden dafür, sich von Walter Braun von einer Gastspiel-Agentur aus Bad Ems managen zu lassen. „Die Chemie stimmte, wir konnten uns aufeinander verlassen“, blickt Tom zurück. Bis dahin arbeitete er noch als Unternehmensberater, die Industriekauffrau und Fremdsprachenkorrespondetin Christin’ war Chefsekretärin in ihrer Steinheimer Heimat.

„Ich stand freitags mit laufendem Motor vor ihrer Firma, um zu Auftritten durch die Republik zu starten“, erinnert er sich. Das Paar musste sich irgendwann entscheiden – und die Wahl fiel auf ein Leben als professionelle Musiker.

Vereinsfeste am Wochenende, Messen, Firmenfeiern und Parteitage unter der Woche: „Es ist so viel los auf dieser Welt“, registrierten die Hessen. Einsam zogen sie auf dem Weg von Bayreuth nach Emden auf der Autobahn Spuren in den Schnee. Es folgten Engagements in Berlin, Hamburg und Basel, auf Mallorca, beim Fasching in den Niederlanden und bei Karnevalisten in Köln, sie sonst keine auswärtigen Künstler zulassen!

Die beiden haben stets einen Ton- und einen Lichttechniker dabei, oft Leute aus der jeweiligen Region, „das ist unser Qualitätsmerkmal“, betont Tom.

Die Crazy Cats gestalteten das Vorprogramm von Jürgen Drews, Wolfgang Petry und Modern Talking, spielten mit den Zillertalern, Kristina Bach und Wencke Mhyrre. Manche der Stars ließen sie nur nach der eigenen Vorstellung spielen, weil die Hausener vielmehr Stimmung verbreiteten als sie selbst. „Dieter Bohlen ist ein völlig unkomplizierter Mensch“, plaudert Tom, Guido Cantz kam zum Aufwärmen in den Tourbus.

„Du nimmst Erfolgserlebnisse mit nach Hause“, resümiert Christin, auch wenn das Touren natürlich auch anstrengend sei. „Wochenlang nur in Hotels und Kleinbus pennen“, klagt Tom über „Rücken“. Erholsamer war es bei den Aufträgen auf Kreuzfahrt-Schiffen. Für die ARD-Sendung „Verrückt nach Meer“ wurden sie auch bei Landgängen von Kamerateams begleitet.

So lernten sie Madera kennen, schipperten von Sydney über die Philippinen nach Indonesien und Vietnam, fuhren von San Franzisco nach Mexiko, durch den Panama-Kanal, in der Ostsee bis St. Petersburg, besuchten Spitzbergen, die Faröer Inseln und Island. Die „Cats“ spielten auf allen Kontinenten, erhielten immer wieder Auszeichnungen aus der Musikwelt.

„Es ist der schönste Job der Welt“, sagt Christin, die im Frühjahr 60 wird. Beim Konzert vor 10.000 Teilnehmern am Deutschen Wandertag mit Marianne Rosenberg in Detmold hatte sie Herzprobleme und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

„Ich hab den Anspruch an mich selbst, auf der Bühne 150 Prozent zu geben, und das geht eben jetzt nicht mehr.“

Tom Jet macht nach 30 bewegten Jahren alleine weiter. „Ja, Wehmut ist da“, gesteht die Sängerin, „aber man muss demütig sein, dankbar, dass es so geklappt hat“.