Prima Stimmung bei der großen Fastnachtssitzung der 1. Dietzenbacher Tanzgarde Kleine Löwen und tanzende Teufel

Als kleine Löwen wirbelten die Little Sweethearts der 1. Dietzenbacher Tanzgarde bei der Jubiläumssitzung über die Bühne im Capitol des Bürgerhauses und hinterließen bei den Besuchern bei ihrem Auftritt eher den Eindruck von Schmuse- als von Raubkatzen. Foto: Dreger

Dietzenbach (zls) – Wenn Mönche und Nonnen mit dem Teufel in einem Tisch sitzen und sich Bananen und Waldfeen dazugesellen, hat die Zeit der Narren begonnen: Die 1. Dietzenbacher Tanzgarde hatte zur „Großen Sitzung“ unter dem Motto „Ein Käfig voller Narren“ ins Bürgerhaus eingeladen. Eröffnet wurde die Sitzung vom Vorsitzenden Holger Arnold, der gleich zwei Höhepunkte der diesjährigen Faschingssitzung verkündete: Die Tanzgarde feiert dieses Jahr das 40. Jubiläum und hat für die Kampagne 2017/2018 nach fünf Jahren wieder ein Prinzenpaar.

Die erste Tanzeinlage des Abends boten die Solisten Mark Wieser und Caroline Krah, die mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden verbrachten. Räder wurden geschlagen und Tanzbeine geschwungen, was die Stimmung bei den Narren im Publikum steigen ließ. Danach marschierte das Prinzenpaar mit seinem Hofstaat ein: Prinz Reiner I. (Reiner Wagner) und Prinzessin Angie I. (Angie Bekele) begrüßten mit ihrem Gefolge Biljana Vasiliu und Frank Hilsamer die Narrenschar. Sie forderten dazu auf, die Gläser zu heben: „Narr, schenk ein. Es muss einmal getrunken sein“, rief das Paar im Chor. Hoheitliche Unterstützung erhielten sie an diesem Abend von den Prinzenpaaren Nico I. und Nina I. aus Dreieich und Horst II. und Dagmar I. aus Offenbach.

Nach Tusch und Abzugsmarsch kam Wagner als Protokoller auf die Bühne und nahm die Politik der Welt aufs Korn. Mittelpunkt seiner Rede war Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz, der „aussieht wie ein Edeka-Filialleiter“ und dessen Auto „nicht mit Benzin, sondern aus Respekt“ fährt. Das Publikum grölte. „Viele Frauen in Deutschland sind unbefriedigt, weil Martin Schulz nicht überall gleichzeitig sein kann“ sagte Wagner, erntete Applaus und Lacher vom Publikum und schaffte damit eine Überleitung zu Bekeles Rede, die später die Bühne betrat. „Sexuelle Belästigung durch Frauen“ ist ihr Thema und spielte damit auf die „me, too“-Bewegung aus Hollywood an. Der „Schulbub“ Colin Murmann war aus Eppertshausen zu Gast und berichtete von seinem Schulalltag und dem üblichen Wahnsinn eines 14-Jährigen. Das Nachwuchstalent stand mit elf Jahren zum ersten Mal in Dietzenbach auf der Bühne. „Ich bin jedes Jahr total nervös, aber wenn man erstmal auf der Bühne steht, macht es einfach Spaß“, sagte er. Das Publikum liebt den Jungen mit Mütze und Schulranzen und applaudierte eifrig. Büttenredner Boris Reisert aus Ober-Roden hat die Schule bereits hinter sich und erzählte von seinen Erlebnissen als „Elferrats-praktikant“. Er reihte Reim an Reim und holte dazwischen kaum Luft, die Narrenschar griff ein: Sie ließen den Anwärter nicht ausreden und unterbrachen ihn mehrfach mit tosendem Applaus.

Einen der Höhepunkte im Programm stellte der Auftritt von Bäppi la Belle dar. Der Frankfurter stand zum ersten Mal in Dietzenbach auf der Bühne, dürfte aber so ziemlich allen Gästen bereits bekannt sein. Wie auch Wagner widmete er sich dem SPD-Vorsitzenden Schulz und beschrieb den amtierenden amerikanischen Präsidenten als „unersetzbar für Kabarett und Comedy“. Anders als seine Vorredner heizte la Belle das Publikum mit eingängigen Liedern ein, die fröhlich schunkelnd mitgesungen wurden. Singen war auch das Stichwort für den letzten Programmpunkt. Tom Jet, der regelmäßig im Theater Schöne Aussichten auftritt, stand mit Songtexten und Klampfe bereit, um das Rudel singen zu lassen. „Zum 40. Jubiläum haben wir uns ein größeres Budget gegönnt“, sagte Elferratsmitglied Peter Scholz. „Die ganze Sache ist dieses Jahr mit viel mehr Schwung angelaufen“, berichtete der Zweite Vorsitzende Rolf von Kiesling. Die Veranstaltung sei ausverkauft und von den üblichen 250 Plätzen habe man dieses Jahr auf 350 aufgestockt. „Das Jubiläum, die Programmpunkte wie Jet und la Belle sowie das Prinzenpaar haben natürlich viel Aufmerksamkeit auf die Große Sitzung gezogen“, so von Kiesling. Neu sei auch der Senatorenrat, der bisher aus zehn Männern besteht. „Aber Frauen sind herzlich willkommen“, sagt Vorsitzender Arnold. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen die Auftritte der Tanzgarde. Angefangen bei den Little Sweethearts, die dieses Jahr als kleine Löwen eher einen Schmusekatzen- als Raubtiereindruck bei den Zuschauern hinterließen. Die Crazy Blue Cats überzeugten vor allem als Boxerinnen, waren aber auch in ihren roten Kostümen „richtige Schnuggelscher“, wie Arnold sie zu bezeichnen wusste. Die Blue Diamonds entführten in einen Traum von 1000 und einer Nacht, was das Publikum völlig verzauberte, und die Prinzengarde erzeugte Staunen durch Akrobatik. Fernöstlichen Flair brachten die Gewitterhexen als Dschingis Kahn nach Dietzenbach und eingeleitet von Tom Jets „Highway to Hell“ holten die Dancing Devils Rock’n’Roll aus den 50er Jahren auf die Bühne. Der Elferrat testete die Stimmung im Saal regelmäßig mit Raketen, die von Mal zu Mal lauter ihren Weg in die närrische Atmosphäre fanden. Zum Schluss versammelte sich alle Tänzer auf der Bühne, um die Große Sitzung zu schließen. „Der Elferrat freut sich, im Anschluss mit euch weiter zu feiern“, sagte Arnold. Prinz Reiner I. startete von der Bühne die Polonaise durch den Saal Richtung Sektbar. „Anfangs war ich ja skeptisch, wie bei allem“, beichtete Wagner, „aber jetzt kann ich sagen: Ich liebe es.“ Judith Haseneder hat vor 40 Jahren mit Irene Endl und Heidi Knecht die 1. Dietzenbacher Tanzgarde gegründet. „Dass aus dieser lustigen Idee so etwas Großes wird, hätte ich nicht gedacht“, sagt sie und strahlt.

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