Christina Hellemann stellt Neuerscheinungen bei der Seniorenhilfe vor Buchvorstellung in der Grenzstraße

Bei der Buchvorstellung im Vereinshaus der Seniorenhilfe Obertshausen waren trotz hoher Temperaturen 16 Senioren vor Ort, um Bücherei-Chefin Christina Hellemann zu lauschen. Foto: m

Obertshausen (m) – Unterstützung im Haushalt, Begleitung zum Arzt, Unterhaltung unter der Woche – das sind die typischen Aufgaben aktiver Mitglieder der Seniorenhilfe (SHO). Der Vorstand organisiert aber auch kulturelle Erfahrungen, lud jüngst Christina Hellemann ein.

Die Leiterin der Stadtbücherei Kirchstraße stellte mehrere Neuerscheinungen auf dem Literaturmarkt vor.

15 Frauen und ein Mann verfolgten die Buchvorstellung an der Vereinsadresse in der Grenzstraße, wo die Referentin „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ präsentierte. In diese Kategorie fällt „Das Geheimnis der Hebamme“ von Sabine Ebert, eine „Zeitreise mit starken Frauen“ im 12. Jahrhundert.

Die Erzählung taucht ein in die Zeit des Kaisers Barbarossas. Die erst 14-jährige Hebamme Marthe bringt den Sohn des Burgherrn Wulfhart tot zur Welt, und natürlich wird sie für den Tod verantwortlich gemacht. Hände und Füße sollen der Geburtshelferin abgeschlagen werden, doch ihr gelingt die Flucht.

„Es ist eine brutale Zeit“, unterstreicht Christina Hellemann. Manchen Menschen werden hellseherische Fähigkeiten zugeschrieben, andere mit Misstrauen beäugt. Marthe kämpft, um aus den Zwängen auszubrechen, will für Frauen etwas tun, die krank, verfolgt und vergewaltigt werden. „Am Ende ist man froh, dass man nicht im finsteren Mittelalter lebt“, fasst die Bibliothekarin ihre Eindrücke zusammen.

„So lange die Welt noch schläft“, schrieb Petra Durst-Benning, in deren Mittelpunkt drei Freundinnen um die Jahrhundertwende stehen. Jeder Band stellt eine der Frauen in den Mittelpunkt, es sind aber abgeschlossene Geschichten, informiert der Gast. Der 1. Teil dreht sich um Josephine, die Tochter eines Schmieds. Sie reisen um 1890 zu einem Erholungsaufenthalt in den Schwarzwald.

Dort ist das Mädchen sofort fasziniert vom Fahrradfahren, was sich daheim in Berlin für eine Frau überhaupt nicht schickt. Sie kämpft für ihren Velociped-Erlaubnisschein, auch wenn ihr Umfeld entsetzt den Kopf schüttelt, wenn beim Treten ihr bestrumpftes Bein zum Vorschein kommt. Eine Zuhörerin aus dem Kreis der SHO berichtet, sie habe den Fahrradführerschein des Opas entdeckt.

Josephine darf nur im Hof radeln, muss für ihre Leidenschaft trotzdem ins Gefängnis. Die Familie bricht mit ihr, das macht sie aber nur stärker. Frauen im Saal schildern nun, wie sie das Fahren auf einem Herrenrad gelernt haben.

Zu den „mutigen Frauen“ zählt Christina Hellemann auch Coco Chanel, Edith Piaf, Frida Kahlo und Marlene Dietrich. Von ihr rezitierte sie aus dem Roman „Marlene und die Suche nach Liebe“. Er sei „sehr gut recherchiert, Personen, Filme und Jahreszahlen stimmen“, hat die Referentin überprüft.

Aus der Sicht von Marlene wird ihre Schulzeit geschildert, der Leser erfährt, dass der Vater früh gestorben ist und die Mutter sehr viel Wert auf Bildung legt. Darum wird die Tochter zum Geigenunterricht geschickt. Ziel der Mama ist Marlenes Aufnahme im Konservatorium und eine Karriere als Konzertgeigerin. Doch mit dem Stipendium klappt’s nicht, in Berlin lernt das Mädchen ein freieres Leben kennen, nimmt Schauspielunterricht und arbeitet in Varietés.

Für die Mutter ist das unter ihrer Würde. Marlene hat zudem viele Liebschaften - mit Männern und mit Frauen, heiratet 1923 Rudolf Sieber und bringt eine Tochter zur Welt. Der Mann bleibt zu Hause, sie arbeitet, das Paar trennt sich, lässt sich aber nicht scheiden. Er ist bis zu seinem Tod als ihr Ratgeber tätig.

In den USA aber wird die Sängerin als Heldin gefeiert, die „Vaterlandsverräterin“ beantragt die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Nazis setzen ein Kopfgeld auf sie aus. „Sie wäre nicht meine Freundin, aber sie war eine sehr interessante Frau“, sagt die Büchereileiterin.

Sie stellt noch „Meine Geschichte“ von Michelle Obama vor, „Ich bin Malala“ der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, die „Töchter einer neuen Zeit“ von Carmen Korn und „Der Zopf“ von Laetitia Colombani.