Nach 37 Jahren ehrenamtlichem Engagement/Fortsetzung auf Seite 3 Heide Heß als neue Ehrenbürgerin ausgezeichnet

Hoch die Gläser: Heide Heß (vorne rechts sitzend) hat allen Grund zum Feiern. Sie wurde als Ehrenbürgerin der Stadt Obertshausen ausgezeichnet. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Ein Portrait von Heide Heß wird im Sitzungssaal des Rathauses auf die 16. Trägerin der Ehrenbürgerrechte hinweisen.

Bei einem Festakt im Bürgerhaus verlieh Bürgermeister Roger Winter die Urkunde und würdigte die langjährige Kommunalpolitikerin und engagierte Mitstreiterin vieler Vereine als „starke Frau“.

Nur 13 Männer und zwei Frauen erfuhren diese Auszeichnung vor ihr. Als Klassenkamerad von Heß-Sohn Arne lernte Winter bereits die Überzeugungskraft der Geehrten im Schulelternbeirat kennen.

Mit Elan, Kompetenz und Zielstrebigkeit habe sie viel erreicht. Sie packe beherzt zu, ohne dabei den Humor zu vergessen. Seit 50 Jahren lebt sie in Obertshausen, seit 37 Jahren auch in der Politik.

Sie schloss sich der CDU an, saß auch im Vorstand der Partei und ist vor allem in den Feldern Jugendarbeit, Sport und Kultur tätig. Stadtverordnete war sie von 1981 bis ’98 und von 2006 bis ’17, dazwischen ehrenamtliche Stadträtin, von ’10 bis ’16 Stadtverordnetenvorsteherin.

Die Ausgezeichnete war Mitglied und teilweise Vorsitzende im Sport- und Kulturausschuss, im Sozialausschuss sowie im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschuss, war stellvertretende Fraktionsvorsitzende und gestaltete die Theaterreihe mit.

„Ich habe gerne mit ihnen zusammengearbeitet, uns verbindet Wertschätzung, es ist mir eine Freude, mich mit ihnen auszutauschen“, sagte Winter. Immer ging es ihr um die Sache, und „diese Haltung wirkt mehr als sympathisch in einer Zeit, in der die Selbstdarstellung oft mehr zählt als die Leistung“.

„Bürgerschaftliches Engagement basiert auf einen individuellen Entschluss, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Winter. „Wir brauchen mehr Vorbilder, die für die Demokratie werben. Sie sind ein starkes Vorbild.“ Zwölf Jahre war Heide Heß Vorsitzende des Volksbildungswerks, in dem sie viel bewegt und das sie jetzt in eine „sichere Zukunft“ geführt habe.

Sie erhielt den Ehrenbrief des Landes, die Verdienstmedaillen in Bronze, Silber und Gold der Stadt, die Ehrenplakette des Kreises und ist Ehrenstadträtin. Sie besitzt das Bundesverdienstkreuz, den Hessischen Verdienstorden und die Obertshausen-Medaille. Landrat Oliver Quilling blickte zurück auf das überörtliche Engagement.

Die ehrenamtliche Beigeordnete gehörte im Kreistag sieben verschiedenen Ausschüssen an, saß im Fraktionsausschuss ihrer Partei, in Sozialhilfekommission, Kuratorium der Kreis-Volkshochschule, im Widerspruchsausschuss für Wehrdienstverweigerer, im Aufsichtsrat der Kreiskliniken, der Kommserve und in mehreren Gremien der Kreisverkehrsgesellschaft. Sie ist Jurorin für den Kulturförderpreis und Rat der Stiftung Leben. Quilling lobte Heide Heß als geradlinig, sie folgte dem Wahlspruch, „wem Politik nicht gefällt, soll sich engagieren“.

Parlamentschefin Julia Koerlin lobte ihre Vorgängerin als zielstrebig, humorvoll, auch mitfühlend. „Ein harter, steiniger Weg hat sie hierher geführt.“ Laakirchens Bürgermeister Fritz Feichtinger befand, Heß habe die Partnerschaft stets unterstützt, sei eine „fürsorgliche Gastgeberin und ein gern gesehener Gast“. Er überreichte ihr die Verdienstmedaille in Gold der Stadtgemeinde Laakirchen.

Weitere Gratulanten waren Siegfried Roet als Mitstreiter im Förderverein der Georg-Kerschensteiner-Schule, den Heß mitgründete, und Sigurd Wißmann vom Volksbildungswerk. Er hob hervor, dass sich die Ehrenvorsitzende für Menschen mit Behinderungen, für neue Inhalte und Kurse eingesetzt, „energisch und unmissverständlich gegen Widerstände durchgesetzt“ habe.

Die Kreis-Volkshochschule, in deren Kuratorium Heß saß, stellte ihr ein „blendendes Grundschul-Zeugnis“ aus. Im Namen aller Kirchengemeinden in der Stadt beglückwünschte Pfarrer Norbert Hofmann Heide Heß, deren Lebensweg ein Pilgerweg sei.

Der Bundestagsabgeordnete Björn Simon hatte als CDU-Sprecher ausgerechnet, dass sie „mindestens ein Lebensjahr allein in Sitzungsälen“ zugebracht habe und dankte Ehemann Udo und den Söhnen. Luis Galvez vom Vereinsring hob hervor, dass sie Mitglied in mehreren Vereinen ist, Ulrike Sieger-Koser vom Vorstand der Senioren-Union erkannte, dass das Ehrenamt eine „enorme Bedeutung gewonnen“ habe.

Die frischbebackene Ehrenbürgerin antwortete, für sie stünden Menschen im Mittelpunkt, besonders Kinder: „Sie haben mich immer wieder motiviert, mich ehrenamtlich zu engagieren“. Menschen, die nur kritisieren, haben es leicht, aber noch keine Aktion verwirklicht, befand sie. „Das Ehrenamt fordert viel, aber ohne hätte ich viele Freunde nicht kennen gelernt“, schloss sie. Sie habe jeden Einsatz mit der Familie abgesprochen, würde „alles wieder so machen“.

Auf ihren Wunsch sang der Männerchor der Sängervereinigung moderne Werke. „Dreimalig Plus“ von Jürgen Weiß aus der Musikschule musizierte mit Saxophonen, Trompete, Klavier und Schlagwerk, Wehrführer Thorsten Manus trat mit Dudelsack und Trommelbegleitung auf.