BSG Hausen nutzt Liegewiese des Freibads Lungensportler trainieren im Freien

Zum Abschluss der Aufwärmphase gehen sie wippend in die Knie und beginnen ein Schattenboxen in Zeitlupe. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Auf der Liegewiese ist was los: Lungensportler der Behinderten-Sportgemeinschaft (BSG) Hausen nutzen in diesen Tagen das verwaiste Stück des schmerzlich vermissten Freibads direkt hinter der Sporthalle. Dort gelingen die Übungsstunden unter den aktuellen Pandemie-Beschränkungen.

„Das ist hier draußen völlig anders als in der Halle“, schwärmt Matthias Weber von der vielfältigen Struktur des Waldbodens im Vergleich zum aalglatten Linoleumboden der Halle. Übungsleiterin Sandra Eckhardt hält aber auch im Freien am strengen Format der Lungensport-Stunde fest: Zehn Minuten Aufwärmen, dann verschiedene Ausdauer-Aufgaben und schließlich lockere Bewegungen zum Ausklang.

Das gute Dutzend Teilnehmer hat sich bereits in einem großen Kreis mit großzügigem Abstand voneinander aufgestellt. Jeder hat einen Campingstuhl mitgebracht und eine Tasche mit Wasserflasche, Handtuch, Mundschutz und den Medikamenten. Die Trainerin fordert die Runde zuerst auf, wie eine der Eichen im Wind zu wanken, mit ausgestreckten Armen und Fingern. Die Aktiven heben und senken, öffnen und schließen die Gliedmaßen, vertikal und horizontal.

Dann recken sie sich auf den Fußzehen in die Höhe. Zum Abschluss der Aufwärmphase gehen sie wippend in die Knie und beginnen ein Schattenboxen in Zeitlupe. Fürs Ausdauer-Programm hat Leiterin Eckhardt Piktogramme laminiert und an die Füße der Baumstämme ausgelegt. Dort sollen die Mitglieder auf einem Bein balancieren, sich im Ausfallschritt recken und strecken.

Alle Mitglieder kommen auf Rezept. Der Arzt verordnet in der Regel 120 Einheiten, verteilt auf eineinhalb oder drei Jahren, erläutert Sprecher Weber. Bei der BSG Hausen laufen derzeit zwei Gruppen, die meisten Frauen und Männer leiden an Asthma oder einer Lungenkrankheit wie COPD. Die Abkürzung steht für „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ und bezeichnet eine chronische Bronchitis. „Obstruktiv“ weist auf eine Verengung der Atemwege hin, die dazu führt, dass der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist. Die Ursachen dafür sind noch nicht endgültig erforscht, lehrt Weber. Offensichtlich ist aber, dass Raucher häufiger betroffen sind. Die qualifizierten Trainer des „Vereins für Sport und Gesundheit“, wie sich die BSG nennt, versuchen, die Symptome durch ein spezielles Bewegungsprogramm zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Die Übungen stärken auch die Wirbelsäule und einen aufrechten Gang, was wiederum das Atmen erleichtere, heißt es.

Damit werden auch gefährliche Panikattacken verhindert. Auch die Funktion der Gehirnhälften wird gestärkt: Das Dutzend Frauen und Männer greift überkreuz kleine Bälle. Später ziehen sie Zettel mit Namen prominenter Zeitgenossen drauf, gegenseitig versuchen sie, die Promis durch gezielte Fragen zu erraten – beim Laufen. BSG-Vorsitzende Hiltrud Rembowski dankt der Stadt und dem TV Hausen für die Bereitstellung der Trainingsorte und zeigt sich erleichtert: „In unseren Abteilungen gab es bislang keinen einzigen Covid 19-Fall.“ Seit Mai laufen bei der BSG Hausen wieder zwei Gruppen Lungensport, dienstags um 19 und um 20 Uhr mit den Übungsleitern Sandra Eckhardt und Jürgen Ochmann auf der Freibad-Liegewiese. Der Zugang ist gegenüber den Eingängen der Sporthalle Badstraße. Wirbelsäulengymnastik läuft in sieben Gruppen donnerstags zwischen acht und zwölf Uhr, neben Eckhardt und Ochmann trainieren Heike Rode und Anita Gehrung auf dem Sportgelände des Turnvereins Hausen. Für die Aquagymnastik wird derzeit noch ein Hygienekonzept erarbeitet. Nähere Informationen sind im Internet zu finden unter bsg-hausen.de