Behinderten-Sportgemeinschaft gründet zweite Sportgruppe „Die Schultern lockern, einatmen und die Arme hoch“

Übungsleiterin Sandra Eckhardt zeigt den Teilnehmer, wie sie mit dem Redondo-Therapie-Ball Übungen ausführen können, die helfen, fit zu bleiben. Foto: m

Obertshausen (m) – Die Ansage für das Dutzend Frauen und Männer im Stuhlkreis hallt klar und deutlich durch das Hallendrittel. „So lässt es sich leichter atmen“, erklärt die Übungsleiterin. „Ich bin die Sandra“, beginnt Übungsleiterin Eckhardt eine Vorstellungsrunde, „aber nur heute mal hier“. Die junge Frau mit dem freundlichen Lächeln in der Stimme vertritt ihren Kollegen Jürgen Ochmann, der auch die zweite Sportgruppe für Lungen-Patienten in der Behinderten-Sportgemeinschaft (BSG) führt.

Im Stehen sollen sich die Teilnehmer dann die weichen Redondo-Therapie-Bälle zuwerfen, der Fänger nennt seinen Namen. Für die Menschen mit den zum Teil unheilbaren Krankheiten am Atmungsapparat bilden die Übungen hilfreiche Anleitungen, wie sie sich das Leben mit ihren Einschränkungen erleichtern können. Auch die gute Gemeinschaft und der Austausch in der Gruppe helfen dem Einzelnen, betont Sandra Eckhardt. Jetzt sollen sie aufrecht sitzen, am besten auf der Stuhlkante, mit erhobenem Haupt und die Beine im rechten Winkel aufgestellt. Diese Haltung erleichtere den Patienten das Atmen. „Der Bedarf ist da“, begründet Pressewartin Heidi Häfner die Erweiterung des Angebots bei dere BSG. Denn immer mehr ausgebeulte Hosentaschen stammen nicht von Mobiltelefonen, sondern weisen auf die runden Hub-Spray-Behälter hin, die Betroffene immer bei sich haben. So wie Alfred Assion. Seit einem Jahr plagt ihn schweres Asthma, „und bei dem Wetter ist es besonders schlimm“, klagt der Obertshausener über die nasskalte Witterung. „Im Sommer ging’s mir ganz gut“, blickt er auf die große Trockenheit und die für andere unerträgliche Hitze zurück. Die Ärzte haben bei ihm COPD diagnostiziert, wie bei vielen im Stuhlkreis, die sich jetzt stehend das runde Sportgerät zuwerfen.

Die Abkürzung steht für „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ und bezeichnet eine chronische Bronchitis (COB). „Obstruktiv“ steht für eine Verengung der Atemwege, was dazu führt, dass der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist.

Die Ursachen sind noch nicht endgültig erforscht. Offensichtlich ist aber, dass Raucher häufiger betroffen sind. Die qualifizierten Trainer des „Vereins für Sport und Gesundheit“ versuchen, die Symptome durch ein spezielles Bewegungsprogramm zu lindern und die Lebensqualität der Teilnehmer zu verbessern.

Die Patienten mit den verschleimten Bronchien oder der eingeschränkten Lungenfunktion werden in eine von fünf Gruppen eingestuft, null bis vier. Dazu müssen sie zu Beginn des Kurses innerhalb einer Minute verschieden große Quadrate begehen, die mit Hütchen markiert sind, erläutert Sandra. Danach wird der Schwierigkeitsgrad der Übungen bemessen.

Die BSG hat sich seit ihrer Gründung vor 55 Jahren durch erfolgreiche Sitzball-Mannschaften und Kegler mit Behinderungen landesweit einen Namen gemacht.

Heute sind ihre Kurse für Herzsport, Wasser- und Wirbelsäulengymnastik sehr gefragt. Die zweite Lungen-Gruppe hat noch einige Plätze frei, sie trifft sich dienstags ab 19 Uhr in der Sporthalle der Hermann-Hesse-Schule. Weitere Informationen stehen im Internet unter bsg-hausen.de