Jugendfeuerwehr Obertshausen feiert runden Geburtstag Seit 40 Jahren immer in Aktion

Mitglieder der Jugendfeuerwehr in Aktion: An einem Unfallwagen üben sie verschiedenen Bergungs-Techniken. Foto: m

Obertshausen (m) – Die Jugendfeuerwehr ist eigentlich zu alt für die Jugendfeuerwehr. In diesem Jahr feiert die Nachwuchsorganisation der Brandschützer an der Waldstraße ihren 40. Geburtstag – und gehört somit längst zu den Aktiven! Tatsächlich stehen bis heute Mitglieder der ersten Stunde in den Reihen der Helfer mit den roten Autos.

Der erste Alarm wurde am 21. Oktober 1978 ausgelöst, und zwar durch den damaligen Ortsbrandmeister Horst Nagel, der als Gründer in den Analen der Jugendwehr eingegangen ist. Erster Jugendwart wurde Ralf Ackermann – der langjährige Kreisbrandinspektor ist und bis vor kurzem auch Vorsitzende der Internationalen Vereinigung des Feuerwehr- und Rettungswesens, CTIF. So weit wird es nicht jeder der Schüler im orange-farbenen Polohemd bringen. Doch, „die Einsatzabteilung baut auf Nachwuchs aus der Jugendwehr“, betont Leith Aissa, der stellvertretende Stadtbrandinspektor.

Gleich zu Beginn trafen sich die Schüler im eigenen Haus, einer Nachkriegsunterkunft in städtischer Hand, direkt neben dem Feuerwehrhaus. 1994 wich es dem Anbau, der heute attraktivere Unterrichtsräume bietet. 26 Buben waren es, zählt der aktuelle Jugendleiter Oliver Fuhrmann in den alten Listen mit Schreibmaschinen-Einträgen, zwei von ihnen sind bis heute in der Einsatzabteilung. Sandra Deißler war 1990 das erste Mädchen – und zählt ebenfalls zu den Aktiven.

Die Jugendgruppe und die ganze Wehr für Mädchen und Frauen zu öffnen, brachte den Helfern ausschließlich gute Erfahrungen, sagt Fuhrmann. „Sie gehen mit mehr Empathie an die Sache, vielen Frauen liegt der Umgang mit Opfern.“ Von den 25 Jugendfeuerwehrleuten im Alter von zehn bis 17 Jahren sind derzeit sechs Mädchen. Allein im vergangenen Jahr konnten vier Mitglieder in die Einsatzabteilung übernommen werden, zwei kamen aus der Kinderfeuerwehr, aus der die Gruppe bereits 40 Prozent ihrer Mitstreiter rekrutiert.

Neben Fuhrmann und seiner Stellvertreterin Michaela Capilluto kümmern sich noch sieben Ausbilder um die Teenager. Er selbst ging 2002 mit einem Kumpel in die Jugendfeuerwehr, 2007 in die Einsatztruppe. Jugendwart ist er seit September 2016. „Wenn man alles plant, vorbereitet und die Schüler zufrieden sind, macht die Arbeit Spaß“, erklärt er seine Motivation. „Wenn Blaulicht und Martinshorn noch immer faszinieren, dann sind wir am glücklichsten.“ Wichtig seien aber auch das Miteinander und die Kameradschaft.

Viele der Mädchen und Jungen gehen in die selbe oder in Parallelklassen, „sie kommen fast immer mit Freunden“, weiß Fuhrmann aus eigener Erfahrung. „Es ist natürlich schön, wenn auch die Eltern mit dem Feuerwehr-Virus infiziert werden können“, lacht der Leiter. In zwei Fällen sei fast die komplette Familie bei den Blauröcken gelandet.

Geändert habe sich im Laufe der Jahre gar nicht so viel. „Anfangs war das Angebot größer“, blickt Fuhrmann zurück. „Wer wollte, kam täglich ins Feuerwehrhaus, da liefen Zeitungsgruppe, Foto-AG, die Bilder selbst entwickelte, kopierte, schnitt und rahmte oder Videos aus dem Zeltlager produziert hat. Es gab Sport in der benachbarten Mehrzweckhalle, mittwochs Siebdruck im Feuerwehrhaus unterm Dach, T-Shirts und Aufkleber wurden mit Logos versehen.

„In Zeiten von Ganztagsschulen ist das nicht mehr machbar“, weiß der Gruppenleiter. Selbst für das Üben für die Leistungsspange, die höchste Auszeichnung der Deutschen Jugendfeuerwehr, sei es schwierig, einen weiteren Termin neben dem Donnerstagstreffen zu finden. Auch der theoretische Unterricht im Winter, sei er noch so interessant gestaltet, bereite Probleme: „Die Kinder sind ausgebrannt“, durch elektronische Medien abgelenkt. Vor jeder Übungsstunde sammelt er die Handys ein, „alle sind damit einverstanden, die Regel haben wir bei einem Workshop gemeinsam aufgestellt, um das Miteinander zu stärken“.

Sie trainieren dann die Feuerwehrdienstvorschrift drei, einen Teil der Leistungsspangen-Prüfung. Dazu gehört, acht Schläuche in 75 Sekunden auszurollen und zu koppeln, theoretische Fragen zu beantworten sowie Kugelstoßen und Staffellauf. In kleinen Gruppen üben sie den Einsatz von Strahlrohr, Knoten, Stichen und lernen Fahrzeuge und deren Aufladung kennen. Sie fahren ins Zeltlager und zum Kreisjugendfeuerwehrtag.

Neben der eigenen Homepage sind sie in sozialen Netzwerken aktiv, Berichte mit Bildern von der Ausbildung seien der „größte Werbefaktor“. Alle zwei Jahre bieten Wehrleute eine Gruppe bei einer Schul-Projektwoche an. Trotzdem – vor den Schulabschlüssen, wegen der ersten Freundin, Führerschein oder einem anderen Freundeskreis verliert die Gemeinschaft immer wieder Mitglieder. „Ob sie wiederkommen, hängt davon ab, ob noch jemand von den Freunden dabei ist“, sagt Fuhrmann.

Die Ausstattung wird komplett gestellt, einen Beitrag zahlt der Nachwuchs erst ab dem 18. Lebensjahr. „Spinde sind noch frei, Uniformen hängen bereit“, rührt der Mann die Werbetrommel. In der Zukunft sieht er die Jugendwehr noch mehr in den Medien, „Feuerwehr-Technik wird moderner, die Ausbildung muss angepasst werden“.

Aissa fürchtet, es werde schwieriger, den Nachwuchs zu gewinnen. In diesen Zeiten seien mehr Freizeit und mehr Luxus gefragt, das Angebot müsse noch attraktiver werden.

Wer Interesse gefunden hat, ist an jedem zweiten Donnerstag von 18 bis 20 Uhr im Feuerwehrhaus an der Waldstraße willkommen.