Auftritt von Komödiantin Vera Deckers Unterschiede zwischen Frauen und Männern – selten so lustig

Vera Deckers deckt gnadenlos die Erziehungsunterschiede bei Jungen und Mädchen auf und zeigt, was daraus dann später so wird. Foto: m

Obertshausen (m) – „Nicht schlecht fürn Mädchen“, wenn es mal eben die schnellste in der Klasse ist. „Nicht schlecht fürn Mädchen“, das gerne backt, um dabei „Aggressionen so richtig rauszulassen“, beim Teig-Kneten und -Walzen. „Wenn ich nicht saufen würde, würde ich backen“, gesteht Vera Deckers, und das vorm Obertshausener Publikum im Bürgerhaus.

Die kleinen Unterschiede zwischen Männern und Frauen waren schon immer ein dankbares Thema für jeden Komödianten. Auch Vera Deckers schöpft aus diesem schier unerschöpflichen Quell an Diskussionsstoff. Dabei baut der Gast der Kleinkunst-Reihe wie viele ihrer ähnlich erfolgreichen Kollegen auf allgemein bekannte Weisheiten.

„Frauen sind sehr ausgeglichen“, behauptet der Gast auf dem Parkett vor der geschlossenen Bühne. „Männer gehen schon so breitbeinig, dass nix kaputt geht“, während sich in der Sauna dann oft zeige, „dass sie sich gar nicht so sehr Sorgen machen müssen“. Dann ertönt er doch noch, der ausgestreckte Zeigefinger: „Frauen lernen als kleine Mädchen einen erziehungsorientierten Kommunikationsstil“, werden also auf Harmonie getrimmt. Bei Jungs werde ein „statusorientierten Kommunikationsstil“ vermittelt, lernen die rund 130 Zuhörer.

Sie sitzen zu viert oder fünft an Tischen im großen Saal, ein Bier oder ein Glas Sekt vor sich. Die Geselligkeit bot sich an, weil der Kleinkunstsaal für mehr als hundert Besucher zu eng sei, erläutert Jürgen Hofmann vom Kulturamts. So begegnen sich Künstlerin und Publikum auf einem Niveau, da kann sich Vera Deckers spontan dem Herrn ganz vorne zuwenden, dem die Akustik nicht gefällt.

Einfacher klingt der Geschlechter-Vergleich: Zwei Mädchen sind happy, wenn beide in einem Wettbewerb gewonnen haben. „Jungs rasten aus, wollen unbedingt klarstellen, wer gewonnen hat und verlieren lieber, als auf einen eindeutigen Sieger zu verzichten.“ Frauen wie Männer auf den Stühlen nicken und tuscheln. Eine „Traumreise“ mit hyperaktiven Jungs? „Geht gar nicht“, plaudert die ausgebildete Psychologin von ihren Erfahrungen in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche, „das führt sofort zu einer Schlägerei im Gang“.

Gar nicht mehr lustig wirkt die nächste Erkenntnis. „Kleine Jungs werden weniger getröstet, wenn sie hinfallen, dabei weinen sie genauso wie Mädchen!“ Damit hinterfragt die Expertin Redensarten wie „ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Und noch so ein Punkt, der die Erziehung prägt, „ich durfte nicht mal richtig fluchen. Durftet ihr alle ,scheiße’ sagen?“ Die Kommunikation mit Publikum kommt allmählich in Fahrt, „es reicht für eine Selbsthilfegruppe“. Also, die Obertshausener durften „Scheibenkleister“ sagen. Doch, Hand aufs Herz, „das ist wie Mau-Mau-Spielen, wenn du vögeln willst“. Die Fachfrau vergleicht die Situation mit der von „Jeremy Pascal“: Seine Eltern schimpfen nicht, sie sind nur „sehr enttäuscht von dir“. Weil’s nicht so klappt mit Flöte, Yoga, Fußball, ... „Die Kinder sind so was von verplant“, seufzt die kundige Rheinländerin. „Und dann dieser Konkurrenzkampf, welches Kind geht zuerst aufs Töpfchen?“ Deckers plädiert für eine Totalverweigerung: „Unser Paul kann gar nichts, er schläft auch nicht, wir lassen ihn nicht einschulen“.

Helikopter-Erzeuger sind auch stressig, Mütter und Väter, die ihrem Sprössling selbst für die Fahrt mit dem Schulbus einen Fahrradhelm aufsetzen. Die Deckers hat auch für diesen Fall die passende Antwort parat – „macht euch locker!“. So wie das im Bürgerhaus klappt. „Nicht schlecht fürn Mädchen“.