Altstaedter feiern Fasching – Eine starke Gemeinschaft ist das Fundament Im Herzen von Mühlheim daheim

Der Saal war voll und die Stimmung war gut. Fastnacht bei den Altstaedtern jedes Jahr mit Herzblut. Foto: m

Mühlheim (m) „Die Zeit vergeht schnell, Liebhaber gibt‘s aber auch fürn Auslaufmodell.“

Die Vorsitzende provozierte wieder ein langes Oooohhhh, hatte aber auch die Lacher auf ihrer Seite. So sind sie eben, Gisela Eisner und die Altstaedter, eng verwoben mit der Narretei, daheim im Herzen Mühlheims und eine starke Gemeinschaft. Auf diesem Fundament baute der Mühlheimer Fastnachtsclubs (MFC) seine Sitzung im Jugendzentrum an der Rodaustraße.

Das „dolle Weib“ zeigte, „wie schwer es ist, eine Frau zu sein, nicht prüde, niemals müde“, attraktiv trotz „Fleisch wie Götterspeise, einer Frisur vom Kakadu, einem Gesicht wie gewellte Pappe“. Doch Gisela verfügt über „Gel zum Straffen, weil‘s die Muskeln nicht mehr schaffen“, über BHs mit Push-up-Effekt und scharfen Fummel.

Gründe zum Lamentieren fand auch „Rentner“ Robert Blumör zur Genüge. Auch er gehört zum Verein der Melonenträger, präsentierte sich als Meister der Büttenrede. Im Saal des Juz wurde es mucksmäuschenstill, als er lautstark, wort- und gestenreich schilderte, wie er sich die Verabschiedung in den Ruhestand vorgestellt hatte.

„Wahrscheinlich werde ich vom Chef persönlich in einer Kutsche abgeholt, der Werkschor singt, Großer Gott, wir loben dich, Tisch’, die Kollegen stehen Spalier, die Tische biegen sich vor Geschenken, die Wohnstub’ ist ein Blumenmeer, ich muss nix mehr schaffe‘, hab sehr viel Geld ...“. Doch dann kam alles „viel, viel schlimmer, denn jetzt war mein Chef mei‘ Fraa!“

Die bessere Hälfte hat auch für Carlo Schmidt „Horror“ - zumindest wenn er sie doppelt sieht! „Light Bier, light Wein und blede Leit“ sind für den „Dabbes“ eins. Der Arzt erlaube ihm „nur zwei Gläser am Tag“ - also wählt das Schlitzohr ein großes Füllhorn. Und bevor einer Übles über ihn denkt, erklärt er weise, „die Schlimmsten waren die Mönche, die haben Bier als Fastenspeise erfunden, die alten Genießer“.

Und „in vino veritas“ - oder, „wer säuft, sagt die Wahrheit“, lehrte Carlo. Auch aus Obst und Kräutern lasse sich viel Gutes machen, Tausendgüldenkrautwein, Heidelbeergeist, Hagebuttenlikör. Frieder Gruber plagen dagegen die Sorgen eines Brautvaters. Der zweite Vorsitzende der Altstaedter lamentierte über das Balzverhalten der Töchter, die sich nun „kirchlich paaren“. Bei der Feier rutschte seine Hose immer weiter in die Tiefe, das Schicksal nahm seinen Lauf. Und jetzt sei auch die jüngere Tochter auf den Geschmack gekommen!

Als Altstadtweiber Anne und Emma standen sich Christa Knott und Gisela Eisner in Bütten gegenüber, keiften sich gegenseitig an und lästerten über den Rest der Welt: „Es gibt Frauen, die können anziehen was sie wollen, denen steht nix.“ Meinte die andere, „es gibt Männer, die können ausziehen, wasse wolle, dene’ steht auch nix“.

Die Fastnachter suchen die Lacher oft unter der Gürtellinie, oft aber haben sie gute Anekdoten in ihre Auftritte eingebaut. „Vier Tiere braucht die Frau, um glücklich zu werden: Einen Nerz im Schrank, einen Hengst im Bett, einen Jaguar vor der Tür und ’n aale Esel, der alles bezahlt!“ Beim Unterschied zwischen Mann und Chappi-Dose sind sich die beiden Damen einig: „Chappi gibt‘s jetzt auch mit Hirn“.

Bewegung brachten sechs Garde-Mädchen in Blau-schwarz mit einer Polka auf die Bühne. Sie stammen vom befreundeten Närrischen Komitee St. Antonius im Frankfurter Westend, dem auch die tanzenden Cowboys- und -girls angehören. Das Männerballett aus der Mainmetropole sprang mit Hut und Colt zu einem Medley aus Wild-West-Melodien im Rampenlicht. Musikalisch verbreitete Richard Kress energisch Stimmung.

Der Musiker unterbrach die Vorträge immer mal wieder mit passenden Hits und flotten Schunkelliedern.

Sänger Volker präsentierte sich als Roland Kaiser und schmetterte „eine neue Liebe“ von Jürgen Marcus, Solistin Wally sang Margit Sponheimers Bekenntnis „Am Rosenmontag bin ich geboren“ und „Boom-bang-bang“ von Peggy March.

Die Stimmen erhoben auch die Altstadt-Sänger zu „Bella Ciao“ und Carpendales „Alice“, gewannen das Publikum zum Mitsingen.

Orden tauschten Gisela und Frieder mit Tollitäten der Mühlenstadt aus, die auf Stipvisite mit viel Helau vorbeischauten.

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