Pfarrerin Dorothea Best-Trusheim in Steinheim verabschiedet / Pilotprojekt Gute Nachbarschaft ist ein Stück Lebensqualität

Nach drei Jahren Dienst verlässt Pfarrerin Dorothea Best-Trusheim (Zweite von links) Steinheim. Dank für den weiteren Weg sprachen der Theologin (von links) Anke Menzel, Dekan Carsten Tag sowie Pfarrerin Heike Zick-Kuchinke und Susanne Fehres zu. Foto: privat

Steinheim (red) – Ein Novum in der evangelischen Kirchenlandschaft ist mit der Verabschiedung von Pfarrerin Dorothea Best-Trusheim aus der evangelischen Kirchengemeinde Steinheim zu Ende gegangen: Drei Jahre lang war sie die erste und bis dato einzige Pfarrerin zumindest in Hessen, die nicht nur in zwei Kirchengemeinden oder Dekanaten arbeitete, sondern auch gleichzeitig in zwei evangelischen Landeskirchen: mit je halber Stelle in der Hanauer Stadtkirchengemeinde, die zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört, und eben in Steinheim im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Im vergangenen Jahr hat sie sich für eine Mainseite und eine volle Pfarrstelle in Großauheim entschieden. Nun galt es, in einem festlichen Gottesdienst und beim anschließenden Empfang im Familien- und Generationenzentrum einander Adieu zu sagen.

„Was erwarten wir vom Eingreifen Gottes in den Stürmen des Lebens?“ fragte Pfarrerin Best-Trusheim in ihrer letzten Predigt in Steinheims evangelischer Kirche über die biblische Geschichte von der Stillung des Sturms. Und zuvor: „Warum sind wir so furchtsam?“ In den im Evangelium geschilderten dramatischen Ereignissen auf dem See Genezareth „geht es nicht um den Glauben darum, dass kein Unglück mehr kommt, sondern darum, dass Jesus Christus stärker ist als alles im Leben und im Tod, und dass wir mit ihm an unserer Seite nicht untergehen werden, egal, was passiert.“

Hätten uns das länger vorstellen können

Worte des Dankes für die Dienstzeit in Steinheim fanden die beiden Dekane der beteiligten Kirchenkreise: „Wir hätten uns das gut und gerne länger vorstellen können“, so Pfarrer Carsten Tag, Dekan des Evangelischen Dekanats Rodgau, in seiner Ansprache während des Gottesdienstes. Er erinnerte an die verwaltungstechnischen Hürden, die man gemeinsam mit den beiden Kirchenverwaltungen in Darmstadt und Kassel überwunden habe, um dieses Pilotprojekt zu verwirklichen. Dekan Tag dankte allen Beteiligten, allen voran Pfarrerin Best-Trusheim, für ihre Bereitschaft, an dem „großartigen Engagement teilzuhaben, mit dem Haupt- und Ehrenamtliche das Steinheimer Familien- und Generationenzentrum für Menschen jedes Alters auf die Beine gestellt haben“.

Pfarrer Martin Lückhoff, Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Hanau, hob noch einmal die kirchenpolitische Bedeutung der Kooperation hervor und teilte im Rahmen des Empfangs drei Einsichten mit den Anwesenden: „Erstens: Wo viele Menschen guten Willens sind, da klappt das“, ermutigte er zu neuen Wegen. „Zweitens: Die Herausforderungen, vor denen Pfarrer und Kirchengemeinden stehen, sind in unseren recht unterschiedlichen Gemeinden doch ähnlich.“ Und schließlich sei gute Nachbarschaft ein wichtiges Stück Lebensqualität auch in der Kirche.

„Wir vertrauen darauf, dass wir in Jesus verbunden bleiben, ob wir beieinander sind oder nicht“, hatte bereits im Gottesdienst schon die stellvertretende Vorsitzende des Steinheimer Kirchenvorstands, Anke Menzel, ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen. Mit den Worten „Wir freuen uns, dass Sie in der Nähe bleiben“ dankten auch Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend, des Posaunenchors und der Kita-Eltern für die gemeinsame Zeit mit Dorothea Best-Trusheim. Von den Jugendlichen gab’s ein Geschenkpaket mit symbolischen Geduldsfäden, Krisenstäben und Glückssträhnen, während Frank Koltermann für die Bläser der Gemeinde das Angebot unterbreitete, „auch mal auf der anderen Mainseite“ aufzuspielen. Weitere Gemeindegruppen schlossen sich später Dank und Grüßen an.

Wie zuletzt bei den Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum hatte der Kirchenvorstand eine eigens gestaltete Torte spendiert. Und zu diesem Anlass gab es sogar noch einige Ständchen.

Über den Main blickten auch die Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und evangelischen Nachbargemeinden in „Stein-Auheim“ um den katholischen Pfarrer beider Stadtteile, Lukasz Szafera, und die neue evangelische Pfarrerin in Klein-Auheim, Ann-Sophie Huppers: „Wir hatten zwar dienstlich nicht lange miteinander zu tun - aber mal sehen, wie trennend dieser Fluss wirklich ist“, lud Pfarrerin Huppers zur evangelischen Zusammenarbeit zwischen Klein-Auheim und Großauheim ein.