Videoschaltung transportiert leidvolle Erlebnisse an die Wilhelm-Busch-Schule Bombenalarm und Schutzkeller gehören zum Alltag

Der deutsche und der ukrainische Schulalltag sieht nur auf den ersten Blick gleich aus. Doch kein Jügesheimer Kind muss in der Winterjacke zum Unterricht oder zum Rathausbesuch. In Chervonograd fällt wegen der russischen Angriffe immer wieder die Heizung aus. Bild: privat

Jügesheim – Wie sehr der Krieg die ukrainischen Kinder mitnimmt – das haben Grundschüler der Wilhelm-Busch-Schule live und aus erster Hand erfahren. Sie hatten nicht nur 1691,50 Euro Spenden gesammelt, sondern schenkten den ukrainischen Altersgenossen in der Videoschaltung auch ein offenes Ohr für ihre leidvollen Erlebnisse.

Der Erlös der Spendenaktion „Plätzchenbacken für Kinder in Not“ an der Wilhelm-Busch-Schule ging in das vom russischen Angriff erschütterte Land. Alle zwölf Klassen hatten vor Weihnachten fleißig Vanillekipferl, Zimtsterne und Kokosmakronen gebacken. Insgesamt kamen mehr als 600 Tütchen mit Gebäck aus eigener Herstellung zusammen.

Die ersten 150 Stück brachten die jüngsten Schüler ins Rathaus. Der Plätzenduft erfüllte das Gebäude, und der gute Zweck öffnete die Herzen, sodass die städtischen Mitarbeiter 477,50 Euro ausgaben. Lehrer und Eltern spendeten obendrauf 1 194 Euro. So konnte die Wilhelm-Busch-Schule stolze 1691,50 Euro nach Chervonograd überweisen. Mit dem Geld werden der Fußballplatz repariert sowie neue Bücher und Hefte. Doch das Engagement der Schüler reichte über das Plätzenbacken hinaus. Statt der traditionellen Winterlieder übten sie mit Musiklehrerin Svitlana Manko Friedenslieder im Unterricht. Damit überraschten sie die ukrainischen Kinder am Tag des virtuellen Zusammentreffens. Dafür wurde eine große Leinwand vor der Aula aufgebaut. Per Videoübertragung sahen die Schüler nun diejenigen, denen sie mit ihrer Spende ein wenig Lächeln in der Not geschenkt hatten. Schulleiterin Ruslana Vereskun erzählte, wie die ukrainischen Kinder mit den Bombenalarmen umgehen: „Alle Schülerinnen und Schüler der staatlichen Schule Nr. 2 in Chervonograd stehen ruhig und diszipliniert auf und begeben sich mit ihren Lehrkräften in den Keller der Schule.“ So sähe mittlerweile der Alltag für die 453 Kinder aus. Als die Jügesheimer Schüler ihre Friedenslieder sangen, bekam dieser Alltag ein bisschen Farbe, Freude und Hoffnung. Sie bedankten sich mit rosa Luftballons und zeigten Bilder aus ihrem Unterricht bei Bombenalarm.

Wenngleich sich die Schüler in Rodgau Krieg nur schwer vorstellen können, so waren sie doch sehr beeindruckt von den Schilderungen und der Dankbarkeit, die ihnen entgegengebracht wurde, berichtet Schulleiterin Angelika Stelzer-Dasbach.

Ebenfalls bewegt war Bürgermeister Max Breitenbach. Sie kamen zur ungewöhnlichen Spendenübergabe in die Schule und bedankten sich bei den Kindern. Erwachsenen wie Schülern wird dieser besondere Tag noch lange in Erinnerung bleiben.
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