Vikar Dennis Klose vertritt Pfarrerin Koch In Dudenhofen viel gelernt

Vikar Dennis Klose im Amtszimmer seiner Lehrpfarrerin Christina Koch. Noch bis zum 30. November ist er für alle pfarramtlichen Belange der evangelischen Kirchengemeinde verantwortlich.

Dudenhofen – Letzter Ausbildungsabschnitt für Vikar Dennis Klose in der evangelischen Kirchengemeinde Dudenhofen: Einen Monat lang muss er seine Lehrpfarrerin vertreten. Dabei hat er keine Chance auf „mütterlichen“ Rat: Pfarrerin Christina Koch macht Urlaub.

Wie waren die ersten Tage? „Spannend und arbeitsintensiv“, berichtet Klose. Auf ihn wartete die ganze Bandbreite dessen, was der Pfarrerberuf ausmacht: von Geburtstagsbesuchen („wir sind eine sehr besuchsintensive Gemeinde“) bis zur Konferenz mit allen Hauptamtlichen des Dekanats über die Kirchenreform „EKHN 2030“. Dazwischen: Religionsunterricht in der Grundschule, Trauergespräche, Kirchenvorstand, Konfi-Unterricht und natürlich Gottesdienste.

Dabei kann Dennis Klose auf viel Unterstützung bauen. Ob Gemeindesekretärin, Kirchenvorstand oder Kirchenmusiker: „Da ist ganz viel institutionelles Wissen.“

Die Gemeinde lebt auch von den vielen Ehrenamtlichen, die sich engagieren. „Das ist eine sehr schöne Erfahrung“, betont der Vikar. Dank freiwilliger Helfer läuft vieles zuverlässig und geräuschlos, vom täglichen Auf- und Zuschließen der Kirche bis zum Ausleihbetrieb in der Bücherei. Ein weiteres Beispiel einer lebendigen Gemeinde: Immer wieder schneit jemand ins Gemeindebüro rein. Nicht jeder kommt mit einem Anliegen. Manche wollen auch einfach nur kurz Hallo sagen.

Seit Februar 2021 ist Dennis Klose als Vikar in Dudenhofen. In dieser Zeit hat er Kinder getauft, Verstorbene beerdigt und sogar ein Brautpaar getraut. Gerade bei der Vor- und Nachbereitung dieser „Kasualien“ habe er von seiner Lehrpfarrerin viel gelernt, betont er. Es sei wichtig, Menschen an den Scharnierstellen des Lebens zu begleiten. So etwas könne man nicht theoretisch im Vikariatskurs in Herborn lernen: „Die praktische Ausbildung mit echten Menschen, echten Sorgen und echten Gefühlen ist unersetzbar.“

Besonders intensive Momente hat Dennis Klose bei Trauerfeiern und Beerdigungen erlebt. „Es ist schön, wenn man nach einer Trauerfeier das Gefühl hat, dass man Menschen wirksam begleiten durfte. Gemeinsam Trauer aushalten, aber auch Hoffnung teilen: Das ist für mich eines der größten Privilegien in unserem Beruf.“

Ausbildung heißt auch: ausprobieren. Diese Chance hat Dennis Klose in Dudenhofen oft genutzt. Zum Beispiel mit ungewöhnlichen Predigtformaten, einem ungewohnten liturgischen Gewand (farbige Stola über dem Altar) oder indem er der Gemeinde unbekannte, schwierige Lieder zumutete. Die Reaktionen bekam er gleich am Kirchenausgang zu hören. Das gehört zu den Dingen, die er in Dudenhofen schätzen gelernt hat: ehrliche, unmittelbare Rückmeldungen – und gleichzeitig Hilfsbereitschaft und viel Humor. In Dudenhofen habe er Volkskirche im besten Sinn des Wortes erlebt, sagt Klose dankbar. Dass Kirche und örtliches Leben so sehr miteinander verzahnt seien, gebe es nur noch selten.

Am ersten Advent, 27. November, wird Dennis Klose im Gottesdienst verabschiedet. Vier Tage später tritt er seine nächste Stelle an: ein Spezialvikariat in der Gefängnisseelsorge, genauer gesagt in der U-Haft der Justizvollzugsanstalt Frankfurt I. Ein halbes Jahr später winkt die Einstellung als Pfarrer im Probedienst.

Seelsorge in der Haftanstalt sei „Kirche für alle Menschen“, betont Dennis Klose. „Wir Seelsorger haben das große Privileg, dass wir den Menschen als geliebte Geschöpfe begegnen können, obwohl sie im Gefängnis sind . . . und ehrlicherweise haben die Gefangenen auch ein Recht darauf.“

Von Ekkehard Wolf