Evangelische Kirchengemeinde Dudenhofen reagiert auf Energiepreise Kirche will im Gemeindehaus überwintern

Schwer zu beheizen: Die evangelische Kirche Dudenhofen bleibt im Winter voraussichtlich kalt.

Dudenhofen – Steigende Energiekosten machen auch den Kirchen zu schaffen. Vor allem die Heizung der großen Sakralbauten verschlingt viel Geld. Die evangelische Kirchengemeinde Dudenhofen will deshalb im Winter mit ihren Gottesdiensten ins Gemeindehaus umziehen. Die Kirche soll tagsüber für Besucher offen bleiben, wird aber nur auf eine geringe Mindesttemperatur beheizt.

Dass die Gemeinde dahinter steht, zeigte eine Gemeindeversammlung nach dem Erntedank-Gottesdienst am Sonntag. Der Vorschlag des Kirchenvorstandes stieß auf Zustimmung, teilweise sogar auf Beifall. Eine Alternative wären Gottesdienste in der Kälte gewesen – entweder mit mitgebrachten Wolldecken oder sogar im Freien.

Bereits bisher hat die Kirchengemeinde eine jährliche Gasrechnung von fast 8 000 Euro, wie Pfarrerin Christina Koch berichtet. Davon entfallen etwa 2 000 Euro auf das Gemeindehaus. Die Heizkosten der Kirche sind drei Mal so hoch: 6 000 Euro im Jahr.

Die Gründe für diese Differenz liegen auf der Hand: Die Kirche ist mehr als 250 Jahre alt und viel größer als das Gemeindehaus, das 2015/16 saniert und umgebaut wurde. Seither sind dort Heizung und Wärmedämmung auf einem zeitgemäßen Stand. Koch: „Das Haus ist wirklich gut eingepackt.“

Im Winter dauert es mehrere Stunden, um die Kirche für den Sonntagsgottesdienst aufzuheizen. Erfahrungsgemäß steigt die Temperatur jede Stunde um ein Grad, so Pfarrerin Koch: „Wir haben versucht, zu berechnen, was es uns kostet, einmal die Kirche hochzuheizen. Das könnten bis zu 300 Euro sein.“

Dem Leitbild einer „einladenden Kirche“ können die Geldsorgen nichts anhaben. Ob in der Kirche oder im Gemeindehaus: Alle Gottesdienstbesucher sollten sich eingeladen fühlen, betonte die Pfarrerin in der Gemeindeversammlung. Im Kirchenvorstand war zuvor die Sorge geäußert worden, dass manche Menschen aus spirituellen Gründen lieber Gottesdienst in der Kirche feiern wollten.

Den Umzug in wärmere Räume bezeichnet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) als „Winterkirche“. Er steht auf der jüngsten Liste mit Empfehlungen für Energiesparmaßnahmen an die Kirchengemeinden. Bedenken wegen der Bausubstanz oder der wertvollen Kirchenorgeln hat die Landeskirche nicht: „Den Orgeln in den Gebäuden schaden die niedrigen Temperaturen grundsätzlich nicht; die relative Feuchte soll aber nicht über 70 Prozent steigen.“

Bereits seit mehr als 40 Jahren schreibt die EKHN ihren Gemeinden eine recht sparsame Beheizung vor: „In der Kirche soll eine Grundtemperatur von etwa + 8 ˚C gehalten werden. Die Temperatur darf während des Gottesdienstes + 15 ˚C nicht übersteigen.“ Diese Richtlinien stammen aus dem Jahr 1979.

Wann genau die „Winterkirche“ in Dudenhofen beginnt, muss der Kirchenvorstand entscheiden. Voraussichtlich wird es nach Weihnachten sein. Bisher steht fest: Der erste Advent mit der Verabschiedung des Vikars Dennis Klose soll noch in der Kirche gefeiert werden. Für den zweiten Advent hat sich der Männerchor Dudenhofen angesagt und am dritten Advent ist Lichterkirche mit dem „Engelchor“ der Kinder. An Heiligabend sind zwar zwei Gottesdienste an der Gänsbrüh geplant, aber dennoch erwarten viele Menschen auch einen Abendgottesdienst in der Kirche.
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