„Jeder wird hier fündig werden“

Balou hat bald einen Job: Der künftige Therapie- und Begleithund genoss viel Aufmerksamkeit. Bild: -

Nieder-Roden – Lehrstellenmangel und Jugendarbeitslosigkeit – so sah noch vor eineinhalb Jahrzehnten der Hintergrund der Nieder-Röder Bildungsmesse aus. Als Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Erster Stadtrat Michael Schüßler (beide FDP) zum 27. Mal den Startschuss gaben, war alles anders: Mit dem Ruf „Wir suchen Dich“ umwarben mehr als 100 Unternehmen, Behörden und Bildungsträger die zunehmend knapper werdenden künftigen Fachkräfte.

„Jeder und jede wird hier heute fündig werden“, konnte die Ministerin mehreren hundert Jugendlichen bei der offiziellen Eröffnung am Morgen in der Sporthalle an der Wiesbadener Straße versprechen. Längst habe sich die vormals prekäre Position der jungen Menschen auf der Suche nach Beruf und Lebensaufgabe ins Gegenteil verkehrt: „Heute legen sich die Arbeitgeber ins Zeug, um künftige Fachkräfte für ihr Angebot zu interessieren“, hat Rodgaus Bürgermeister Max Breitenbach (CDU) beobachtet. Die Präsentationen der Unternehmen, zum größten Teil Stammgäste, würden von Jahr zu Jahr attraktiver und aufwendiger.

Langjährige Beobachter bestätigen das und bescheinigen der Veranstaltung einen einzigartigen Status in der Region. Zwar gebe es im Dreieck Frankfurt/Darmstadt/Aschaffenburg, etabliertes Einzugsgebiet der nach dem Start 1996 in der Heinrich-Böll-Schule (HBS) seit 2008 im großen Rahmen aufgestellten Berufs- und Ausbildungsbörse, durchaus noch ähnliche Angebote, bemerkte ein Sprecher einer mittelständischen Metallbau-Firma. In der Qualität und Effizienz reiche solche Konkurrenz indessen kaum an das Nieder-Röder Vorbild heran: „Wir erreichen hier Tausende von Schülern und finden jedes Jahr junge Leute, die bei uns anfangen wollen“.

Gerne hört das unter anderem Stadtrat Schüssler, der das Lob an sein eingespieltes Organisationsteam im Rathaus weiterreicht. So wie er war sein Chef, der Bürgermeister, nach eigenen Worten froh, die Messe nach den Corona-Beschränkungen erstmals wieder als großes Forum für persönliche Begegnungen starten zu können: „Das haben sich vor allem die Unternehmen gewünscht. Persönlich kennenlernen, etwas ausprobieren, mal ein Werkstück in die Hand nehmen – das regt die Fantasie an“, so Breitenbach. Oft entdeckten junge Männer und Frauen so Interessen und Talente, die ihnen gar nicht bewusst gewesen seien.

Und dabei müsse es nicht immer um akademische Herausforderungen gehen, so die Bundesministerin: „Die Berufsbildung bei uns bietet einzigartige Chancen und ist in Europa einmalig“, warb Stark-Watzinger. Um zu funktionieren, seien Wirtschaft und Gesellschaft auf alle Berufsgruppen angewiesen.

„Wir haben viel Handwerk, Handel und Industrie“, so Breitenbach, im Hintergrund stünden IHK und Handwerkskammer als verlässliche Partner. Eine weitere belastbare Säule sehen der Bürgermeister und Stadtrat Schüßler in den Bildungsträgern, angefangen bei den örtlichen weiterführenden Schulen bis hin zu Universitäten und Fachhochschulen im Rhein-Main-Gebiet. Wie groß der Rahmen tatsächlich ist, erlebte die Ministerin bei einem Rundgang. In der Sporthalle, der Böll-Schule und auf dem Freigelände dazwischen traf sie unter anderem auf die Bundeswehr, Finanz- und Verwaltungsbehörden, die Justiz und die Pflegeschule der Asklepios-Kliniken ebenso wie auf den örtlichen Kita-Dienstleister, der Therapie- und Begleithunde für soziale Einrichtungen ausbildet.  
 zrk

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