Ausstellung „Guido Reni. Der Göttliche“ im Städel Barockstar mit Allüren

Das Städel präsentiert Werke von Guido Reni.

Sachsenhausen (jf) – „Es ist die erste große Ausstellung im Gustav-Peichl-Bau des Städel Museums nach der Pandemie“, erklärte Direktor Philipp Demandt. Corona führte dazu, dass Kulturinstitute 80 Prozent ihres Publikums verloren haben. In den vergangenen zwei Jahren wurden „Ausstellungen mit angezogener Handbremse“ gezeigt. Nun hoffe man auf „eine kleine Wiedergeburt“. Deshalb passt die Exposition „Guido Reni. Der Göttliche“ gut.

„Reni war ein Malerstar seiner Zeit und wurde zu einem gefallenen Engel. Außerdem ist er in die Schieflage der Verkitschung gekommen“, stellte Demandt fest. Das soll sich nun ändern. Kurator Bastian Eclercy hatte von Beginn an ein so schlüssiges wie scheinbar einfaches Konzept: „Wir zeigen nur das Allerbeste.“ So hat die Kooperation mit 60 Leihgebern, unter ihnen maßgeblich das Museo Nacional del Prado Madrid, dazu geführt, dass der Besucher insgesamt 164 Objekte, darunter 130 Werke von Reni, bewundern kann. Die im Städel selbst vorhandenen Reni-Gemälde – „Himmelfahrt Mariens“ (um 1598/99) und „Christus an der Geißelsäule“ (um 1604) – wurden zur Ausstellung besonders in Szene gesetzt.

„Mit der Exposition geht ein persönlicher Traum von mir in Erfüllung“, gestand Eclercy. Die Gemälde, Zeichnungen und Radierungen Renis wurden noch nie in so großer Ansammlung gezeigt, manche Objekte sind erstmals zu sehen.

Mit der Biografie des Zeitgenossen Carlo Cesare Malvasia – er und Reni lernten einander kennen – liegt wertvolles Material vor, ergänzt durch eine fulminante Neuausgabe von Elizabeth Cropper und Lorenzo Pericolo.

„Guido Reni hatte schon zu Lebzeiten den Beinamen ‚Der Göttliche’. Er war ein Star, konnte Höchstpreise für seine Kunstwerke verlangen“, sagte Eclercy. Der in Bologna geborene Reni besuchte bereits als Neunjähriger eine Malschule. Zehn Jahre später wechselte er zu einem anderen Meister, erste Bilder für Kirchen entstanden. 1601 zog er nach Rom, wohnte mit zwei Malerfreunden in einer WG.

Reni setzte sich mit seinem Zeitgenossen Caravaggio auseinander, beschäftigte sich mit den Meistern Michelangelo und Raffael. Der Maler aus Bologna hatte Glück in Rom, die Borghese-Dynastie machte ihn zum „Hofkünstler“, er erhielt Aufträge für große Fresken. „Reni war eine komplexe Persönlichkeit, er war zutiefst religiös und fürchterlich abergläubisch. Frauen gegenüber war er misstrauisch, von Spielhöllen aber wurde er magisch angezogen, verzockte“, berichtete der Kurator. Wenn Reni Geld hatte, war er auch wohltätig. 1614 kehrte der Künstler nach Bologna und zu seiner Mutter zurück, musste sich aber dort erst einen Namen erarbeiten. Das gelang ihm. Er hatte in seiner Werkstatt zeitweise 80 Mitarbeiter.

„Als sich im 19. Jahrhundert der Kunstgeschmack wandelte, ging auch Renis Stern mit unter“, sagte Eclercy. Übrig blieb eine „Verkitschung ins Devotionale“. „Aber es lohnt sich, Reni wieder zu entdecken. Unsere Ausstellung bietet mehr als nur zum Himmel blickende Heilige, für deren Darstellung er so berühmt war“, merkte Demandt an. Bereits 1988/89 zeigte die Schirn Kunsthalle eine Reni-Ausstellung, es war erst die zweite nach der von 1954 in Bologna. Nun ist also nach mehr als 30 Jahren wieder „der göttliche Guido“ in Frankfurt. Und zwar in zehn Sektionen. Die Ausstellung ist bis zum 5. März 2023 zu sehen und wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. Dazu gehört sowohl das Digitorial als auch der Audioguide mit Ingo Zamperonis Stimme. Mehr ist auf staedelmuseum.de zu erfahren.