Holbein und die Renaissance im Norden ist im Städel zu sehen Vier Jahre lang geplant

Das Gemälde „Simon George of Cornwall“ beschließt die Schau und ziert als Plakat die Wand des Städel. Bild: Faure

Sachsenhausen (jf) – Das Städel Museum zeigt nach Rubens, Rembrandt und Reni nun die Renaissance des Nordens. „In der fulminanten Ausstellung, die eine Zeitspanne von 1480 bis 1540 umfasst, steht Augsburg im Zentrum“, erläuterte Städel Direktor Philipp Demandt. „Um 1500 war Augsburg eine der fünf größten Städte im Heiligen Römischen Reich“, fügte Kurator Jochen Sander hinzu. Mit 30.000 Einwohnern war es damals doppelt so groß wie München.

Seit vier Jahren wurde die Exposition geplant, in der rund 180 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen und Medaillen zu sehen sind. 50 Kunstwerke stammen aus den Sammlungen des Städel und des Kunsthistorischen Museums Wien, Kooperationspartner bei dieser Schau. „Es ist eine extrem aufwendige Ausstellung, viele Bilder sind auf Holzgrund gemalt und damit sehr empfindlich. Wir versuchen, das Beste vom Besten zusammen zu zeigen“, erklärte der Städel-Chef und bemerkte: „Unsere Eigenfinanzierungsquote liegt bei 90 Prozent, das ist ziemlich sportlich. Allen, die uns unterstützen, sind wir sehr dankbar.“

Glücklich ist der Direktor auch, dass es Chefrestaurator Stephan Knobloch gelang, das Bild „Simon George of Cornwall“ von Hans Holbein dem Jüngeren, entstanden zwischen 1535 und 1540, zu alter Schönheit zu verhelfen. Das Bild beschließt die Schau und ist gleichzeitig als Plakat auf der rechten Außenwand des Städel Museums zu sehen.

In Augsburg, am nordalpinen Ende der Seidenstraße gelegen, verbanden sich italienische und niederländische Einflüsse. Die Tuchstadt wurde zur Handelsmetropole, mächtige Bankiersfamilien wie die Fugger –Jakob Fugger war damals der reichste Mann im Land – achteten auf ihr Image und repräsentierten ihren Einfluss in der Kunst. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Stiftung ihrer Grabkapelle in St. Anna in Augsburg. Erstmals nördlich der Alpen entstanden dort unter den Händen der Künstler Hans Dacher, Jörg Breu der Ältere und Albrecht Dürer italienische Bau- und Dekorationsformen.

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Die wichtigsten Maler der Renaissance in der Stadt am Lech waren Hans Holbein der Ältere und Hans Burgkmair der Ältere. Beide gingen unterschiedliche Wege. Holbein orientierte sich an der altniederländischen Malerei, Burgkmair an der Kunst Italiens. Holbein schuf in seiner Werkstatt das Hochaltarretabel für die Dominikaner in Frankfurt, Burgkmair machte sich mit Druckgrafik und als Hofgrafiker mit der Illustration der Taten von Kaiser Maximilian I. einen Namen. Schon früh zeigte sich das Talent von Hans Holbein dem Jüngeren. Auf seinen Reisen nach Basel, Frankreich und England wurde er von Leonardo da Vinci und Andrea Solario inspiriert. „Die ‚Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen’ ist nach zehn Jahren wieder in Frankfurt. Darüber sind wir sehr glücklich“, sagte Demandt. Auch die „Solothurner Madonna“ ist in der Ausstellung zu bewundern.

„Die Wiederentdeckung antiker Wissenschaften, die Gedanken der Reformation, das Interesse führender Augsburger Familien an der Kunst führten zu einer Phase unglaublicher Freiheit für junge Künstler wie Hans Holbein dem Jüngeren“, äußerte Jochen Sander. Die Ausstellung zeigt nicht nur Werke der Malerei, Grafik und Bildhauerei, sondern auch Harnische und Medaillen.

Mit dem Digitorial auf staedelmuseum.de kann man sich gut auf den Besuch vorbereiten. Die Schau ist bis zum 18. Februar 2024 zu sehen.