Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Kartografie der Träume“ im Museum Angewandte Kunst Comics im Museum

David Beikirch, Alexandra Hentschel und Christian A. Bachmann im Foyer des Museums Angewandte Kunst. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Im Rahmen der Ausstellung „Kartografie der Träume. Die Kunst des Marc-Antoine Mathieu“ im Museum Angewandte Kunst (MAK), die vom 2. Juni bis zum 15. Oktober 2017 zu sehen und Teil des Ehrengastauftritts der Frankfurter Buchmesse ist, finden zahlreiche Begleitveranstaltungen statt.

Zur zweiten beschäftigten sich der Literaturwissenschaftler und Verleger Christian A. Bachmann und die Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses in Schwarzenbach, Alexandra Hentschel, mit der Beziehung zwischen Comic und Museum.

Bachmann ging zunächst auf die Geschichte des Comics ein. Die Bildgeschichten entwickelten sich im 19. Jahrhundert. „Viele der Zeichner haben vorher Malerei studiert, beispielsweise auch Wilhelm Busch.“ Zeitschriften wie „Le Charivari“ (Paris 1832 bis 1937), „Punch“ (London 1841 bis 1992), „Kladderadatsch“ (Berlin 1848 bis 1944) oder auch die „Frankfurter Latern“ (1860 bis 1893) sorgten für eine große Verbreitung von Comic-Zeichnungen. „Die jährliche Akademie-Ausstellung im Salon des Louvre wurde zur Zielscheibe der Zeichner und spielte auch in der Literatur eine große Rolle“, erklärte Bachmann. Immer wieder kam die „Petersburger Hängung“ in Bildern und Texten vor.

In den 1920er Jahren kamen die Museen von der „Petersburger Hängung“ ab und entschieden sich eher für den „White Cube“. Ausstellungshäuser tauchen in den Comics kaum mehr auf, Action ist gefragt. In den Abenteuern von Tim und Struppi von Hergé gibt es allerdings den „Arumbaya-Fetisch“, die Geschichte wird als kompletter Band 1937 veröffentlicht. Die Statuette befindet sich tatsächlich in den Sammlungen der Königlichen Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel. „2014 erzielte eine Zeichnung von Hergé auf einer Auktion 2,4 Millionen Euro. Die 34 kleinen Szenen waren zwanzig Jahre lang auf dem Vorsatzpapier von ‚Tim und Struppi’-Bänden abgebildet“, bemerkte Bachmann. Ebenfalls 2014 wurde die erste Ausgabe des Comics „Superman“ (1938), gezeichnet von Jerry Siegel und Joe Shuster, bei Ebay für 3,2 Millionen Dollar ersteigert. Ursprünglich kostete das Heft zehn Cent.

Zu „The League of Extraordinary Gentlemen“, einer Comicreihe von Alan Moore und Kevin O’Neill, die seit 1999 erscheint, äußerte Bachmann: „Es ist eigentlich Unterhaltung – aber mit unglaublich vielen Zitaten und Anspielungen auf Literatur und Gesellschaft.“

2006 schuf Marc-Antoine Mathieu Le Sous-sols du Révolu (Die Untergeschosse des Révolu). Leider ist das Buch noch nicht auf Deutsch zu haben. Aber die Ausstellung im MAK bietet Einblicke in Denken und Arbeitsweise dieses Künstlers. „In seinen Alben und über sein gesamtes gestalterisches Werk hinweg gelingt es ihm, das Verhältnis von Sprache und Bild auf erstaunliche Weise in Bewegung zu versetzen und zu ungewöhnlichen, immer wieder überraschenden Erzählräumen zu kombinieren“, schreibt Kurator David Beikirch in der Broschüre zur Ausstellung.

Mit der Darstellung von Comics befasst sich auch Alexandra Henschel. Das Erika-Fuchs-Haus, erstes eigenständiges Comicmuseum in Deutschland, gibt es seit August 2015 in Schwarzenbach an der Saale (Landkreis Hof). Es ist der Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte, die 50 Jahre lang in Schwarzenbach lebte, gewidmet. Das Besondere: Fuchs’ Übersetzungen enthielten – anders als das englische Original – zahlreiche versteckte Zitate und literarische Anspielungen. „Erika Fuchs hat mit dazu beigetragen, das anfängliche Schmuddel-Image der Comics zu überwinden“, sagte Alexandra Henschel. Inzwischen hat sich die Einstellung zu dieser „Neunten Kunst“ erheblich geändert – das spiegeln die Expositionen im MAK und im Erika-Fuchs-Haus wider.

Der nächste Vortrag, dann mit dem Medienforscher Rolf Lohse, zu dem das Haus am Schaumainkai 17 am 20. Juli um 19 Uhr einlädt, beschäftigt sich unter dem Titel „Wirbel – Endlosschleifen – Verschiebungen“ mit Mathieus Spiel mit Form und Fiktion.