Ernst-Weil-Ausstellung im Museum Giersch Mit feinem Sinn für Humor

Laura Domes, Kuratorin der Ernst-Weil-Ausstellung. Bild: Faure

Sachsenhausen (jf) – Ernst Weil blickt selbstbewusst und offen direkt in die Kamera. Aufgenommen wurde das Bild von Renate Zimmermann in Weils Atelier in München in den 1950er Jahren. Das Großfoto ist die erste Begegnung des Besuchers der Ausstellung „Spontan und konstruktiv – Ernst Weil (1919-1981)“ mit dem vielseitigen Künstler im Museum Giersch der Goethe-Universität.

Seit 2021 ist Laura Domes am Museum tätig, sie kuratiert die Exposition. „Erstmals zeigt das Museums eine Retrospektive, die dem Künstler in seiner Geburtsstadt gewidmet ist. Etwa 120 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Filme sind zu sehen“, erklärt Domes.

Nach seinem Abitur 1938 musste Ernst Weil als Soldat an die Front, erkrankte an Tuberkulose, Diphtherie und Scharlach. 1946 schrieb er sich an der Hochschule der bildenden Künste in München für Malerei ein, da war er 26, verheiratet und Vater eines Sohnes. Weil brachte sich während des Studiums als Gebrauchsgrafiker durch. 1950 schloss er sein Studium als Meisterschüler ab. Die früheste im Museum gezeigte Arbeit stammt aus dem Jahr 1948, „Reiter (Sensenmann oder Tod)“, Öl auf Papier auf Hartfaser – eine Materialkombination, die er später noch oft verwendete. Das Bild ist keineswegs düster und erschreckend, sondern vereint dunkle und helle Farben und verrät Sinn für Humor.

Früh konnte sich Weil in München an Ausstellungen beteiligen, seine erste Einzelausstellung wurde 1955 im französischen Antibes im Musée Grimaldi (später Musée Picasso) gezeigt. Er traf auf einer Reise durch Südfrankreich den berühmten spanischen Maler, Weils zweite Frau Marie-Luise Heller hatte Picasso bereits vor dem Krieg kennengelernt.

Ernst Weil arbeitete für „Die Neue Zeitung“, später für die „Süddeutsche Zeitung“. „Seine Bilder sind oft märchenhaft, humorvoll, und sie erzählen Geschichten“, erläutert Domes. Außerdem übernahm er Aufträge im Messebau und in der Raumausstattung, beispielsweise für ein Geschäft des Nähmaschinenherstellers Pfaff. Für die Firma Braun entwickelte er mit Fritz Eichler Trickfilme in Stop-Motion und Realfilm. Weil illustrierte zudem Bücher.

Der Künstler interessierte sich für seine Umwelt, war von Industrieanlagen ebenso begeistert wie von Natur und Landschaft.

1954 trat er der ein Jahr zuvor gegründeten „Frankfurter Sezession“, die bis 1965 existierte, bei und beteiligte sich an ihren Ausstellungen.

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1957 zog Ernst Weil nach Paris, hatte ein Atelier in einer Boxhalle. Doch Erfolge blieben aus. Im Gegenteil: Die Boxhalle brannte ab, eine Galerie, die seine Bilder zeigte, ebenfalls. Und er wurde zum zweiten Mal geschieden. Das gehetzte Leben schlug sich in seinen Bildern nieder.

1965 wurde er an die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg gerufen, übernahm eine Klasse für Freie Malerei. In der Ausstellung ist eine Audiosequenz über eine Klassenbesprechung zu hören. Weil beschäftigte sich mit der Farblehre, es entstanden acht Teppichentwürfe in Zusammenarbeit mit der Gobelin-Manufaktur Nürnberg. 1968 malte er ein Stillleben, das zwar keinen Titel, aber die Notiz „2 + 1 + 8“ trägt. „Es sind Codes, die bis jetzt nicht entschlüsselt werden konnten. Deshalb werden die Gemälde Zahlenbilder genannt“, sagt Domes.

114 Skizzenbücher aus den Jahren 1936/37 bis 1980/81 verdeutlichen, wie wichtig ihm die Zeichnung war. Es sind nicht nur flüchtige Eindrücke, die er mit Bleistift, Filzstift, Kohle festhält, sondern Ausgangspunkt für eigene Orientierung, oft für spätere Farbbilder.

1981 erlitt Ernst Weil im Urlaub auf Gran Canaria den dritten Herzinfarkt. Er überlebte ihn nicht.

Die Ausstellung im Haus am Schaumainkai 83 ist bis zum 27. August zu sehen. Details findet man unter mggu.de.