Aufruf an die Bürger, sich zu beteiligen Wie soll Frankfurt im Jahr 2030 aussehen?

Andreas Brüning, Olaf Cunitz und Martin Hunscher – darüber das werbende Plakat für den Bürgerdialog. Fotomontage: Faure

Frankfurt (jf) – Um Eckpunkte und Grundfragen, um bauliche, räumliche und infrastrukturelle Perspektiven gehe es, unterstrich Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz zum Auftakt der Bürgerbeteiligung. Seit dem 13. Juni liegt der 90-seitige Statusbericht zur Stadtentwicklung online unter www.frankfurtdeinestadt.de vor.

Viele Aspekte sind darin untersucht worden: Wachstum, wirtschaftlicher Strukturwandel, erwartete Einwohnerzahlen - für 2030 liegen die bei rund 800 000. Eher höher. „Frankfurt ist nicht nur die Drehscheibe der Rhein-Main-Region, sondern wichtig für ganz Deutschland“, unterstrich Cunitz. Bis 2030 würden 90 000 neue Wohnungen benötigt, es gibt aber in der Fläche nur Potential für 40 000. Ein großes Problem. „Der Baulandbedarf steigt, sicher ist dieser Frage nicht konfliktfrei zu lösen“, räumte der Bürgermeister ein. Einfache Antworten wird es also nicht geben in diesem „hochkomplizierten Geflecht“, wie der Dezernent formulierte. Umso stärker ist die Einbindung der Frankfurter erforderlich.

Andreas Brüning, Imorde Projekt- & Kulturberatung, der bereits Bürgerdialog-Erfahrungen aus anderen Städten wie Berlin und Hannover mitbringt, stellte klar: „Diese Diskussion ist kein Wünsch-dir-was im offenen Raum.“ Der Fokus liege auf dem Arbeitsprozess, nicht auf fertigen Endergebnissen. Dabei sei der 15-Jahres-Zeitraum überschaubar. Die ersten zwei Phasen zum Stadtentwicklungskonzept liegen bereits hinter den Planern und Fachleuten aus diversen Bereichen; 2015 wurde eine themenbezogene Analyse der aktuellen Entwicklung vorbereitet, wesentliche Entwicklungen und Trends, Chancen und Risiken benannt.

Szenarien und Alternativen unter der Lupe

Anfang 2016 wurde analysiert, welche Abhängigkeiten und Widersprüche es gibt. Nun geht es darum, bis Ende 2016 mögliche Szenarien und Alternativen zu erarbeiten. Bis zum Sommer 2017 soll ein Zukunftsbild stehen und Ende 2017 in der Stadtverordnetenversammlung als Leitbild beschlossen werden. Das Bürgerforum Ideen-Flash-Markt wird am Freitag, 1. Juli, von 17 Uhr bis 20 Uhr im Zoo-Gesellschaftshaus stattfinden. Experten geben zunächst Impulse.

An Dialog-Tischen diskutieren sie im Anschluss mit interessierten Bürgern über die Themen Bevölkerung/Vielfalt, Wohnen und Umfeld, Freiraum/Landschaft/Klima, Mobilität/Verkehr, Arbeit/Bildung, Kultur/Freizeit. Erste Eindrücke werden danach gesammelt und veröffentlicht. Schon einen Tag später wird auf dem Goetheplatz im Pavillon zwischen 11 Uhr und 16 Uhr ein Ideen-Brunch stattfinden. Dort wird auch die mobile Wanderausstellung zum Stadtdialog erstmals präsentiert, bevor sie vom 3. bis zum 9. Juli auf Ideen-Tour in den Quartieren unterwegs ist. Wem all diese Formen zu anstrengend oder zu unpassend sind, der kann seine Vorschläge über die Internetseite einbringen.

„Eine gute Debatte beginnt mit großen Kenntnissen"

„Wir wollen die Menschen in der Stadt mitnehmen“, betonte Martin Hunscher, Leiter des Stadtplanungsamts. Gleichzeitig sei der Dialog „kein Ersatz für den regionalen Flächennutzungsplan“. Cunitz erläuterte: „Eine gute Debatte beginnt mit großen Kenntnissen. Der vorliegende Statusbericht bietet mit seinen Fakten die Grundlage.“ „Neu daran ist die integrierte Betrachtung, an der verschiedene Ressorts mitgearbeitet haben. Wir sind so zu einer gemeinsamen Haltung gekommen“, ergänzte Hunscher. Der Bürgermeister bekräftigte: „Wir arbeiten nicht für die Schublade. Aber neben guten Konzepten braucht es natürlich Überzeugung und politische Mehrheiten, um das umzusetzen.“

Natürlich sind Kommunikation und Transparenz in so einem Prozess wichtig, keine Idee soll verloren gehen. Es gibt nicht nur das Online-Portal, sondern auch die erste Ausgabe der Zeitung „Frankfurt } deine Stadt“. Wie sich die Bürger ihre Stadt in 15 Jahren vorstellen, ist noch offen. Auf jeden Fall wird der Bürgerdialog nicht einfach. Aber mit Sicherheit spannend.