Wie der Körper durch Technologie optimiert werden kann Junge Künstlerinnen präsentieren ihre Ideen im MAK

Mia Bencun, Wagehe Raufi, Suska Schäffler und Rosa Köstler hinter der Arbeit „Size xyz“ von Bencun/Raufi. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Das Plakat zur Ausstellung zeigt sonderbare High Heels. Sie sehen aus wie surreale Absatzschuhe, sind eher ein bisschen an Giacometti erinnernde Skulpturen und nicht wirklich tragbar. Der Entwurf dieser schwarzen Schuhe mit den roten Kügelchen als doppeltem Absatz stammt von Ana Gzirishvili, die in ihrer Arbeit „RRRISK – a virtual shoe brand“ auf Fotos absurde und zugleich an Fußbekleidung erinnernde Objekte zeigt.

Die Ausstellung „body / tech – Die Technologisierung des Körpers“ beschäftigt sich mit der menschlichen Natur und mit ihrer möglichen Optimierung. Es ist das Abschlussprojekt von 30 Studierenden des einjährigen Fortbildungsprogramms Buch- und Medienpraxis an der Goethe-Universität Frankfurt. Mahret Kupka, Kuratorin für Mode, Körper und Performatives am Museum Angewandte Kunst, leitete die Kurse. „Im Unterrichtsmodul Ausstellungskonzeption haben die Studierenden diese Exposition auf die Beine gestellt. Sie passt zur gegenwärtig stattfindenden Schau ‚RAY Fotografieprojekte Frankfurt Rhein/Main: Extreme. Bodies’, die noch bis zum 9. September zu sehen ist“, erläuterte Kupka.

Miryam Schellbach, Studierende Buch- und Medienpraxis, gab einen Überblick: „Der 1982 erschienene Film ‚Blade Runner’ zeigt eine düstere Zukunftsvision. Der Mensch lehnt sich gegen seine eigenen Erfindungen auf. Das war der Ausgangspunkt für unsere Ausstellung. Heute, 26 Jahre später, haben sich die Seiten längst neu sortiert.“ Es gehe um die Frage, wie der Mensch technologische Perfektion erreichen kann. Schellbach erinnerte an den französischen Philosophen Michel Foucault und seinen Begriff von der anatomischen Macht, die sich auf die Steigerung der Nützlichkeit des individuellen Körpers richtet, und der Bio-Macht, die eine Regulierung der Bevölkerung ermöglicht.

Von Studierenden der Buch- und Medienpraxis konzipiert

Außerdem verweist Schellbach auf Donna Haraways „Cyborg“, ein Mischwesen aus Mensch und Maschine. „Cyborgs sind inzwischen alltäglich, denn kaum jemand kommt noch ohne Smartphone und Smartwatch aus“, bemerkte Schellbach. So bewege sich die Technologisierung des Menschen zwischen Freiheit und Unterwerfung. „Genau diese Ambivalenz des technologisierten Körpers wird in der Ausstellung gezeigt.“ Rosa Köstler erläuterte: „Wir, die 30 Studierenden Buch- und Medienpraxis, haben Künstler angeschrieben. Zehn Künstlerinnen der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig lieferten passende Arbeiten zum Thema. Gemeinsam ist die Ausstellung entstanden, die Konzeption und Präsentation oblag dabei den Studierenden Buch- und Medienpraxis.“

Eines der 14 Videos, Installationen und Objekte heißt „Extensions“ und wurde von der Künstlerin Suska Schäffler gestaltet. „Es ist ein Balanceakt zwischen Körperlichkeit und Öffentlichkeit“, erklärte Schäffler ihre überlangen Blusenärmel und die mit Haaren bedeckten Rohre. „Size xyz“ von Mia Bencun und Wagehe Raufi beschäftigt sich mit Fuß und Schuh. Mia Bencuns Fuß diente dabei als Originalvorlage, Wagehe Raufi steuerte einen ihrer Turnschuhe bei. Daraus sind ein kleiner, zierlicher Fuß im 3D-Druck und zwei 3D-Schuhe entstanden, alles aus rosafarbenem Grundmaterial.

3D-Druckverfahren verwendet

Die Künstlerinnen haben die Fäden des Druckers an den Objekten belassen, auf diese Weise kommt eine Verbindung von Körperlichkeit und Technologie zum Ausdruck. Im 3D-Druck kann jede Größe produziert werden. Ob allerdings künftig der Schuh dem Fuß angepasst wird oder umgekehrt, wollen Bencun und Raufi dem Betrachter überlassen. Die Ausstellung ist bis zum 29. Juli im zweiten Obergeschoss des Museums Angewandte Kunst zu sehen. Wenn das Interesse so groß ist, wie zur Eröffnung der Schau, sollte über eine Verlängerung nachgedacht werden.