Goethes Dame in Blau Kabinettausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität

Werner Müller-Esterl präsentiert zur Eröffnung der Ausstellung das neue Museumslogo. Foto: jf

Sachsenhausen (jf) – „Diese Ausstellung hat eine besondere Bedeutung für mich – es ist das erste Projekt, das von der Universität konzipiert wurde und nun in unserem Haus zu sehen ist“, begrüßte Manfred Großkinsky, Leiter des Museums, die zahlreichen Gäste zur Eröffnung der Exposition „Goethe und die Dame in Blau – Köpfe der Goethe-Universität“.

„Spricht man von Gipsköpfen, tut man dem Material, das im feuchten Zustand äußerst flexibel und ausgehärtet sehr brüchig ist, unrecht“, fügte er hinzu. Außerdem gehe es nicht nur um Gips-, sondern eher um Marmor- und Bronzeköpfe und auch um einen Holzkopf; ein besonderes Exponat aus der Ming-Dynastie und ehemals Teil der Schausammlung des 1925 von Richard Wilhelm gegründeten China-Instituts. Es sei wünschenswert, äußerte Großkinsky weiter, dass dieser ersten Kabinettschau weitere Projekte folgen mögen und die Universität ihr Museum als Fenster für die Öffentlichkeit nutze.

Werner Müller-Esterl, Museumsbeauftragter des Präsidiums der Goethe-Universität, erklärte: „Vor knapp zwei Jahren wurde der Vertrag zwischen dem Museum Giersch und der Universität unterzeichnet. 2015 war das Jahr des Übergangs, 2016 macht sich die Universität auf den Weg. Ein fünfköpfiger Beirat wurde berufen. Nichtsdestotrotz wird das Museum seinen Weg, regionale Kunst stärker in der Öffentlichkeit zu repräsentieren, fortsetzen.“

Vorbote auf Goethes Geburtstag

Der Leiter des Universitätsarchivs Michael Maaser unterstrich: „Die Ausstellung ist ein Vorbote auf Goethes 267. Geburtstag am 28. August 2016. Sie umfasst allerdings wesentlich mehr als Goethe-Büsten und -Bilder. Die Köpfe, die in der über 100-jährigen Geschichte der Universität wichtig waren, werden in Skulpturen, Fotografien und Gemälden gezeigt. Außerdem sind das erste Matrikelbuch und verschiedene Studierenden-Ausweise zu sehen.“

Das Bild „Dame in Blau“ eines unbekannten Künstlers erinnere Maaser übrigens an Christiane Vulpius, die Johann Wolfgang von Goethe – der Titel war ihm 1782 verliehen worden – 1806 heiratete. „Da steh ich nun, ich armer Tor, und trage meine Rede vor“, begann Kurator Enrico Dunkel seine Ausführungen in Anlehnung an den Faust-Monolog. Die als „Königliche Universität zu Frankfurt am Main“ im Juni 1914 eröffnete Stiftungsuniversität trägt erst seit 1932, dem 100. Todesjahr des Dichters, den Namen Goethe-Universität. Der von Adrian Frutiger in den 1970er Jahren entworfene stilisierte Goethe-Kopf wurde zum Markenzeichen der Universität und ist nun auch im neuen Logo des Museums enthalten.

Ein Mysterium bleibt

Enrico Dunkel wies außerdem auf „Leerstellen“ in der Ausstellung hin: Unter der NS-Herrschaft wurden jüdische und politisch unliebsame Lehrende, Mitarbeiter und Studierende der Universität verwiesen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Neuaufbau, der Frankfurter Architekt und Designer Ferdinand Kramer arbeitete von 1952 bis 1964 als Universitätsbaumeister, entwarf neue Gebäude, prägte den Campus Bockenheim. Der von ihm entworfene Schriftzug zierte bis Oktober 2015 das Jügelhaus, den Haupteingang der Universität. Bruchstücke des Schriftzugs sind in der Ausstellung zu betrachten.

Die Exposition ist bis einschließlich Sonntag, 28. August im Haus am Schaumainkai 83 zu sehen – am letzten Augustwochenende bietet auch das Museum Giersch der Goethe-Universität im Rahmen des Museumsuferfestes ein besonderes Programm. Wer allerdings die „Dame in Blau“ tatsächlich ist, wird wohl ein Mysterium bleiben.