„In die dritte Dimension“ Neue Ausstellung im Städel

Blätter aus der Mappe „Konstellationen“ von László Moholy-Nagy. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Graphische Sammlungen sind ganz besondere Orte“, sagte Städel Direktor Philipp Demandt zur Eröffnung der Ausstellung „In die dritte Dimension. Raumkonzepte auf Papier vom Bauhaus bis zur Gegenwart“. Über 100.000 Blätter beherbergt die Graphische Sammlung des Städel, über 1000 davon trug die seit 2001 als Leiterin dieses Bereiches tätige und im vergangenen Oktober mit 61 Jahren verstorbene Jutta Schütt zusammen. Von ihr stammte auch die Idee zur gegenwärtig gezeigten Exposition, die nun Jenny Graser kuratiert.

Die Schau beschäftigt sich anhand von 80 Arbeiten von 13 Künstlern damit, wie Raum bildende und der Orientierung dienende Elemente wie Grenzen, Form und Volumen, Innen und Außen in der Fläche, also zweidimensional, in Zeichnungen und Druckgrafiken dargestellt werden. Den Papierarbeiten sind einige wenige Skulpturen zur Seite gestellt, um einen Dialog über die verschiedenen Dimensionen anzuregen.

Die in sieben Kapitel gegliederte Sonderausstellung beginnt mit zwei Mappen des Russen El Lissitzky (1890 bis 1941) und des Ungarn und Bauhaus-Lehrers László Moholy-Nagy (1895 bis 1946). Lissitzky, beeindruckt von Kasimir Malewitschs abstrakten Arbeiten mit geometrischen Grundformen, schuf seine „Prounen“, das Wort bezieht sich auf die Künstlergruppe „Unovis“, die Malewitsch 1919 gründete und der auch Lissitzky angehörte. Während in Lissitzkys Proun-Mappe (1923) Modelle eines idealen Raumes entwickelt werden, der sich mathematischen Gesetzmäßigkeiten entzieht, untersucht Moholy-Nagy in seiner Mappe „Konstellationen“ (ebenfalls 1923) die Wirkung von Transparenz, verbindet Leichtes mit Monumentalem.

Die Bedeutung von Licht und Farbe

Im zweiten Kapitel beschäftigt sich der Deutsche Hermann Glöckner (1889 bis 1987) mit Faltungen und Brüchen von bestimmten Papieren. Den Arbeiten ist die Skulptur „Ein paar symmetrische Körper aus gefalteten Elementen“ zur Seite gestellt. Arbeiten des deutschen Bildhauers Norbert Kricke (1922 – 1984) und seines amerikanischen Kollegen Fred Sandback (1943 bis 2003) sind im dritten Kapitel zu sehen. Kricke stellt die freie Linie im Raum dar, von Sandback wird die Mappe „22 Konstruktionen 1967“ gezeigt. Die farbkräftigen „Verzerrten Würfel“ von Sol LeWitt (1928 – 2007) und die Aquatinta-Serie „Still Light“ von James Turrell (geboren 1943), beide US-Amerikaner, beherrschen das vierte Kapitel. LeWitts Objekt „Open Cubes“ ist übrigens vor dem Gebäude der Dresdner Bank in Frankfurt zu sehen, ein ähnliches, wesentlich kleineres Modell befindet sich in der Schau.

Licht und Farbe spielen bei dem in Deutschland geborenen Maler und Objektkünstler Blinky Palermo (1943 bis 1977) und dessen Atelierfreund Imi Knoebel, geboren 1940, im fünften Kapitel eine Rolle. Prägedrucke der italienischen Künstler Giò Pomodoro (1930 bis 2002) und Lucio Fontana (1899 bis 1968) charakterisieren das sechste Kapitel, in dem außerdem Arbeiten des 1972 in Deutschland geborenen Michael Riedel gezeigt werden – seine Werke aus diesem Jahr sind die neuesten in der Ausstellung.

Im letzten Kapitel werden Arbeiten des spanischen Bildhauers Edouardo Chillida (1924 bis 2002) und dessen künstlerisch-philosophischer Austausch mit Martin Heidegger (1889 bis 1976) präsentiert. Beide trafen sich 1968, ein Jahr später entstand das Buch „Die Kunst und der Raum“, das Heideggers Text mit Collagen Chillidas verbindet. Neben den Arbeiten gibt es dazu auch eine Hörstation. Die Sonderausstellung spannt einen Bogen vom Bauhaus bis zur Gegenwart und ist ein Angebot für ein alternatives Denken über den Raum.