Entdecken, Forschen und Lernen im Grün-Gürtel Schüler erkunden die Gewächshäuser in Oberrad

Die Schüler dürfen sich im Gewächshaus in Oberrad umsehen. Dort wachsen die Kräuter für die beliebte Soße. Fotos: Umweltlernen in Frankfurt/p

Oberrad/Nordend (red) – „Kann ich noch eins haben?“ Bei den Kindern der Klasse 3c der Merianschule kommt die selbst zubereitete Grüne Soße gut an. Die 20 Frankfurter Schüler erfahren im Frankfurter Grün-Gürtel gesunde Ernährung, die schmeckt. Mit Messer und Schneidebrett verarbeiten sie die Kräuter der Grünen Soße in Oberrad und genießen Duft, Aroma und Gaumenfreude. Die Kinder lernen Kräuter im Freiland kennen und erkunden die Gewächshäuser, sie brauen mit selbst gepflücktem Grün frische Kräuterlimonade und bereiten das Frankfurter Nationalgericht Grüne Soße zu.

Das Angebot „Sieben Tage, sieben Kräuter“ ist Bestandteil des städtischen Bildungsprogramms „Entdecken, Forschen und Lernen im Frankfurter Grün-Gürtel“. Es verbindet die aktuelle Fragestellung von gesunder, klimafreundlicher Ernährung mit der nach regionalen Lebensmitteln im Umfeld der Großstadt. Im Grüne-Soße-Projekt erleben sieben Klassen aus Frankfurter Grundschulen hautnah die Arbeit in einem Biolandbetrieb und erfahren, was saisonale Lebensmittel mit unserem Klima zu tun haben. Das Angebot wurde von Umweltlernen in Frankfurt entwickelt.

In diesem Jahr öffnet Bärbel Praetorius vom „Ernährungsrat Frankfurt“ den Blick auf das Thema Nachhaltigkeit und Ernährung. Sie stellt den Schüler Ideen und Entwürfe in Frankfurt und in anderen Städten vor, nach denen die Ernährungssouveränität der Städte in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden soll. Ein Fünftel der Schüler unter 18 Jahren leidet an Essstörungen. Die bei Kindern und Jugendlichen weitverbreiteten Fast Food Gerichte tragen dazu nicht unerheblich bei. Das Stadtschulamt Frankfurt unterstützt deshalb Aktivitäten zu gesunder Ernährung und Gesundheitserziehung.

„Sieben Tage, sieben Kräuter“

Das Programm „Sieben Tage, sieben Kräuter“ vermittelt jenseits von Müsli und Vollkorndogmen den Schülern neue geschmackliche Erlebnisse und kleine Gaumenfreuden. Beim gemeinsamen Essen der Grünen Soße wird das Ergebnis überwiegend gut oder sehr gut bewertet. Während der neunjährige Milan die Kräuter zu grob geschnitten findet und feststellt, „wenn wir Grüne Soße kaufen, sind die Kräuter kleiner“, greift die achtjährige Laura schon zum dritten Mal zu. „Superlecker“, meint sie.

Rabia, neun Jahre alt, mochte die selbst zubereitete Limonade aus Zitronenmelisse am liebsten. „Und Grüne Soße machen fand ich total spannend“, ergänzt sie. „Ich kannte vorher schon fast alle Kräuter, aber nicht alle mit Namen.“ Kennengelernt haben die Kinder außer den sieben Grüne-Soße-Kräutern (Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Sauerampfer, Borretsch, Pimpinelle und Kresse) auch noch Wildkräuter wie den Spitzwegerich gegen Insektenstiche und gegen den Brennnessel-Juckreiz oder die Vogelmiere und essbare himmelblaue Borretschblüten für frische Salate.

Bewusstein für klimafreundliches Essen stärken

Bewusst wurde für das Programm ein Bioland-Betrieb ausgesucht, der natur- und landschaftsverträglichen Gartenbau im Grün-Gürtel betreibt. Dort wird ein hochwertiges landwirtschaftliches Produkt angebaut und die mindestens seit Goethe bekannte Frankfurter Tradition fortgesetzt. Hautnah erleben die Kinder die Arbeit im Gartenbaubetrieb und erfahren, was saisonale Lebensmittel mit unserem Klima zu tun haben. In Kooperation mit der Gemüse-Gärtnerei im Bärengarten wird das von Umweltlernen in Frankfurt entwickelte Programm im April sieben Mal für Frankfurter Klassen angeboten.

„Das Bewusstsein zu schärfen für die Möglichkeiten jedes einzelnen, durch klimafreundliches Essen unsere Zukunft mitzugestalten, ist für mich das Wichtigste“, erklärt Projektleiterin Barbara Clemenz vom Verein Umweltlernen in Frankfurt. „Jede Familie kauft ein. Zukunftsfähig bedeutet dabei: möglichst regional, saisonal und bio. Das geschieht hier ohne erhobenen Zeigefinger, mit Genuss und im gemeinschaftlichen Koch-Erlebnis.“ Im Abschlusskreis meldet sich Nico noch zu Wort: „Uns hat alles heute so viel Spaß gemacht! Danke, dass wir herkommen durften.“ Im Vorbeigehen lächelt ein Gärtner den Kindern zu.

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