Führungen zur Hüter-Ausstellung Kunst und Historie im Alten Haus

Uschi Lüft und Georg Hüter führten durch die Galerie Kunstforum im Alten Haus. Foto: Kunstforum/p

Seligenstadt (red) – Moderne Kunst in historischen Räumen - dies konnten die Besucher der Galerie Kunstforum im Alten Haus von 1327 in Seligenstadt am Tag des Offenen Denkmals erleben. Hierzu eingeladen hatte das Kunstforum Seligenstadt in Zusammenarbeit mit dem 23. Kultursommer Südhessen 2016.

Dass es sich bei dem Gebäude um das zweitälteste Fachwerkhaus Hessens handelt, in Seligenstadt vom Alter nur übertroffen von der Einhard-Basilika aus dem Jahr 830 und dem Romanischen Haus von 1188, erstaunte doch manchen Besucher. 1327 errichtet, erzählt es von der wechselvollen Geschichte Seligenstadts und den veränderten Anforderungen seitens seiner Bewohner. Der Erlass der Mainzer Erzbischöfe von 1461 zur Sicherung der Stadt führte nach den Worten von Stadtführerin Uschi Lüft zur Errichtung einer Stadtmauer und eines Wallgrabens, welcher geflutet wurde und somit zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führte. Als Folge konnten erstmals die Häuser unterkellert werden. Nach Aufgabe der Wehrbefestigung im 17.Jahrhundert stieg das Grundwasser wieder und die Keller mussten nun verfüllt werden. Anhand der Fundstücke aus dieser Zeit konnte man auf die Lebens- und Produktionsverhältnisse schließen. Auch aus den verbauten schweren Eichenholzbalken lassen sich die verschiedenen Aus- und Umbauphasen nachvollziehen.

Zum Thema Kunst nahm Georg Hüter - selbst ausstellender Künstler - Stellung. Am Beispiel der Bearbeitung eines Basaltsteines erfuhr man von dem Herantasten des Künstlers an das Material. Wie sich erst eine Beziehung ergeben muss, bevor sich die Idee entwickeln kann, wie der Stein zu bearbeiten ist. Die endgültige Form entsteht während des Arbeitsprozesses.

Eine völlig andere Herangehensweise haben die beiden Söhne Urban und Caspar Hüter, die zusammen mit ihrem Vater Georg die aktuelle Ausstellung „Hüter, Hüter & Hüter“ gestalteten. Anstatt zu modellieren, nehmen sie vorgefertigtes Industriematerial (Schrott etc.) als Basis für ihre Collagen. Zur Würdigung und Bewertung der so entstandenen Objekte ist Phantasie gefragt. Kunst hat nichts mit historischer Wahrheit zu tun, sondern mit Erfindung. Man muss sich darauf einlassen, um etwas Neues zu sehen. Der Betrachter muss sich seine eigene Geschichte dazu „erfinden“. Einen Zugang zur (modernen) Kunst findet nur der, der sich einer Sache aussetzt. Die noch bis zum 3. Oktober geöffnete Ausstellung bietet hierzu reichlich Gelegenheit. Öffnungszeiten: Fr., Sa., So. und feiertags von 15 - 18 Uhr oder nach Vereinbarung, Tel. 06182-924451.