Romantisches Chor- und Orchesterkonzert in St. Marien Perlen der Chorsinfonik

Ein romantisches Chor- und Orchesterkonzert gab das Sinfonieorchester der Stadtkapelle Seligenstadt sowie der Frauen- und Männerchor des Liederkranz Zellhausen in Sankt Marien Seligenstadt. 

Ein Sinfonieorchester, ein großer Chor und drei Solisten – insgesamt etwa 130 Mitwirkende - präsentieren ein Programm mit Perlen aus der sinfonischen Chor- und Orchestermusik, das erwartet man in großen Konzertsälen. Am vergangenen Samstag war dies aber auch in der Seligenstädter Kirche St. Marien zu erleben.

Der Seligenstädter Dirigent Roman Zöller hat gemeinsam mit dem veranstaltenden Sinfonieorchester der Stadtkapelle Seligenstadt dieses Projekt auf die Beine gestellt: der Männer- und Frauenchor des Liederkranz Zellhausen bildete gemeinsam mit dem Singkreis Leidersbach den großen Chor, dazu noch junge und erfahrene Solisten, eine gute Zusammenstellung, das hat der Abend bewiesen.
Auf dem Programm standen sechs Werke, jeweils in unterschiedlicher Besetzung. Den fulminanten Auftakt boten die Männerstimmen und das Orchester mit der „Landerkennung“ von Edvard Grieg. Die heldenhafte Geschichte des Olav Trygvason wurde so überzeugend vorgetragen, dass man die Geschichte in Bildern vor Augen hatte. Das Bariton-Solo wurde von Chorsänger Christian Fröhlich klangvoll und hervorragend artikuliert interpretiert.

Es folgte mit dem „Schicksalslied“ von Johannes Brahms eines der beiden Werke für großen gemischten Chor und Orchester. Hölderlins Text und die Musik von Brahms zeigen drastisch den Gegensatz auf zwischen der schicksallosen Ruhe und Heiterkeit der Götterwelt und dem Leiden der Menschen. Roman Zöller verstand es bravourös, diese beiden Welten mit Chor und Orchester darzustellen. Danach hatte mit Annika Münch die erste Solistin des Abends ihren Auftritt.

Sie interpretierte zusammen mit dem Orchester die „Romance“ aus den 2. Violinkonzert von Henryk Wieniawski. Die junge Künstlerin aus Seligenstadt musizierte dieses hochromantische Werk äußerst ausdrucksstark, von den leisen gefühlvollen Tönen bis zum kraftvollen Strich in den dramatischen Passagen war alles vorhanden. Gespannt darf man die weitere Entwicklung beobachten, denn die 19-jährige bereitet sich gerade auf das Musikstudium vor.
Ein besonders reizvolles Zusammenspiel boten dann die beiden Werke für Männerchor und Alt-Solo. In der Rhapsodie für Alt, Männerchor und Orchester hat Johannes Brahms einen Goethe-Text vertont. Die Mezzosopranistin Simone Garnier aus Friedrichsdorf interpretierte diese Solopartie mit großem Ausdruck, mal innig und eindringlich, dann wieder dramatisch und in allen Lagen klangschön und mit warmem Ton.

Das Orchester musizierte ebenso facettenreich und am Ende mündet das Werk in einen gemeinsam von Männerchor und Solistin gesungenen versöhnlichen Choral. Im Kontrast dazu lebt das „Ständchen“ von Franz Schubert, ebenfalls für Alt-Solo und Männerchor, vom neckischen Wechselspiel zwischen Solistin und Chor. Hier durfte das Orchester kurz pausieren, denn die Begleitung übernahm der Pianist Vincent Knüppe und das Konzert bekam dank des leichten und transparenten Musizierens aller Beteiligten kurzzeitig einen kammermusikalischen Charakter. Nach diesem Intermezzo folgte mit der „Fantasie“ für Klavier, Chor und Orchester von Ludwig van Beethoven wieder ein groß angelegtes Werk.

Den äußerst anspruchsvollen Klavierpart übernahm Vincent Knüppe, ein vielseitiger und schon bekannter junger Musiker aus Seligenstadt, der in Frankfurt Kirchenmusik und Musikwissenschaft studiert. Beethoven hat sein Werk zunächst wie ein Klavierkonzert angelegt. Es beginnt mit einer großen Einleitung für Klavier solo, von Vincent Knüppe höchst virtuos dargeboten, dann setzt das Orchester ein und gemeinsam bewegen sich die Musiker dann durch die komplexe Verarbeitung der Themen und Variationen Beethovens. Das gemeinsame Musizieren war von großer Spielfreude geprägt, die solistischen Passagen der Bläser gelangen hervorragend, die Streicher überzeugten mit präzisem Spiel und Vincent Knüppe bestach sowohl in den kraftvollen als auch in den spielerisch-virtuosen Passagen.

Als Höhepunkt kommt dann in der Reprise noch der große gemischte Chor hinzu. Die Sängerinnen und Sänger sangen mit dem notwendigen großen Klang aber dennoch präzise dieses mitreisende Finale.
Die Dramaturgie war perfekt aufgebaut, denn dieses Finale im Stile von Beethovens 9. Sinfonie riss das Publikum zu stehenden Ovationen und „Bravo“-Rufen hin, die aber dem gesamten Programm und allen Solisten galten.