KUNST- UND KULTURGEMEINDE Kammerorchester Wernigerode spielt frühe Werke bekannter Komponisten Spannende Lehrstunde in Sachen Wiener Klassik

Mit großer Spielfreude punktete das Ensemble um Solistin Jeanne Christée an der Violine und Dirigentin Magdalena Klein. Bild: Strohfeldt

Langen – Liebhaber der Wiener Klassik kamen beim jüngsten Konzert der Kunst- und Kulturgemeinde (KuK) voll auf ihre Kosten. Mit großer Spielfreude kann das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode in der gut besuchten Stadthalle punkten: Das Ensemble um Dirigentin Magdalena Klein, die kurzfristig für den erkrankten Christian Fitzner einspringt, schließt mit der Darbietung eher selten gehörter Frühwerke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert die Lücke zwischen Kammer-, Sinfonie- und Solokonzert.

Im Mittelpunkt des Abends steht die Solistin Jeanne Christée, die nicht nur eine international gefeierte Violinistin, sondern auch eine erfolgreiche Musikpädagogin ist. Auf der Bühne versteht sie sich als Vermittlerin zwischen Komponist und Publikum: „Die Musik muss einfach durch einen hindurchfließen. Meist lebt man dann ganz im Augenblick und hat fast nichts anderes im Kopf.“ Mozarts 5. Violinkonzert A-Dur (KV 219) ist quasi ein Pflichtstück für jede Geigerin und jeden Geiger und durch ein besonders vielschichtiges Ausdrucksspektrum gekennzeichnet. Christée legt die einleitende Solo-Partie melodisch einprägsam an, die ausgesprochen gesangliche Intensität ihrer Bogenführung findet ihre Entsprechung.

Heiter und unbeschwert beginnt der nächste Abschnitt, der dann allerdings in ein derbes „Allegro alla turca“ mündet, das der Komponist eigentlich als Ballettmusik im türkischen Stil skizziert, aber nie weiter ausgeführt hat. Hier zelebriert die Violinistin die absolute Beherrschung ihres Instruments und meistert die virtuosen Passagen brillant und makellos. Bei Mozarts etwas hausbacken daherkommender „italienischer“ Jugend-Sinfonie D-Dur von 1770 (KV 81) hält das Orchester die Balance zwischen auftrumpfender sinfonischer Kraft und kammermusikalischem Feinschliff, zwischen mozartischem Übermut und spätbarocker Ausgelassenheit.

Anders als seine Sinfonien, Lieder und Klavierstücke fristen die Ouvertüren von Schubert eher ein Schattendasein. Die „Ouvertüre im italienischen Stil Nr. 2“, C-Dur von 1817 (D 591), lässt die intensive Auseinandersetzung mit dem Kompositionsstil Gioacchino Rossinis spüren, ist jedoch ein völlig eigenständiges und originelles Werk mit bezaubernden Melodien. Temperamentvoll entspinnt sich ein munterer Dialog zwischen Klarinette und Fagott sowie Flöte und Oboe. Auch Beethovens sinfonischer Erstling wird heutzutage öfters unterschätzt. Zwar ist seine Orientierung an Haydn und Mozart offensichtlich, doch schon der einleitende dissonante Akkord lässt erahnen, dass künftig ein eigener, subjektiverer Weg eingeschlagen wird. Tatsächlich ist diese C-Dur-Sinfonie op. 21 ein ausgereiftes Meisterwerk, das vieles von dem aufzeigt, was in späteren Jahren für den Komponisten charakteristisch werden wird. Mit Witz, rhythmischem Elan und feurigem Tempo bringt die junge Dirigentin ihr Orchester hier richtig auf Touren. Anhaltender Applaus beendet die spannende Lehrstunde in Sachen Wiener Klassik.  
 pgs