Zu Besuch bei den Seligenstädter Wagenbauern in der Heimatbundhalle Zwischen Hasendraht und Pappmaschee

Es wird gewerkelt, gepinselt und geklebt. Derzeit herrscht reger Betrieb in der Heimatbundhalle, um die 26 Motivwagen zum Rosenmontagszug fertigzustellen. Bild: hackendahl

Seligenstadt – Es wird gesägt, geschraubt, geschweißt, genagelt, Draht zu Figuren geformt, Papier eingekleistert und auf die Drahtfiguren aufgeklebt. Und schon greifen weitere 20 Helfer zu Pinsel und Farbe. Denn insgesamt 26 Motivwagen müssen farbenfroh angestrichen werden. Was die bis zu 200 ehrenamtlichen Wagenbauer in der Halle des Seligenstädter Heimatbunds seit Jahresbeginn in den Abendstunden und an den Wochenenden leisten, ist vorbildlich.

„Ich komme seit zwei Wochen – bis auf Sonntag – jeden Tag in die Halle, um an unserem Motivwagen mitzuarbeiten“, sagt einer der vielen jüngeren Wagenbauer. „Hier wird bis zum Samstag vor Rosenmontag an den Wagen gearbeitet. Dann machen wir unser Wagenbauer-Richtfest“, erläutert Richard Biegel, Chef des Seligenstädter Heimatbunds.

Um den vielen Tausend Zuschauern beim Seligenstädter Rosenmontagszug mit abwechslungsreichen und aktuellen Aufbauten Freude zu bereiten, engagieren sich in den Wochen vor dem Höhepunkt der Fastnacht viele jüngere und ältere Helfer mit großem ehrenamtlichen Einsatz.

„Mehrere Tausend Arbeitsstunden kommen da schon zusammen, 5 000 werden es locker sein“, schätzt Heimatbund-Chef Richard Biegel. Samstagmittags schaut dann auch das Seligenstädter Prinzenpaar Nadja und Peter-Kilian I. mit seinen Pagen und Till Andre zum Frühstück für die Wagenbauhelfer vorbei. Gesponsort werden die samstäglichen Wagenbauer-Frühstücke von Gönnern und Sponsoren aus der fastnachtsverrückten Schlumberstadt. Und am vergangenen Samstag ist auch das Seligenstädter Kinderprinzenpaar Letitzia und Lukas I. zum Frühstück mit geschliffenem Vers bei den Wagenbauern dabei.

„Allein 20 Rollen Hasenkastendraht – im Fachjargon verzinktes Sechseckgeflecht genannt – sowie 6 000 Meter Rundeisen für den Bau der Figurenuntergestelle und 500 Meter Vierkantrohr habe ich in diesem Jahr für die Motivwagen bestellt“, erzählt Uwe Edler, seit zehn Jahren Chef der Seligenstädter Wagenbauer.

Hinzu kommen für die Grundaufbauten der 26 Motivwagen als Baumaterialien 800 Meter Dachlatten, 1 000 Quadratmeter Hartfaserplatten, acht Kubikmeter Holz (Sperrholz und Vierkantholzbalken) sowie gut 50 Kilogramm Kleister.

Des Weiteren kommen bis zu einer Tonne Zeitungspapier und weißes Druckerpapier, das auf die aus Drahtgeflecht geformten Figuren geklebt wird, hinzu. Inzwischen haben die Wagen nicht nur Gestalt, sondern auch Farbe angenommen – mit 1,5 Tonnen weißer Farbe und bunten Abdeckfarben, erläutert Uwe Edler.

Er fügt an, dass die Zuggruppen bereits ab Anfang November bei zwei Treffen von Wagenbauern und Fußgruppen Ideen sammeln. Eventuelle Überschneidungen, etwa bei Kostüm- oder Wagenideen, könnten da noch abgeändert werden, sagt Edler.

„Ihr Wagenbauer seid aus echtem Schlumberholz“, sagt das Seligenstädter Prinzenpaar und würdigt den Enthusiasmus der Wagenbauer. „Es wird gepinselt, gewerkelt und gelacht und manchmal auch ein Bierchen gezischt. Es ist eine wirklich tolle Arbeit, die ihr hier schafft.“

Von Holger Hackendahl